Schließung von Opel Bochum schon Ende 2014?

Foto: flickr.com/29487767@N02 CC BY-NC-SA 2.0
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Erpress-Werk GM/Opel

Erst wird die Opel-Belegschaft im Ruhrgebiet über Jahre hinweg im Unklaren gelassen. Dann nimmt sich der Unternehmenschef Thomas Sedran im Dezember ganze 40 Sekunden, um auf einer Betriebsversammlung das Aus für 2016 zu verkünden. Und nun droht Stephen Girsky, der Vize-Chef des US-Mutterkonzerns General Motors (GM), mit einer Schließung zum 1. Januar 2015 – falls nicht weiterer Verzicht geübt wird.

„Was wir brauchen, sind weitere beträchtliche Einsparungen“, so Girsky. Schon in den Vorjahren hatten die Beschäftigten immer wieder auf Lohnbestandteile verzichtet, um Opel zu „sanieren“. Zuletzt wurde einer Stundung der ursprünglich ab Mai fälligen Lohnerhöhung von 4,3 Prozent zugestimmt.

Opel Bochum ist indes ein Paradebeispiel dafür, dass Verzicht keine Arbeitsplätze sichert. Zur Zeit des Streiks 2004 gab es im Betrieb noch 9.600 Stellen, inzwischen sind es keine 6.000 mehr.

Reaktion der IG-Metall-Spitze

Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht … Und was sagen die Gewerkschaftsoberen? Bereits zum Zeitpunkt der Schließungsankündigung riefen die Betriebsrats- und IG-Metall-Spitzen zur „Besonnenheit“ auf. Betriebsratschef Rainer Einenkel hielt es auf der Pressekonferenz am 10. Dezember für geboten, vor „blindem Aktionismus“ zu warnen. Auch nach den jüngsten Erpressungsversuchen schloss Einenkel einen Streik erst mal aus. Stattdessen will er auf das Solidaritätsfest zum 50-jährigen Bestehen der Fabrik am 3. März orientieren.

Europaweite Krise und Gegenwehr

Anderswo gibt es weniger Zurückhaltung. Im Peugeot-Werk Aulnay-sous-Bois in der Nähe von Paris wurde Mitte Januar ein Ausstand begonnen. Im Ford-Werk im belgischen Genk ruhten die Bänder in der zweiten Januarhälfte ebenfalls – dank des Streiks eines wichtigen Zulieferers, der von der für Ende 2014 geplanten Schließung auch betroffen wäre.

Die Einschläge kommen näher. Am 24. Januar schrieb die FAZ: „Der Automarkt bleibt auf Jahre hinaus schwach. Es gibt zu viele Fabriken.“ Seit Sommer 2012 wurde bereits die Streichung von 30.000 Arbeitsplätzen in Europas Autowerken bekannt gegeben, fünf Betriebe sollen dichtmachen. Fiat-Boss Sergio Marchionne fordert ein koordiniertes Abschlachten auf dem Kontinent – nach US-amerikanischem Vorbild (dort wurden in der letzten Rezession 18 Autofabriken plattgemacht).

Solidaritätskampagne und Widerstandskonferenz?!

Die „Alternative“-Gruppe bei Daimler in Berlin-Marienfelde fordert angesichts der Schließungspläne bei Opel Bochum von der IG-Metall-Spitze einen grundlegenden Kurswechsel. Auf ihrem Treffen am 27. Januar beschlossen sie einen Offenen Brief an den Vorstand der IG Metall. Darin plädieren sie dafür, im Bochumer Werk unmittelbar mit Beratungen über einen Ausstand zum Erhalt der Arbeitsplätze und des Betriebes zu beginnen. Die Belegschaft muss dabei unterstützt werden – so die Berliner „Alternative“ –, die Arbeit niederzulegen und eine breite Solidaritätskampagne in der ganzen Region, an allen Opel-Standorten und in der gesamten Branche loszutreten. Die IG Metall könnte dabei helfen, Delegationen in andere Werke zu schicken, um Solidarität einzufordern. In Bochum und Region könnten Versammlungen organisiert, bei anderen Betrieben, in Schulen und in Stadtteilen über den Arbeitskampf informiert und möglicherweise eine Großdemonstration auf die Beine gestellt werden.

Zudem wird darauf gepocht, dass die IG Metall jetzt ein Kampfprogramm ausarbeitet – eine gemeinsame Strategie für Gegenwehr. Vorgeschlagen wird konkret, dass die IG Metall in diesem Frühjahr eine offene Widerstandskonferenz von Vertrauensleuten der verschiedenen Autowerke in Deutschland und Europa mit internationaler Beteiligung durchführt.