Gewerkschaftsjugenden

Ausbildung und Arbeit besser machen


 

Eine Ausbildung ist was Tolles. Man hat einen der begehrten Plätze bekommen, lernt im Betrieb, in dem man auch später noch arbeiten wird und in der Berufsschule alles, was man für den Beruf braucht und kann dabei endlich vom eigenen Geld unabhängig von Eltern und Ämtern leben. Schön wär"s!

In der Realität bedeutet die Ausbildung für viele Azubis miese Bedingungen und schlechte Löhne, zum Beispiel in der Gastronomie- und Hotelbranche, wo ständig Überstunden gemacht werden und die Ausbildungsvergütung schon mal unter 350€ im Monat liegen kann. Aber auch in anderen Bereichen reicht der Lohn meistens nicht zum Leben, wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnen will oder kann – zum Beispiel, weil der Ausbildungsbetrieb in einer weit entfernten Stadt liegt. „Durchschnittsazubis“ bekommen im 1. Lehrjahr 537,90€ und am Ende der Ausbildung immer noch nur 635,55€ monatlich. Davon müssen oft Fahrkosten zur Berufsschule und in einigen Berufen, für die es nicht überall Schulen gibt, auch noch Unterbringungskosten am Schulort bezahlt werden – die Kosten können im Bereich von 200€ pro Monat liegen. Nach der Ausbildung droht dann vielen Azubis die Arbeitslosigkeit, weil sie von ihrem Betrieb nicht übernommen werden.

Was tun?

Allein kann einE Azubi kaum etwas gegen schlechte Bedingungen ausrichten. Betriebe erhöhen normalerweise nicht einfach den Lohn, wenn sie einE EinzelneR darum bittet, bei Auseinandersetzungen mit AusbilderInnen sitzen diese am längeren Hebel und sogar die begrenzten gesetzlichen Rechte die es gibt, zum Beispiel auf den 8-Stunden-Tag, sind allein schwer durchzusetzen. Weil es gemeinsam mit anderen Azubis und ArbeiterInnen leichter ist, die eigenen Interessen durchzusetzen gibt es Gewerkschaften, die in Deutschland im DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) zusammengeschlossen sind.

There"s power in a union!

Der DGB und seine acht Mitgliedsgewerkschaften haben jeweils eine Jugendorganisation, die Azubis vernetzt und ihnen helfen soll, ihre Interessen durchzusetzen. Dazu organisieren sie Kampagnen wie die „Operation Übernahme“ der IGM-Jugend, vertreten die Interessen von Azubis und anderen jungen ArbeiterInnen bei Tarifverhandlungen und unterstützen die JAV (Jugend- und Auszubildendenvertretung) auf Betriebsebene bei der Arbeit. Sie beteiligen sich auch an „allgemeinpolitischen“ Kampagnen wie Protesten gegen Sozialkürzungen oder organisieren Busse zu den Massenblockaden gegen Nazis in Dresden am 18. Februar. Aber wie die oben beschriebenen Zustände zeigen, gibt es die Gewerkschaftsjugenden nicht in allen Betrieben und auch beim Lohn, also den Tarifverträgen, ist noch einiges mehr drin. Als Azubis und junge ArbeiterInnen können wir dazu beitragen, das zu ändern indem wir in die für unseren Beruf zuständigen Gewerkschaftsjugend (welche das ist, weiß dgb-jugend.de) eintreten, uns in den Gruppen in unserer Stadt oder in unserem Betrieb beteiligen oder selbst welche aufbauen, wenn es noch keine gibt. Zusammen können wir durch Infotische und Kampagnen andere Azubis informieren und somit noch mehr Organisierte und Aktive werden. Wir können die Jugendgruppen unserer Gewerkschaften dazu auffordern, Organizing-Kampagnen über die Berufsschulen zu organisieren, die für viele Azubis der einzige Ort sind, an dem sie regelmäßig mit anderen Azubis in Austausch kommen. Dann können wir uns auch dafür einsetzen, dass die Gewerkschaften konsequent unsere Interessen als ArbeiterInnen gegen das Kapital vertreten. Das ist notwendig, denn leider glauben viele gut bezahlte, oft SPD-nahe GewerkschaftsfunktionärInnen an die „Sozialpartnerschaft“ mit den Unternehmern, verzichten darauf, Forderungen mit Streiks durchzusetzen und stimmen Verschlechterungen zu. Aber das ist kein Grund, ihnen die Gewerkschaften zu überlassen, denn „es wird ein sehr beschwerliches Stück, doch wir holen uns irgendwann IGM und ver.di zurück!“ (Holger Burner: Sí se Puede).