Rape culture

Organisiert euch gegen sexualisierte Gewalt!

Dieser neue Roboter ist nur der Gipfel des Eisberges eines Systems, das uns vermittelt, dass Frauen nicht nur willen- und charakterlose Objekte sind, sondern auch Waren für Profite. Sie ist der neueste Verkaufsschlager einer Firma, die Sexroboter verkauft: ‘Frigid Farrah’. Wie der Name schon sagt. Frigide ist sie. Zurückhaltend und schüchtern. Fasst man sie an, so wehrt sie sich. Sie wurde entwickelt, damit Männer ihre Vergewaltigungsfantasien an ihr ausleben können.

Von Marlene Frauendorf, Berlin

Was in mir Wut und Ekel auslöst, ruft bei anderen das Argument hervor, es sei doch besser, diese Männer vergewaltigen Puppen, anstatt ihre Fantasien an echten Menschen auszuleben. Dieses Argument ist aus mehreren Gründen falsch. Zum einen ist dieser Roboter wahnsinnig teuer und startet preislich bei mehreren tausend Euro, kaum ein Mensch kann sich so etwas leisten. Zum anderen sagt das Verkaufen und Produzieren dieser Puppe aus, dass es okay ist, Frauen als wehrloses Objekt anzusehen und reproduziert und verharmlost dieses widerliche Bild. Doch diese Puppe ist nur eines von vielen Beispielen, wie Vergewaltigungen an Frauen in der Gesellschaft heruntergespielt und damit legitimiert werden.

Legitimation von Vergewaltigung

Das ganze nennt sich rape culture und beschreibt genau das: das Herunterspielen und Legitimieren von Vergewaltigungen. Zu einer solchen Stimmung trägt bei, dass Frauen in Werbung und Medien in den letzten Jahren immer stärker zu Objekten degradiert wurden. Damit gehen Meinungen einher, dass Frauen weniger wert seien und dass sie selbst Sorge dafür zu tragen haben, nicht widerlich belästigt zu werden oder eben schlimmeres. Dabei wird Frauen entgegengebracht, dass die Art und Weise, wie sie sich kleiden, schminken oder verhalten, potenzielle Vergewaltiger anzieht und sie selbst die Ursache des Problems seien und sich auch um die Lösung kümmern müssen. Oft werden die Opfer und nicht die Täter bestraft.

Gesetzeslage

So sieht auch die Gesetzeslage aus. Das Opfer muss nachweisen können, dass es „Nein“ gesagt hat und der Täter es auch als solches verstanden hat. Das ist respektlos und grausam Opfern gegenüber und einer von mehreren Gründen, warum viele Frauen sich nicht trauen, ihre Vergewaltiger anzuzeigen. Die Verschärfung des Sexualstrafrechts 2016 war zwar in einigen Punkten eine Verbesserung, hat aber nichts Grundlegendes geändert.

Bisher werden von durchschnittlich 100.000 Vergewaltigungen jährlich in Deutschland nur rund 8000 angezeigt. Von diesen wiederum kommen laut Bundesagentur für Justiz nur 1300 zur Anklage und nur 1000 Täter werden verurteilt (taz 21.08.2017). Laut Zeit-online (17.04.2014) haben im Jahr 1994 noch 21,6% der Frauen, die eine Anzeige erstatteten, die Verurteilung des Täters erlebt. Viele Frauen haben Angst, von Behörden und ihrem Umfeld gedemütigt und verurteilt zu werden. Man kann sich also nicht auf die Hilfe von Justiz und Staat verlassen, denn unter anderem diese Institutionen unterstützen die Verdrehung von Täter und Opfer. Es gilt gemeinsam dagegen anzukämpfen und sich zu organisieren, gegen sexualisierte Gewalt und deren Verharmlosung.