Tom Adler geht in den (Un-)Ruhestand

Eine Würdigung des Aktivisten der Stuttgarter „Alternative“-Gruppe

28 Jahre Betriebsrat, 35 Jahre bei Daimler: Jetzt feierte Tom Adler am 9. November in der Gießerei im Werkteil Mettingen zusammen mit vielen KollegInnen seinen betrieblichen Abschied.

Das Werkteil Mettingen war seine Bastion gewesen und stellt das Rückgrat der „Alternative“-Gruppe dar. Dort hatte Tom Adler sich für die KollegInnen eingesetzt und war jahrelang „Stimmkönig“ bei den IG-Metall-Delegiertenwahlen. Diese Unterstützung bot die Grundlage dafür, sich mit den Daimler-Oberen und auch mit manchem Betriebsratsfürsten anzulegen.

Tom Adler war auch das Bindeglied zu dem Vorgänger der „Alternative“. Er war bereits in der legendären „plakat“-Gruppe von Willi Hoss und Hermann Mühleisen aktiv gewesen (in ihren Flugblättern hatte es geheißen: herausgegeben von „sozialistischen und kommunistischen Kollegen in der Daimler-Benz AG“). Diese Gruppe war ein Zusammenschluss oppositioneller IGM-Mitglieder, die Ende der sechziger Jahre aktiv wurden und zwischenzeitlich gezwungen waren, eine eigene Liste für die BR-Wahl aufzustellen; nicht zuletzt, weil sich vor allem die migrantischen Bandarbeiter nicht mehr von den KandidatInnen auf der offiziellen IGM-Liste vertreten fühlten.

Die „Alternative“-Gruppe von Stuttgart-Untertürkheim wurde 2005 gegründet. Jahrelang hatte sie den Vertrauenskörper der IG Metall in Mettingen dominiert. Als sie 1996 gegen Helmut Kohls Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall streikten, lösten sie damit eine Welle von Arbeitsniederlegungen aus, die das bereits beschlossene Gesetz noch kippten. 2004 initiierten die „Mettinger Rebellen“ die Besetzung der B 10 im Rahmen eines Standortkonflikts. Nachdem die IGM-Führung die „Alternative“ bei den Betriebsratswahlen 2006 zu einer eigenen Liste gezwungen hatte, erhielt diese im Werk Mettingen sogar die Mehrheit der Stimmen. 2010 traten die „Alternative“-Kollegen wieder auf einer gemeinsamen IGM-Liste an.

Engagiert, kritisch und unbequem hat Tom Adler nie aufgehört, die Profitlogik in Frage zu stellen. 2009 wurde er als Kandidat der LINKEN in den Stuttgarter Gemeinderat gewählt und gehört zu den Aktivposten der Bewegung gegen S21. Wir sind uns sicher, dass Tom kritischen und kämpferischen KollegInnen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird!