Tatort Berlin-Hellersdorf

Foto: http://www.flickr.com/photos/ekvidi/ CC BY-NC 2.0
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Nazis hetzen gegen Flüchtlingsheim

Am Montag, den 19. August zogen die ersten der 200 Flüchtlinge in die Notunterkunft in Berlin-Hellersdorf ein. Im Vorfeld hatte sich bereits eine Bürgerinitiative gegründet, welche sich gegen das Heim aussprach.

von Tom Hoffmann, Berlin

Bei einer Bürgerversammlung am 9. Juli hatten NPD-Landeschef Sebastian Schmidtke und Co. zum ersten Mal die Stimmung mit rassistischen Vorurteilen angeheizt. Am Ankunftstag standen sich dann Gegner und Befürworter vor dem Heim gegenüber. Ein Anwohner zeigte den Hitler-Gruß. Bei der NPD-Kundgebung vom 20. August trafen rund 20 Nazis auf den Widerstand von etwa 600 AntifaschistInnen und AnwohnerInnen.

„NPD-Flaggschiff versenken“

Am Samstag, den 24. August sollte bei einer weiteren rechtsextremen Mobilisierung auch das sogenannte „NPD-Flaggschiff“ dabei sein, ein umgebauter LKW mit Soundanlage. Letztlich fanden sich 100 NPDler, darunter auch Udo Voigt, zur Kundgebung ein.

Natürlich konnten die Nazis nicht einfach so ihre rassistischen Parolen skandieren (die wieder einmal kaum zu ertragen waren – „Maria statt Scharia“ war da nur der Anfang). Gut 800 AntifaschistInnen waren dem Aufruf „NPD-Flaggschiff versenken“ gefolgt. Dazu hatte ein breites Bündnis aufgerufen, unter anderem DIE LINKE, SPD und Grüne.

Mit Trillerpfeifen, Sprechchören und einem Lauti konnten wir die Nazis bei ihrer Kundgebung stören. Leider gab es bei der Gegenkundgebung keine Redebeiträge. Dabei hätte man erklären können, warum die Fluchtursachen und nicht nicht die Flüchtlinge bekämpft werden müssen.

Mahnwache gegen Rechts

Nach wie vor ist eine Mahnwache aufgebaut, welche das Heim vor möglichen Angriffen schützt und über die Asylpolitik aufklärt. Ich übernahm kürzlich ebenfalls eine Schicht. Bei den AnwohnerInnen, die vorbeikommen, reichen die Meinungen von Solidarität mit den Flüchtlingen bis zu rassistischen Ressentiments. „Die AnwohnerInnen“ gibt es also nicht. Es ist auch falsch, alle, die Vorbehalte gegen das Heim haben, in eine Schublade zu stecken. Betont werden muss, dass nicht die Flüchtlinge daran schuld sind, dass in Hellersdorf Spielplätze verfallen und Sozialleistungen gestrichen werden.

Zum Ende meiner Schicht bei der Mahnwache wurde die Situation angespannter. Wir stellten fest, dass mindestens drei Nazis uns von verschiedenen Punkten aus beobachteten.

AntifaschistInnen sollten dafür eintreten, dass die Flüchtlinge nicht in Sammelunterkünften zusammengepfercht, sondern in ordentlichen Wohnungen untergebracht werden. Falls es nötig ist, müssen wir auch wieder nach Hellersdorf und uns den Nazis in größerer Zahl entgegenstellen.