Monsanto wird Bayer

Der Name geht – die Probleme bleiben

54,5 Milliarden Euro: Diese gigantische Summe bezahlte der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer für den US-Amerikanischen Saatgut- und Pflanzengifthersteller Monsanto.

Von Christian Walter, Aachen

Monsanto steht für viele für rücksichtslose Profitgier. Zu Recht: Wenn der Konzern Schlagzeilen machte, dann selten gute.

Beispiel Saatgut

Monsanto war Vorreiter in der Entwicklung genetisch veränderter Pflanzen: Durch Eingriffe in das Erbgut werden verbesserte Pflanzeneigenschaften versprochen, beispielsweise ergibigere Ernten oder geringere Anfälligkeit gegen Krankheiten und Schädlinge. Monsanto ist der weltweit dominierende Hersteller von Saatgut dieser Pflanzen. Das nutzt der Konzern bewusst aus.

In Mali beispielsweise lockte Monsanto Baumwoll-BäuerInnen mit günstigem Gen-Saatgut. Mit Verträgen wurden die BäuerInnen an den Konzern gebunden: Die Wiederaussaat eigener Samen war verboten. Um das durchzusetzen, reichte Monsanto viele Klagen ein. Die BäuerInnen kamen gegen den Konzern nicht an. Um harten Strafen zu entgehen, mussten BäuerInnen so Monsanto-Saatgut kaufen – jedes Jahr aufs Neue. In Indien berichteten AktivistInnen von stark gestiegenen Selbstmordraten unter verzweifelten KleinbäuerInnen.

Beispiel Glyphosat

Bekannt ist der Konzern auch für sein Pflanzengift Glyphosat. Eingesetzt wird es als Unkrautvernichtungsmittel – oft in Kombination mit glyphosatresistenten Pflanzen, die ebenfalls von Monsanto entwickelt wurden. Damit macht der Konzern gleich ein doppeltes Geschäft. Dabei schätzen ForscherInnen Glyphosat als krebserregend ein. Und es wird für das drastische Insektensterben mitverantwortlich gemacht: Heute gibt es 76 Prozent weniger Insekten als im Jahr 1990.

Monsanto bedroht die biologische Vielfalt

Es gibt weitere Vorwürfe gegen Monsanto: Bestechung, Einflussnahme auf Politik und Medien, Fälschung von Forschungsergebnissen. Gentechnisch veränderte Pflanzen wurden in großen Mengen auf Versuchsfeldern angebaut – ohne, dass die potenziellen Folgen auf artverwandte Pflanzen gründlich erforscht waren. Wenn sich genveränderte gegen konventionelle Pflanzen durchsetzen, bedroht das die Arten- und Sortenvielfalt. Dabei zeigen genveränderte Pflanzen oft erst nach einigen Jahren, dass sie Schwächen haben – dann sind ihre „Verwandten“ aber oft bereits verdrängt. Dieser Prozess ist kaum umkehrbar.

Monsanto zerstört also Existenzen, gefährdet unsere Gesundheit und greift gefährlich in die biologische Vielfalt auf unserem Planeten ein. Die angeblichen Ziele – den Hunger bekämpfen, armen BäuerInnen zu größeren Ernten verhelfen, Krankheiten heilen – sind dabei alle vorgeschoben. Es geht nur um eines: Profit.

Dagegen bildete sich vielfältiger Widerstand. Petitionen wurden geschrieben und hunderttausendfach unterzeichnet, Demonstrationen durchgeführt, Versuchsfelder für genmanipulierte Pflanzen zerstört. Dadurch wurden auch immer wieder Vorhaben des Konzerns durchkreuzt – so gab Monsanto nach jahrelangen erbitterten Kämpfen den Versuch auf, in Deutschland über sogenannte Versuchsfelder genmanipulierte Pflanzen einzuführen. Alle Felder wurden plattgemacht – selbst, wenn teure Sicherheitsdienste die Felder in Hochsicherheitszonen verwandelten.

Heute steht der Name Monsanto vor allem für rücksichtslose Profitgier auf Kosten von Menschen und Natur. Davon lässt sich Bayer nicht abschrecken. Mit der Übernahme wurde nur eine Änderung angekündigt: Der belastete Name wird aufgegeben, Monsanto heißt künftig Bayer. Die Geschäftspraxis wird sich nicht ändern.

Der Profit muss stimmen

Das ist im Kapitalismus nichts Ungewöhnliches. Wird ein Medikament entwickelt, geht es nicht darum, eine Krankheit zu bekämpfen. Wird eine ertragreichere Pflanze entwickelt, geht es nicht darum, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen. Produkte werden hergestellt, um sie mit möglichst hohem Profit zu verkaufen. Jede Studie, die eventuelle Gefahren eines neuen Produktes untersucht, ist teuer und frisst Zeit. Und die Konkurrenz schläft nicht, steht vielleicht kurz davor, das gleiche Produkt auf den Markt zu bringen. Dieses kapitalistische Grundprinzip führt regelmäßig dazu, dass unausgereifte Produkte auf den Markt geworfen werden.

Um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen, braucht es aktuell keine gentechnisch veränderten Pflanzen: Mit der aktuellen Nahrungsmittelproduktion könnten mindestens zehn Milliarden Menschen ernährt werden.

Für den Fortschritt

Die SAV ist keineswegs gegen Gentechnik. Sie bietet enorme Potenziale, beispielsweise in der Medizin. Sie birgt aber auch Gefahren, die den Planeten unwiderrufbar verändern können. Gäbe es eine wirtschaftliche Planung, die die Bedürfnisse von Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellt, und die demokratisch organisiert wäre, könnten die Potenziale der Gentechnik mit Bedacht und Vorsicht genutzt werden. Im Kapitalismus ist das undenkbar.