„Mehr von uns ist besser für alle“

foto_buendnisBündnis „Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus“ gegründet

Mit circa einhundert Anwesenden sprengte die Beteiligung am Gründungstreffen des Bündnisses „Berlinerinnen und Berlin für mehr Personal im Krankenhaus“ alle Erwartungen. Der Versammlungsraum in der ver.di Bundeszentrale war brechend voll, als Dana Lützkendorf für die ver.di-Betriebsgruppe am Universitätsklinikum Charité die Anwesenden begrüßte und darlegte, dass es um die Schaffung eines Mitmach-Bündnisses geht.

Von Sascha Stanicic

Hintergrund der Bündnis-Gründung sind die Tarifverhandlungen an der Charité. Hier fordert die Gewerkschaft ver.di einen Tarifvertrag zur Mindestbesetzung. Die KollegInnen an Europas größter Universitätsklinik wollen nicht warten, bis es (möglicherweise) zu einer gesetzlich festgelegten Personalbemessung kommt und marschieren voran, um eine tarifliche Regelung zu erkämpfen. Damit wollen sie gleichzeitig Beispiel für andere Krankenhausbelegschaften sein und den politischen Kampf für eine gesetzliche Regelung stärken.

Die Beteiligung an der Veranstaltung war breit aufgestellt. Neben Beschäftigten der Charité und vom Charité Facility Management (CFM) waren, eine Reihe von ver.di-Mitgliedern aus verschiedenen Fachbereichen und Mitgliedern der Partei DIE LINKE, eine Vertreterin der jungen GEW Berlin und andere GewerkschafterInnen anwesend, Aktive aus dem Solidaritätskomitee für die CFM-Beschäftigten und vom Forum Betriebe, Gewerkschaften und soziale Bewegungen, eine Gruppe von Medizin-Studierenden, linke Gruppen, weitere Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen. Sogar Jusos, „Gewerkschaftsgrüne“ und Christliche Arbeitnehmerschaft hatten VertreterInnen geschickt.

Stephan Gummert, Personalrat und Gewerkschaftsvertreter an der Charité, nannte die Entwicklung für Beschäftigte eine „Brutalisierung der Arbeitsbedingungen“ und legte ausführlich und eindrucksvoll die inakzeptable Personalsituation in den Charité-Kliniken dar. 300 Vollzeitstellen fehlen dort, was für die Beschäftigten oftmals unerträgliche Arbeitsbelastungen bedeutet. Basierend auf internationalen Studien legte er dar, dass „Unterbesetzung tötet“, weil die Mortalitätsrate mit sinkendem Personalstand in Krankenhäusern steigt. Seine Schlussfolgerung: das Gesundheitssystem versagt!

Conny Koop von der ver.di Betriebsgruppe trug dann eine Reihe von konkreten Beispielen aus den verschiedenen Stationen und Funktionsbereichen für die Überlastung der KollegInnen vor, die unter den Anwesenden zu ungläubigem Kopfschütteln und großen Augen führten. Eine Kollegin einer Entbindungsstation fasste ihre Erfahrungen mit dem Begriff „gefährliche Pflege“ zusammen.

Ver.di fordert für das Pflegepersonal eine Quote von einer Pflegekraft auf fünf PatientInnen auf einer Normalstation, ein Verhältnis von 1:2 auf Intensivstationen und „keine Nacht allein“ für Pflegekräfte in der Nachtschicht. Die Leiterin des zuständigen Fachbereichs 3 von ver.di Berlin/Brandenburg, Meike Jäger, wies darauf hin, dass Krankenhausbeschäftigte bundesweit auf die Auseinandersetzung in Berlin schauen und diese einen Beispielcharakter hat.

Das Bündnis wird mit einem Massenflugblatt und Unterschriftenlisten in den nächsten Wochen auf die Straßen und Plätze ziehen, um die Forderungen der Charité-Beschäftigten bekannt zu machen und Unterstützung zu mobilisieren. Eine Webseite wird eingerichtet und Veranstaltungen sind geplant. In vier Arbeitsgruppen wurden Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet. Das Thema soll in die anderen ver.di Fachbereiche, DGB-Gewerkschaften und Parteien getragen werden. Der Bundestagswahlkampf soll genutzt werden, um den Druck auf die politisch Verantwortlichen zu erhöhen. Eine Verknüpfung mit den Arbeitskämpfen im Einzelhandel und der Berliner LehrerInnen wurde ebenso angeregt, wie der Aufbau von Verbindungen zu Patientenvertretungen.

Die Versammlung war ein gelungener Auftakt für die Organisierung breiter gesellschaftlicher Unterstützung für die Tarifforderungen von ver.di an der Charité.

Kontakt zum Bündnis: charite.buendnis@gmail.com

www.facebook.com/ver.di.charite.buendnis

 

Unterschriftenliste und Infoflyer:

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