Dokumentiert: Stellungnahme des BAK RL zu „Deutschland abknicken“

Wir dokumentieren hier die Stellungnahme des Bundesarbeitskreis Revolutionäre Linke in der linksjugend [’solid] zur Debatte um das Flugblatt „Deutschland knicken“

Egal für welche Mannschaft du bist: wir wollen gemeinsam gegen Rechte und Rassisten kämpfen. Für gute Arbeit, Ausbildung und Soziales!

Stellungnahme des BAK RL zu „Deutschland abknicken“

Mit dem Flyer „Deutschland abknicken“, der zum Abreißen von Deutschland-Fahnen an Autos oder Gebäuden aufruft, hat es die linksjugend [’solid] bundesweit in die Medien geschafft. Die Flyer sind eine Neuauflage der Kampagne „Deutschland abknicken“ der antideutschen Gruppe Cosmonautilus in Berlin. Die Junge Union Wiesbaden hat deswegen sogar Anzeige erstattet. Wir sehen es als notwendig an, uns jetzt dazu zu äußern.

Natürlich ist es zutiefst heuchlerisch von Gruppen wie der Jungen Union, nun das Recht auf Eigentum hochzuhalten, wo uns doch ihre Mutterpartei und deren Freunde, die Bosse, schon seit Jahren das Geld aus der Tasche ziehen. Wir haben nichts gemein mit CDU, JU und wie sie alle heißen! Trotzdem sehen auch wir das Abknicken und Klauen von Deutschland-Fahnen nicht als Mittel an, das von Linken eingesetzt werden sollte, um ein Zeichen gegen Nationalismus zu setzen. Nationalfahnen zur WM sind Normalität und nicht jede/r, die/der diese trägt oder die Spiele der deutschen Mannschaft verfolgt, ist Nationalist oder gleich AfD-Anhänger. Wer den Menschen aber auf diese Art begegnet, verpasst die Chance, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, ob über Nationalismus oder die soziale Lage und Arbeitsbedingungen. Mit willkürlichem Vandalismus schießt man sich als Linke gleich ins Aus.

Was sollte ein sozialistischer Jugendverband während der WM thematisieren?

Generell bietet die Fußball-Weltmeisterschaft genügend Ansätze, um linke Politik zu propagieren. Ein internationales Sportereignis ist im Kapitalismus auch immer eine riesige Werbeveranstaltung für Unternehmen und Konzerne. Das Stadion ist prall gefüllt mit Werbebannern und die Geschäfte quillen über mit „Fußball-Produkten“ und Fan-Artikeln. Fußball ist ein Milliardengeschäft. Der FIFA geht es dabei um Ticketverkäufe und Übertragungslizenzen. Um die Profite zu erhöhen, wird es bei der WM 2026 auch 48 statt 32 Mannschaften geben. Der Sport steht hierbei nicht im Vordergrund. Mit Arbeitersport hat dieser Fußball nichts mehr zu tun. Während Spieler und Manager millionenschwere Abfindungen kassieren, müssen tausende Menschen schlecht bezahlte Arbeit leisten, um so ein Großevent überhaupt möglich zu machen. An der Seite dieser Menschen stehen wir, unabhängig von ihrer Nationalität, und setzen uns für höhere Löhne und gute Arbeitsbedingungen ein.

Und auch darüber müssen wir während der WM sprechen. Denn für die Regierung ist jedes internationale Sportevent eine willkommene Ablenkung für unpopuläre und antisoziale Maßnahmen. Tausende Azubis die gegen den Ausverkauf unseres Gesundheitssystems auf der Straße stehen, die tiefe Krise, in die sich die Herrschenden über das Thema der Abschiebungen gestürzt haben, die Repressionen in den neuen Polizeigesetzen der Bundesländer – all das will man uns durch ein paar spannende Spielzüge und Partypatriotismus vergessen machen!

Wie steht ihr jetzt zu Nationalfahnen?

Natürlich lehnen wir als internationalistische SozialistInnen das Tragen von Nationalflaggen eines imperialistischen und kapitalistischen Staates ebenfalls ab. Durch das Hochhalten des Nationalgefühls werden die wahren Unterschiede in der Gesellschaft, die zwischen den Klassen, verdeckt. Gerade zu einem Ereignis wie der Weltmeisterschaft wird das Bild dieser falschen Einheit von Arbeitgebern und Beschäftigten gestärkt. Dabei haben Du und Dein Boss nichts gemeinsam bis auf das Deutschland-Trikot. In den Stadien stehen auch Politiker wie Merkel oder Putin, die gemeinsam mit den Zuschauern applaudieren und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugen wollen. Dabei sind sie es, die unser tägliches Leben durch ihre Politik für das Kapital verschlechtern. Durch gemeinsame Kämpfe lassen sich auch die falschen Trennlinien, wie Nationalität, Herkunft, Religion oder Geschlecht, überwinden und ein Klassenzusammenhalt schaffen. Damit bekämpft man Nationalismus und Ausgrenzung – und nicht mit individuellem Kleinkrieg gegen Deutschland-Fahnen. Wenn wir das schaffen, werden die Menschen von selbst die Nationalfahnen ablegen und die rote Fahne hochhalten – auf der Straße und im Betrieb, und nicht nur zur EM/WM.