Slowenien: Kampf gegen Privatisierung

koperInterview mit den Hafenarbeitern Boris Bradac und Mladen Jovicic

Sie haben Anfang Juli den Hafen von Koper blockiert und damit erfolgreich gegen eine geplante Privatisierung protestiert. Welche politischen Interessen stehen hinter den Privatisierungsversuchen?

Jede Regierung seit der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens 1991 hat versucht, den Hafen zu privatisieren, und es gibt immer Druck von außen. Einer der wichtigsten Interessenten ist die Deutsche Bahn. Aber auch die Österreichischen Bundesbahnen dürften interessiert sein, denn Koper ist auch der wichtigste Hafen für österreichische Produkte. Im Endeffekt ist es aber egal, woher das Kapital kommt, sie alle wollen ein neoliberales Konzept in Koper etablieren.

Was war der konkrete Auslöser für den Streik vom 1. bis zum 5. Juli?

Am Anfang muss ich sagen, dass es kein Streik war, denn den muss man legal ankündigen. Wir haben eine spontane Blockade des Hafens organisiert. Am Freitag, dem 1. Juli, haben wir zu arbeiten aufgehört und mit den schweren Maschinen den Eingang zum Hafen blockiert.

Der Grund war, dass die Regierung die Lizenzvergabe für den Hafen ändern will. Das würde dazu führen, dass private Konzerne sich in den Hafen einkaufen können. Das wären die ersten Schritte in Richtung Privatisierung, und das wäre verheerend für die mehr als eintausend Beschäftigten.

Wie ist die Blockade abgelaufen?

Die neuen Regeln sollten auf der Eigentümerversammlung am 1. Juli beschlossen werden. Ursprünglich wollten wir die blockieren. Aber die Regierung hat Spezialeinsatzkräfte nach Koper gebracht, um das zu verhindern. Deshalb haben wir uns am Abend davor entschieden, den Hafen zu versperren. In nur wenigen Stunden haben wir eine sehr starke und radikale Aktion auf die Beine gestellt. Als wir am Morgen des 1. Juli, einem Freitag, durch den Hafen gefahren sind, um Leute zu mobilisieren, mussten wir niemanden lange überreden. Jeder war sofort bereit loszulegen. Nach eineinhalb Stunden waren schon 850 Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Blockade.

Wie haben Sie sich während der Blockade organisiert?

Schon zwei Tage davor hatten wir eine Versammlung auf dem Parkplatz vor dem Hafen einberufen, zu der etwa 700 Beschäftigte kamen. Das hat allen gezeigt, dass wir zu Großem in der Lage sind.

Die Blockade selbst war „horizontal“ organisiert. Wir haben sehr viele in die Entscheidungen und die Planung einbezogen und Gruppen gebildet, die sich die verschiedenen Schichten und Positionen aufgeteilt haben. Viele hatten Angst vor dem Vorgehen der Regierung. Wir haben also eine gute Organisation gebraucht, um dem Druck standzuhalten.

Wie hat die Regierung reagiert?

Es gab viel Hetze gegen uns. Der Premierminister hat uns als „Attentäter“ gegen den Staat bezeichnet. Am zweiten Tag kamen die Spezialeinheiten und warteten ein paar Stunden lang in der Nähe des Hafens. Wahrscheinlich ging es ihnen darum, uns einzuschüchtern.

Auch am Sonntag war die Situation kritisch, weshalb wir alle Arbeiterinnen und Arbeiter aufgerufen haben, ihre Familie und Freunde mitzubringen. So wollten wir zeigen, dass wir keine Minderheit sind. Am Abend waren 1600 Menschen am Hafen, die zusammen protestiert und gefeiert haben. Das hat auch die Medienberichterstattung zu unseren Gunsten gewendet.

Am Montag, also am 4. Juli, war der Premierminister dadurch gezwungen, sich öffentlich von den Privatisierungsversuchen zu distanzieren, und einen Tag später haben wir die Blockade beendet.

Wie wird es nun weitergehen?

Der Protest reichte, um die Regierung fürs erste zum Einlenken zu bewegen. Aber sie werden sicher wieder versuchen zu privatisieren. Es gibt starken Druck von internationalen Konzernen, und wir hoffen, dass wir stark und organisiert genug sind, um solche Versuche auch in Zukunft abzuwehren. n

Mladen Jovicic und Boris Bradac sind aktiv in der 2007 gegründeten „Kranführergewerkschaft des Hafens von Koper” (SZPD). Das Gespräch führte Christoph Glanninger. Es erschien zuerst in der Tageszeitung junge Welt