Pflege statt Profit

Unterstützt Streiks und Volksentscheide für mehr Personal im Krankenhaus

162.000 Stellen fehlen in deutschen Krankenhäusern, in Berlin sind es allein 3000 in der Krankenpflege. Auch in der Altenpflege klafft eine Lücke von 40.000 Pflegekräften.

Von Marie Schulpig, Berlin

Die GroKo brüstet sich damit, das Problem anzugehen. Dabei will sie gerade mal 8000 neue Stellen in der Altenpflege schaffen, das entspricht 0,6 Prozent pro Pflegeeinrichtung. In Bezug auf die Krankenpflege wird erst gar keine Zahl genannt, aber Personaluntergrenzen versprochen. Wie diese aussehen sollen, bleibt völlig offen. Das ist viel zu wenig, um die momentan Beschäftigten nur annähernd zu entlasten. Des Weiteren soll die Krankenhausfinanzierung verändert werden. Tarifsteigerungen sollen refinanziert und die Kosten des Pflegepersonals unabhängig von den Fallkostenpauschalen berechnet und erstattet werden. Wird so die Unterfinanzierung von einem Punkt zum anderen verschoben?

Nach der Hochzeit noch zum Dienst

Aber anstatt ständig nur negativ über die Pflege zu berichten, solle man, wie es der CDU-Gesundheitspolitiker Erwin Rüddel verlangt, positiv von ihr berichten. Das locke viele wieder zurück in ihren Beruf. Jedoch ist das, was Pflegende in ihrem Alltag erleben, alles andere als schön und wunderbar. Man kann es nicht positiv darstellen, dass „…du morgens um sieben Uhr die liebe, alte Dame auf der Toilette sitzend findest, weil die Nachtschwester ihr um 02:08 Uhr gesagt hat, sie komme gleich wieder. Und diese sie vor lauter Arbeit einfach vergessen hat.“ Oder du an deinem eigenen Hochzeitstag noch zum Spätdienst erscheinen sollst, weil deine Trauung ja am Vormittag ist (#twitternwierueddel). Wut, Erschütterung und Fassungslosigkeit dürfen sich nicht nur auf Twitter oder anderen sozialen Netzwerken breit machen. Der Druck muss durch Streiks in den Krankenhäusern weiter aufrechterhalten und vor allem gesteigert werden. Hierfür ist dringend eine Strategie der bundesweiten Tarifbewegung Entlastung durch ver.di nötig. In Berlin und Hamburg haben sich zudem Bündnisse entschlossen, Volksentscheide für mehr Personal und dementsprechend gesunde Krankenhäuser auf den Weg zu bringen. Die SAV unterstützt seit Beginn der Streiks an der Charité die Kämpfe, die angestrebten Volksentscheide und setzt sich für ein bedarfsgerechtes, örtliches und kostenloses Gesundheitswesen ein.