Berlin: CFM-Streik geht in die vierte Woche

Auswirkungen steigen – Streikversammlung zeigt Entschlossenheit


 

Mit einer erfolgreichen Streikversammlung und einem opulenten Streik-Picknick beendeten die Streikenden beim Charité Facility Management (CFM) in Berlin ihre dritte Streikwoche und bereiteten sich gleichzeitig auf eine möglicherweise lange Fortdauer dieses Arbeitskampfes vor.

von Sascha Stanicic

Nach drei Wochen sind die Auswirkungen im Klinikbetrieb immer mehr zu spüren, auch wenn die CFM-Geschäftsführung gegenteilige Behauptungen verbreitet. Die täglich erscheinende Streikzeitung berichtete, dass bei einem Rundgang auf den Stationen des Benjamin Franklin Klinikum in Steglitz auf achtzig Prozent der derselben berichtet wurde, dass der Streik spürbare Auswirkungen hat. Ein Besuch auf den Gästetoiletten dieser Klinik lässt daran auch keine Zweifel offen: die Pissoirs auf den Herrentoiletten sind defekt und laufen über. Erste Operationen mussten abgesagt werden und auch von der Röntgenabteilung des Virchow-Klinikums wurden spürbare Probleme berichtet. Trotzdem ist auf Arbeitgeberseite noch keine Bewegung zu verzeichnen – ein Ausdruck davon, dass die Bosse diese Auseinandersetzung als einen prinzipiellen Kampf um tariffreie Zonen betrachten.

Auf der Streikversammlung wurde dies ebenfalls von verschiedenen Rednern zum Ausdruck gebracht: hier geht es nicht nur um Einkommen und Arbeitsbedingungen der Streikenden, sondern darum grundsätzlich ein Zeichen für Arbeiterrechte zu setzen!

Streikversammlung und Picknick

Bei der Streikversammlung wurde leidenschaftlich diskutiert und viele Ideen und Vorschläge für die Fortsetzung des Kampfes gesammelt. Nach drei Wochen ist allen Beteiligten klar, dass dies ein harter Kampf ist, der noch lange dauern kann. Aber die Einheit und Entschlossenheit der Streikenden und die Bereitschaft notfalls auch noch viele weitere Wochen im Ausstand zu bleiben sind groß. Neben den täglichen Versammlungen beim Streiklokal sollen Versammlungen in geschlossenen Räumen nun regelmäßig durchgeführt werden.

Im Mittelpunkt der Diskussion standen Maßnahmen, um den Streik auf wichtige Bereiche auszudehnen. Zum einen wurde ausführlich diskutiert, dass die gestellten Mitarbeiter (diejenigen, die bei der Charité angestellt sind und für die CFM arbeiten) davon überzeugt werden müssen, dass ihre Beteiligung am Streik in ihrem eigenen Interesse ist. Carsten Becker, ver.di-Betriebsgruppenvorsitzender an der Charité, erklärte, dass die Gestellten ab 1.1.2013 von betriebsbedingten Kündigungen bedroht sein können und ein Tarifvertrag bei der CFM dafür einen Schutz bieten kann. Außerdem soll ein Flugblatt erstellt werden, um die Reinigungskräfte zu erreichen, die vielfach von Vertretern der den Streik sabotierenden Gewerkschaft IG BAU und den Vorgesetzten über viele Dinge falsch informiert werden.

Das anschließende Streikpicknick war ebenfalls ein Ausdruck der Entschlossenheit. Die riesige Menge von mitgebrachten Speisen zeigte die Begeisterung und den Stolz der KollegInnen. Der Solidaritätsauftritt von Christa Weber und Christof Herzog vom Weber-Herzog-Musiktheater gab dem Picknick den passenden „widerständlerischen“ Rahmen. Bei facebook wurde im Nachmittag folgender Beitrag gepostet, der auf die Wirkung selbst des lautstark von Musik begleiteten Streiklokal hinweist: „Heute erschien eine Mitarbeiterin der Charité und fragte, wie lange diese Feier hier wohl noch gehen würde, da sie so nicht vernünftig arbeiten kann. Die Streikleitung teilte Ihr mit, dass es sich hier nicht um eine Party, sondern um einen Streik handelt und wie lange der noch geht, können wir nicht beeinflussen. Sie antwortete: "Nun dann müsste sie Ihr Büro eben auslagern oder könne auch gleich Feierabend machen". Kurz und knapp zusammen gefasst: die Charité hat Probleme beim arbeiten und wir haben immer noch gute Laune. Ich persönlich empfand den Vorfall als Beispielhaft für unseren Kampf! Schönes Langes Wochenende Euch allen und tankt neue Energie.“

Wie weiter?

Solidarität und öffentlicher Druck werden für den Erfolg dieses Streiks eine entscheidende Rolle spielen. Die Aktion von ver.di-KollegInnen bei den Berliner Verkehrsbetrieben, die 15.000 Flugblätter an MitarbeiterInnen und Fahrgäste verteilten, war diesbezüglich ein erster Höhepunkt. Die Streikleitung hat nun diskutiert innerhalb von ver.di die Durchführung einer Solidaritätsdemonstration vorzuschlagen, zu der alle Gewerkschaftsmitglieder mobilisiert werden sollen.

Es wurde auch beschlossen ab sofort das Streiklokal häufiger zwischen den verschiedenen Klinikstandorten zu wechseln, um den Arbeitgeber stärker zu treffen. In der kommenden Woche soll auch wieder vor dem Kulturkaufhaus Dussmann demonstriert werden, denn die Dussmann-Gruppe gehört zu den privaten Gesellschaftern bei der CFM. Termin ist Donnerstag, der 6. Oktober ab 10:30 Uhr vom Charité Campus Mitte in der Luisenstraße.