Fusion von ThyssenKrupp und Tata Steel

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Für den Erhalt aller Arbeitsplätze und Verstaatlichung unter Arbeiterkontrolle!

Nach eineinhalb Jahren der Verhandlungen haben sich die beiden Stahlkonzerne ThyssenKrupp und Tata Steel am 20. September auf eine Zusammenlegung ihrer europäischen Stahlsparten geeinigt. Im Zuge dieser Fusion sollen europaweit insgesamt 4000 Arbeitsplätze abgebaut werden, davon 2000 in der Produktion. Betroffen könnten auch Standorte im Ruhrgebiet sein: Noch am Mittwoch kam es zu einer spontanen Arbeitsniederlegung der Duisburger Stahlkocher; für den 22. September ruft die IG Metall zu einer gemeinsamen Kundgebung in Bochum auf.

von Daniel Kehl, SAV Dortmund

Die durch Überkapazitäten und starke Weltmarktkonkurrenz gebeutelten und hoch verschuldeten Stahlkonzerne erhoffen sich von der Fusion einen Befreiungsschlag. ThyssenKrupp-Boss Heinrich Hiesinger sprach von einer besseren Aufstellung, „um den strukturellen Herausforderungen von Europas Stahlindustrie zu begegnen“. Erkauft werden sollen die besseren Bilanzen mit dem Schicksal von insgesamt 4000 Beschäftigten, deren Stellen die Chefs in beiden Unternehmen zu gleichen Anteilen streichen wollen.

ThyssenKrupp beschäftigt alleine in Duisburg, wo Rohstahlproduktion, Walzwerke und Weiterverarbeitung angesiedelt sind, über 14.000 Menschen. In den Bochumer Warmbandwerken sind es weitere 2600. Zurecht befürchten die Beschäftigten, dass Teile dieser Stellen in Gefahr sind.

Widerstand

Kurz nach Bekanntgabe der Fusionsabsichten legten am Mittwoch Morgen 50 Stahlkocher des Duisburger Warmbandwerks ihre Arbeit nieder und hinterließen nur eine Notbesetzung von 20 Personen im Werk. Für Freitag, zwei Tage vor der Bundestagswahl, ruft die IG Metall zu einer Großkundgebung in Bochum auf, bei der über 5000 ThyssenKrupp-ArbeiterInnen erwartet werden.

Der Unmut der Beschäftigten ist berechtigt und auch politischer Druck auf die Unternehmensführung ist notwendig. DIE LINKE hat bereits angekündigt auf der Demonstration in Bochum mit einem eigenen Block Präsenz zu zeigen. Wir rufen dazu auf, sich zu beteiligen: Um 9:00 Uhr geht es von ThyssenKrupp Steel in der Essener Straße aus los!

Arbeitsplätze retten – von Stellenabbau bedrohte Standorte verstaatlichen!

Gleichzeitig geht die von der LINKEN NRW vorgeschlagene Lösung für die Strukturprobleme der Stahlbranche – die Gründung einer aus Landes- und Bundesmitteln finanzierten Industriestiftung – nicht weit genug. ThyssenKrupp hat enorme Gewinnen in der Vergangenheit erwirtschaftet, diese müssen nun zur Sicherung der Arbeitsplätze herangezogen werden. Die Überführung in öffentliches Eigentum ist notwendig, muss aber aber unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten geschehen. Die öffentliche Hand hat die Folgekosten von massenhafter Arbeitsplatzvernichtung durch die Privatwirtschaft lange genug getragen. Von Arbeitsplatzvernichtung betroffene Standorte müssen unter demokratischer Kontrolle der Belegschaften entschädigungslos enteignet werden. Gewerkschaften und KollegInnen müssen Einblick in die Geschäftsbücher bekommen, sie können am besten entscheiden, wie die Produktion weiterlaufen kann. Eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, Überführung der betroffenen Betriebe in öffentliches Eigentum und Planung der Produktion nach gesellschaftlichem Bedarf können die Arbeitsplätze retten!