Dieselskandal geht weiter

Kostenloser Nahverkehr statt Subvention der Autoindustrie

Nach drei Jahren Dieselskandal und sechs Monaten Dürresommer hat die Autoindustrie erneut einen Sieg eingefahren, den wir teuer bezahlen müssen: Zu achtzig Prozent übernimmt der Bund die Kosten für die notwendige Nachrüstung kommunaler Dieselfahrzeuge in den 65 Städten mit hoher Stickoxidbelastung. Entschädigungen für VW-Kund*innen gibt es nach wie vor keine, aber Privatfahrer*innen in den vierzehn dreckigsten Städten dürfen sich gegen eine Prämie ein neues Dieselfahrzeug kaufen – das natürlich ebenfalls die Luft verpestet.

Von Conny Dahmen, Köln

Abgesehen von den Betrugsfällen bei VW ist Luftverpesten aber legal, also können sich VW, BMW und Co. auch legal weigern, Aufrüstungen zu bezahlen. VW und jetzt auch die Firmentochter Audi müssen zusammen mit 1,8 Milliarden Euro eher ein ziemliches mildes Bußgeld abdrücken. Dennoch erdreistete sich VW-Chef Diess, angesichts des – eher albernen – neuen EU-Beschlusses, dass Neuwagen im Jahr 2030 durchschnittlich 35 Prozent weniger CO2 ausstoßen sollen als 2020, einen angeblichen, „Feldzug gegen das Auto“ zu bejammern und unverhohlen mit Stellenabbau zu drohen.

In Wirklichkeit finanzieren wir mit horrenden Summen die Profite der Hersteller von Mordmaschinen. Der Autoverkehr ist in Deutschland Todesursache Nummer Eins: Jährlich sterben rund 3000 Menschen bei Verkehrsunfällen, jeden Tag gibt es rund tausend Verletzte. Hohe Feinstaubwerte und Stickstoffdioxid kosten jedes Jahr über 10.000 Menschen das Leben. Und die Motorisierungsrate steigt: Experten rechnen mit zwei Milliarden Autos im Jahr 2020 weltweit. So steigt auch der Anteil des Verkehrssektors an den gesamten Co2-Emissionen und liegt in fast allen Ländern der Welt bei zwanzig Prozent und mehr.

ÖPNV zum Nulltarif

Trotzdem werden Autokonzerne und Autoverkehr staatlich subventioniert. Bauliche Investitionen, Unfallfolgen, Straßenreinigung, Zusatzkosten bei der Polizei usw. – jedes Auto hierzulande kostet die Gesellschaft pro Jahr rund 2000 Euro zusätzlich, Umweltschäden noch nicht mir einberechnet. So zahlt jede*r von uns, vom Baby bis zum Greis, ob Autofahrer*in oder nicht. Gleichzeitig hat die gesamte Automobilbranche vergangenes Jahr mehr als dreißig Milliarden Euro Gewinne verzeichnet.

Anstatt noch einen Cent in diesen tödlichen Irrsinn zu stecken, müssen wir an diese Profite ran! Die Grünen promoten Elektroautos und das Ein-Euro-Ticket im Nahverkehr. Doch Elektroautos stehen genauso im Stau und verschieben das Abgasproblem nur in die Schornsteine der Kraftwerke. Statt unsinnigem Individualverkehr und wirkungsloser Fahrverbote brauchen wir eine Bahn in öffentlicher Hand, mit Tickets zu niedrigen Preisen, und einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs mit Fahrten zum Nulltarif als Alternative für alle.