Der Streik bei der Charité geht weiter

Streikfront steht – Solidaritätsdemonstration geplant


 

Auch nach vier Wochen Streik der Beschäftigten beim Charité Facility Management (CFM) in Berlin versucht der Arbeitgeber so zu tun, als ob nichts wäre. Dabei nehmen die Auswirkungen des Ausstands auf den Krankenhausbetrieb zu und wächst die Solidarität mit den Streikenden.

von Sascha Stanicic

In der täglich erscheinenden Streikzeitung erschien folgender Bericht: „Kurz vor Schluss unserer gestrigen Demonstration stürmten plötzlich drei Herren in weißen Kitteln in unseren Demozug. Einer davon war Professor Sterry, Leiter der Dermatologie. Er ging auf einen Kollegen los, der gerade lautstark seinen Unmut über die miesen Lohn- und Arbeitsbedingungen bei der CFM zum Ausdruck brachte, packte ihn an der Schulter und schrie:“Sind sie eigentlich bescheuert, der Lärm hier schadet den Patienten!“ Daraus entwickelte sich eine heftige Diskussion zwischen vielen Streikenden und dem Herrn Professor. Angeblich würden wir unseren Streik auf dem Rücken der Patienten austragen. Als wir entgegneten, dass die Gewinne der CFM und die Gehälter der Professoren auf dem Rücken der CFM-ArbeiterInnen erzielt werden, verstand Herr Sterry die Welt nicht mehr und meinte, das seien doch zwei verschiedene Fragen. Das sehen wir anders. Niemand von uns beeinträchtigt gerne den Aufenthalt der PatientInnen an der Charité, aber die beste Garantie für eine gute Patientenversorgung sind gut bezahlte und gesunde Krankenhaus-Beschäftigte!

Aber wahrscheinlich ging es den Herren in Weiß um etwas ganz anders: „Uns bleiben schon die Patienten weg“, sagte einer von ihnen. Und darunter sind wahrscheinlich nicht wenige finanzstarke Privatpatienten. Unser Streik wirkt also. Deshalb machen wir auch weiter.“

Das ist eines von vielen Beispielen, dass der Streik an der Charité spürbare Auswirkungen auf den Betriebsablauf hat und der Druck auf den Arbeitgeber zunimmt. Täglich gibt es neue Informationen über entnervte Ärzte, die selber Betten schieben müssen, Verzögerungen beim Krankentransport, Ausfall von Dialysen, LeiharbeiterInnen, die sich verlaufen …

Gleichzeitig wird der Druck auf die Beschäftigten seitens der Geschäftsführung ausgeweitet. Nun wurde bekannt, dass ArbeiterInnen mit Abmahnung gedroht wurde, wenn sie mit GewerkschafterInnen sprechen.

Die Streikenden waren am vergangenen Donnerstag wieder in einer Demonstration vor das sogenannte Kulturkaufhaus Dussmann gezogen. Von einer Blaskapelle angeführt klagten sie die Niedriglohn-Politik des CFM-Teilhabers an und tauften das Shopping-Center kurzerhand in „Niedriglohn-Kaufhaus“ um.

Die Solidarität mit dem Streik wächst. Ein Appell, der bundesweit verbreitet wurde, fand schnell die Unterstützung von hunderten GewerkschafterInnen. Auch 14 Bundestagsabgeordnete der Fraktion DIE LINKE haben ihn unterzeichnet. Solidaritätsadressen kamen auch von pakistanischen Gewerkschaften und anderen GewerkschafterInnen aus dem Ausland.

Eine Streikversammlung am 7. Oktober machte deutlich, dass die KollegInnen zusammen stehen und entschlossen sind, diesen Kampf bis zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Ein Zitat Mahatma Gandhis drückte die Stimmung der Streikenden aus und wurde mit viel Beifall aufgenommen: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“

Ver.di hat für den 15. Oktober zu einer Solidaritätsdemonstration für die Streiks bei der CFM und den Alpenland-Pflegeheimen aufgerufen. Die Demonstration beginnt um 10:30 Uhr am Alexanderplatz. Wir rufen alle unsere LeserInnen zur Teilnahme auf.

Fotstrecken hier und hier.