Für höhere Löhne kämpfen!

igmetallTarifrunde bei Metall und Elektro

Die Tarifrunde in der Metallindustrie steht an. Setzen sich die Unternehmer durch, heißt es für die Beschäftigten wieder einmal „maßhalten“.

von Torsten Sting, Rostock

Geht es nach den Herrschaften, die mit Rolex, Dienstwagen und Luxusvilla ein bescheidenes Dasein fristen, dann soll es im laufenden Jahr für die 3,7 Millionen Kolleginnen und Kollegen der Branche Reallohnsenkungen geben.

Gewinne

Dabei ist die wirtschaftliche Lage trotz der tiefen Krise in Südeuropa in einigen Betrieben (noch) relativ gut. So schüttet allein der Siemens-Konzern 2,5 Milliarden Euro Dividende an seine Aktionäre aus. Bei Daimler beläuft sich der Ausschüttungsbetrag auf 2,35 Milliarden.

Weshalb sollten die Beschäftigten bescheiden sein?!

Löhne werden aufgefressen

Die Forderung der IG Metall nach 5,5 Prozent mehr Geld in zwölf Monaten kann man als ziemlich bescheiden bezeichnen. Aus etlichen Betrieben wurden größere Zahlen ins Spiel gebracht.

Das beschlossene Ziel muss nun mit Nachdruck auch erkämpft werden. Dies ist angesichts steigender Lebenshaltungskosten (Energiepreise, Mieten) bitter nötig.

Die Laufzeit darf nicht mehr als ein Jahr betragen – schließlich würden 5,5 Prozent bei 24 Monaten auf eine Halbierung des geforderten Ergebnisses hinauslaufen.

Gute Ausgangslage

Die Erfahrung lehrt, dass die Kapitalisten die Kohle nicht freiwillig rausrücken. Also müssen wir ihnen Feuer unter den Hintern machen!

Seit 2002 hat es (abgesehen von Warnstreiks) keinen regulären Streik mehr im Rahmen einer Tarifrunde gegeben. Daher sind die Kassen der IG Metall randvoll, so dass man sich vor einem Arbeitskampf nicht fürchten muss. Die Auftragslage vieler Betriebe ist derzeit noch prima, längere Produktionsausfälle wollen die Chefs daher vermeiden. Zudem haben in der letzten Zeit viele große und kleine Konflikte zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften gezeigt, dass die KollegInnen kampfbereit sind. Dies dürfte bei den MetallerInnen kaum anders sein.

Streik vorbereiten

Wenn die IG Metall einen flächendeckenden Arbeitskampf in die Wege leitet, ist die volle Durchsetzung der Forderung möglich. Dies bedeutet jedoch eine massive Konfrontation mit dem Kapital und der Merkel-Regierung.

Berthold Huber, der Vorsitzende der IG Metall, hat anderes im Sinn. Er wünscht sich eine „klassische“ Tarifrunde und redete schon vor Beginn der Verhandlungen davon, dass eine „3“ vor dem Komma stehen müsse.

Es wird großer Druck von unten nötig sein, um solchem Kompromissstreben vorzubeugen.

Die Tarifrunde der IG Metall sollte mit den Kämpfen in anderen Branchen vernetzt werden. So steht im Einzelhandel eine wichtige Auseinandersetzung an, bei Amazon entwickelt sich der erste Arbeitskampf.

Je größer und erfolgreicher die anstehenden Tarifkämpfe sich entwickeln, umso besser wird die Ausgangslage für die zukünftigen Konflikte sein, wenn die Krise auch die deutsche Industrie wieder voll erfasst.

Nachholbedarf

„In der Februar-Ausgabe der metall-zeitung erklärt unser IG-Metall-Vorsitzender Bertold Huber: ‚Es gilt, auch 2013 für alle Beschäftigten einen fairen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung durchzusetzen.‘

Nichts gegen einen ‚fairen Anteil‘ – aber erst mal müssen wir festhalten, dass es den seit Jahren nicht gibt. Zwar haben wir letztes Jahr ein bisschen was rausgeholt. Aber was war davor? 2008 wurde die damalige acht-prozentige Lohnforderung wegen des Krisenbeginns komplett fallengelassen. 2010 wurde erst gar keine Forderung aufgestellt. (…)

Deshalb müssen wir uns in dieser Tarifrunde einen Teil des Lohnverlustes der vergangenen Jahre zurückholen!“

„Alternative“ Nr. 40 von den „Alternativen Metallern“ bei Daimler in Berlin-Marienfelde

 „Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hat eindrucksvoll gezeigt, wir sind ein sehr reiches und wohlhabendes Land – nur ist das Vermögen falsch verteilt!

Deshalb muss es bei der (…) diesjährigen Tarifforderung heißen: Klotzen statt Kleckern!

Wir haben deutlich Nachholbedarf bei der Umverteilung – und zwar von oben nach unten!“

„Alternative“ Nr. 115 von Kolleginnen und Kollegen im Daimler-Werk Stuttgart Untertürkheim

„Die Lohnkosten spielen in den Unternehmen eine immer geringere Rolle. 1991 lag ihr Anteil am Umsatz in der Metall- und Elektroindustrie noch bei über 25 Prozent. Seither sinkt die Lohnquote von Jahr zu Jahr. 2011 lag sie gerade noch bei 16,1 Prozent.“

„Netzwerk-Info Extra zur Tarifrunde“ von der „Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken“