Bernd Köhlers CD und Buch „Keine Wahl“

cdundbuchLieder und Klassenkampf

Bernd Köhler begleitet als Liedermacher seit den 1970er Jahren die Arbeiterbewegung musikalisch. Auf der kürzlich bei „jump up Productions“ erschienen CD „Keine Wahl“ werden Lieder aus vier Jahrzehnten veröffentlicht und in dem gleichnamigen Begleitbuch die dazugehörigen Kampfgeschichten erzählt. Herausgekommen ist eine Geschichte großer und kleiner Kämpfe und ein eindrucksvolles Dokument über die Bedeutung der Kultur im Klassenkampf.

von Sascha Stanicic

Es sind Geschichten von Streiks und Betriebsbesetzungen, vom Kampf um Arbeit und Menschenwürde und von Solidarität. Sie werden erzählt von Teilnehmerinnen und Teilnehmern an diesen Kämpfen, die davon berichten, welche wichtige Rolle die Unterstützung von Künstlern wie Bernd Köhler in ihren Kämpfen gespielt hat – und welche Bedeutung das gemeinsame Singen und Musizieren für den Zusammenhalt und die Motivation in solchen Kämpfen erlangen kann.

 

Es ist das halbe Leben schon

Das Aufbegehr’n und die Aktion

Es ist wie schönster Sonnenschein

Treten wir für unsere Rechte ein

 

53 Tage Streik bei „Programma“ in Gerstetten im Jahr 1985, die Mönninghoff-Betriebsbesetzung 1984, der Kampf bei Alstom in Mannheim 2003, der Kampf um die 35-Stundenwoche 1984, Solidarität mit dem entlassenen NORA-Betriebsrat Helmut Schmitt 2012 – diese Kämpfe werden in den Liedern von Bernd Köhler wieder in Erinnerung gerufen.

Die Sängerin Joana schreibt über ihre Unterstützung des Kampfes bei Alstom: „Wir SängerInnen, MusikerInnen, KünstlerInnen können mit unserer Kunst etwas bewirken, denen eine Stimme geben, die sie nicht erheben können – bei vielfältigen Anlässen. Unsere Lieder nehmen uns in die Pflicht. Man hört uns zu und wir haben deshalb eine Verantwortung, ob wir einen Appell unterschreiben, bei einer Demo singen oder bei unseren ‚normalen‘ Konzerten in den Liedern unsere gesellschaftliche, politische Haltung zeigen: Nachdenklich, ernst oder ausgelassen und fröhlich. Mit unserer Unterhaltung können wir in den Köpfen und Herzen unserer ZuhörerInnen etwas bewirken, wir können sie bestärken, motivieren, erfreuen, informieren, trösten, ermutigen und anregen zu eigenem Fühlen, Denken, und Handeln.“

 

Wer kämpft, kann verlieren,

wer nicht kämpft, hat schon verloren.

Doch um unterzugeh’n,

wurden wir nicht geboren.

Jedes Ding hat zwei Seiten.

Es gibt keine Wahl,

verreck‘ oder wehr dich,

Kopf oder Zahl.

Es steht an der S-Bahn,

an der Brücke aus Stahl,

an Mauern und Wänden, es steht überall – lesen wir:

Es brennt im Revier,

es brennt im Revier.

 

In Zeiten von „Deutschland sucht den Superstar“ und der exzessiven Kommerzialisierung alles Kulturschaffenden gibt es leider viel zu wenige KünstlerInnen, die sich ihrer gesellschaftlichen Rolle nicht nur bewusst sind, sondern diese auch im Interesse von sozialem Widerstand einsetzen. Bernd Köhler ist einer dieser Wenigen. Aber er ging und geht einen Schritt weiter und singt nicht für die Betroffenen, sondern mit ihnen. Mit in Arbeitskämpfen geborenen Chören, mit Gewerkschaftsjugendgruppen, beim Streikposten und auf Demonstrationen. Damit hält er nicht nur eine alte Tradition der Arbeiterbewegung aufrecht, sondern gibt diesen Kämpfen und ihren KämpferInnen Kraft und stärkt das so wichtige Zusammengehörigkeitsgefühl.

 

Das kann doch nicht alles gewesen sein,

sechs Wochen im Regen stehn.

Und ab und zu etwas Sonnenschein,

das kann doch nicht alles gewesen sein,

das muss doch noch weitergehn.

 

Umso besser, dass seine Lieder und Texte auch noch gut sind. Kämpferisch, manchmal nachdenklich, kritisch, wütend und ehrlich. So bietet „Keine Wahl“ nicht nur einen Einblick in wichtige Klassenkämpfe dieser Republik, sondern es macht auch Spaß sich die Lieder anzuhören. Diesen wäre zu wünschen, dass sie in den kommenden Kämpfen entdeckt werden und als Kampflieder in Betrieben und auf der Straße erschallen. Bernd wird sicher so oft dabei sein, wie es ihm möglich sein wird.

CD und Buch zusammen kosten 25 Euro. Bestellungen über: Bernd Köhler (bk@ewo2.de) oder Tel: 0621 – 83 31 30 oder über www.jump-up.de .