Charité-GewerkschafterInnen solidarisch mit griechischen ArbeiterInnen

Dokumentiert: Solidaritätsadresse der ver.di-Betriebsgruppe an der Berliner Charité an KollegInnen in Griechenland

γεια σου (jasu) Kolleginnen und Kollegen,

wir senden euch die besten solidarischen Grüße aus der Berliner Charité. Leider kann niemand von uns persönlich hier sein, aber wir sind gerade selbst in der Vorbereitung für einen neuen Arbeitskampf bei uns.

Worte sind keine große Hilfe angesichts dessen was euch widerfährt. Mit Bewunderung verfolgen wir euren Widerstand gegen die Spardiktate von EU und Troika. Auch wir haben im letzten Jahr gestreikt, haben 1500 Betten von 3000 Betten leer gestreikt gegen die Sparzwänge und Unterbezahlung unserer 14.000 Beschäftigten. Es sind dieselben die Euch und uns auspressen. Es sind dieselben gegen die wir Widerstand leisten müssen und leisten. Und deshalb sehen wir uns auch als Griechen wie ihr.

Die Berliner Charité ist die größte öffentliche Krankenhauseinrichtung in Deutschland. Die Sparzwänge der Politik führen zu immer mehr Privatisierung, von ganzen Häusern oder wie bei uns der Facility-Bereich von großen Teilen. Im Widerstand dieser unserer Tochtergesellschaft haben wir zumindest nach 100 Tagen Streik einen Mindestlohn erreicht.

Krankenversorgung ist ein hohes Gut, diese Verantwortung spüren und ertragen wir jeden Tag. Deshalb muss es aber auch hier darum gehen was gebraucht wird. Deshalb darf dies nicht durch Sparzwänge vernichtet werden. Deshalb darf dies nicht dem Profitinteresse geopfert werden. Deshalb ist unser Widerstand nicht nur für uns, für unsere Arbeit sondern für alle wichtig und unerlässlich.

In Deutschland führt das Gesundheitswesen dazu, dass mit immer weniger Personal immer mehr Patienten versorgt werden müssen. Wenn dann auch noch privatisiert wird, werden dann oben drein noch Rendite und Gewinne herausgepresst. Zwei Beispiele aus diesem Jahr:

Ein privater Krankenhaus-Konzern hat mit diesem Ziel während eines Streiks über 1000 Menschen gekündigt, das erste Mal das dies so in deutschen Krankenhäusern geschah. Der Widerstand war zum Glück erfolgreich.

Ein anderer Krankenhaus-Konzern hat mitten im Streik eine neue Tochtergesellschaft gegründet mit dem Ziel das die Streikenden müde werden mit immer neuen Chefs die Auseinandersetzung zu führen. Aber zum Glück streiken die Kollegen weiter.

Wir stemmen uns jetzt erneut an der Charité gegen diese Abwärtsspirale für Beschäftigte und Gesundheitsversorgung und wollen einen Tarif für Mindestbesetzung, egal was es kostet. Am 29.September gehen Menschen in Berlin und ganz Deutschland gegen diese menschenverachtende Profitlogik auf die Straßen. Aber all das ist bei weitem nicht genug. Wir müssen näher in unserem Widerstand zusammenkommen. Wir sind Brüder und Schwestern und brauchen den direkten Kontakt und Austausch mit euch. Wir müssen gemeinsam die Flamme werden die in ganz Europa einen Flächenbrand auslöst der die Geldgier der Banken und Profitinteressen vernichtet.

Unser Leitmotiv unserer Kämpfe an der Charité kommt, ganz europäisch, aus der irischen Arbeiterbewegung:

Die Mächtigen erscheinen nur groß, weil wir auf unseren Knien sind. Last uns aufstehen.

ευχαριστώ (efcharisto)

Carsten Becker

für die ver.di-Betriebsgruppe an der Charité