Nachruf: Achim Kistermann

Wir trauern um einen langjährigen Genossen

Wir trauern um unseren langjährigen Genossen Achim Kistermann, der am 3. Januar 53-jährig den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Achim war vor über dreißig Jahren Mitglied der VORAN-Gruppe geworden (wie die SAV damals hieß) und seitdem ein überzeugter Sozialist.

Von Sascha Stanicic

Als ich im Herbst 1986 erstmals eine politische Veranstaltung besuchte, eine Filmvorführung der Jusos in Aachen, war Achim der erste Genosse, den ich traf. Denn er war schon eine Viertelstunde vor Beginn der Veranstaltung vor Ort. Seine Pünktlichkeit war wahrscheinlich Ausdruck seiner proletarischen Herkunft und der Tatsache, dass er selbst ein junger Arbeiter war. Ende der 1980er Jahre war Achim einer unserer Aktivposten und Mitglied im Aachener Stadtvorstand. Uns verband seitdem eine Freundschaft, die nicht nur in der gemeinsamen politischen Überzeugung eine Basis hatte, sondern auch in der Leidenschaft für „unseren“ Fußballverein Alemannia Aachen und in der Freude am Leben. Mit Achim konnte man sich Nazis gemeinsam in den Weg stellen, über marxistische Literatur diskutieren, aber eben auch an der Theke versacken und sich spontan ins Auto setzen, um 600 Kilometer zum Auswärtsspiel der Alemannia fahren.

Achim (ganz rechts) bei einer Aktion gegen Nazis 1987 in Aachen.

Achim war kein Mann der großen Worte, ein bescheidener Arbeiter, auf den man sich verlassen konnte. Unzählige Male hat er unser Kopiergerät repariert – „immer bereit über einen Witz und das Leben zu lachen“, wie es ein Genosse formulierte. Anfang der 1990er Jahre zog er sich für eine Zeit aus dem politischen Leben zurück, wurde Vater von drei Kindern und arbeitete hart und in mehreren Jobs, um finanziell über die Runden zu kommen. Als wir uns wieder trafen und er seine Mitgliedschaft, nun in der SAV, erneuerte, hatte er nichts von seinen sozialistischen Überzeugungen verloren.

Achim (zweiter von links) bei einem Protest vor der israelischen Botschaft für die Freilassung eines inhaftierten palästinensischen Sozialisten.

Als er vor anderthalb Jahren die schreckliche Diagnose eines Gehirntumors bekam, intensivierte er seine politische Aktivität wieder, als ob er angesichts des drohenden Todes deutlich machen wollte, wie wichtig ihm der Kampf für eine humane, sozialistische Welt ist. Den Tod hat er lange Zeit nur ausgelacht und sich seinen Optimismus nicht nehmen lassen. Immer setzte er sich in diesen letzten schweren Monaten Ziele. Eines war die Sozialismustage in Berlin im letzten Jahr zu besuchen, was er, obwohl an den Rollstuhl gefesselt, auch tat.

Wir verlieren einen Genossen im besten Sinne des Wortes. Ich habe meinen langjährigsten Freund verloren. Unser Mitgefühl gilt seiner Partnerin und Genossin Birgit, seinen Kindern, seinem Bruder und seinen Eltern.