CFM-Streik: Entschlossenheit und Wut wächst

Vierter Tag Streik und noch kein Ende in Sicht


 

Bei der Betriebsversammlung versucht das CFM-Management die Beschäftigten für dumm zu verkaufen. Den Unmut bekam sie sofort zu spüren. Während die Geschäftsleitung weiterhin versucht Kolleginnen und Kollegen einzuschüchten, holte sie sich am Vormittag eine Niederlage beim Arbeitsgericht ab. Es machte deutlich, dass sie mit der fristlosen Kündigung im Juli gegenüber einem Gewerkschaftsaktivisten nicht durchkommen werden.

von Michael Koschitzki, Berlin

Morgens um 5 Uhr stehen wieder Streikposten an allen Standorten der Charité, um den Streik bei der Tochtergesellschaft CFM zu organisieren. Die Streikposten zeigen Wirkung und ein paar KollegInnen, die sich noch nicht getraut hatten, schließen sich dem Streik an. Doch die GewerkschafterInnnen machen wieder die Erfahrung, massiv behindert zu werden. Beschäftigte einer Security-Firma nehmen für sich das Hausrecht in Anspruch und versuchen die GewerkschafterInnen draußen zu halten. Über Funkgeräte und Telefone werden die VorarbeiterInnen blitzschnell über Gewerkschafter verständigt, damit die Vorgesetzten in die Stationen eilen, um Beschäftigte einschüchtern und vom Streik abhalten. Als dieses Verhalten der Geschäftsführung vor dem Bettenhaus öffentlich gemacht wurde, riefen die KollegInnen „Stasi raus“ Sprechchöre und bliesen in ihre Trillerpfeifen.

Arbeitsgerichtstermin

Ungefähr fünfzehn Beschäftigte begleiteten einen Kollegen zu einem Termin beim Arbeitsgericht. Dem Betriebsratsmitglied wurde im Juli fristlos gekündigt. Die CFM-Geschäftsführung brachte als Begründung, dass er auf einer Station eine Reanimation eines Patienten vorgenommen habe, obwohl Krankenpfleger anwesend waren. Der Krankentransporter, der wie alle eine Ausbildung als Rettungsassistent hat, verwies darauf, dass die Krankenpfleger nichts gemacht hatten und Lebensrettung eine Pflicht sei. Selbst die Arbeitsrichterin brachte ihr volles Unverständnis zum Ausdruck, wie jemand fristlos gekündigt werden soll, der die Absicht hatte, Menschenleben zu retten. Die Vertreterin der CFM bot 25.000 Euro Abfindung, um sich aus der Affäre zu ziehen, schaltet aber sonst auf Stur und geht bislang in Berufung.

Betriebsversammlung

Höhepunkt des vierten Streiktages war eine Betriebsversammlung an allen drei Standorten. Als der Geschäftsführer Giebe drei Äpfel auf das Rednerpult legte, den Betriebsrat fragte, ob er einen Apfel für einen Euro oder einen für 1,68 EURO kaufen würde und ihm sagte, seine Kinder würden die Antwort kennen, gab es im Saal kein Halten mehr. „Wollen die uns für blöd verkaufen?“ riefen Kolleginnen und Kollegen. Der Geschäftsführer hielt einen Vortrag über Markt und Wettbewerb und dass er keine höheren Löhne zahlen könne.

Eine ganze Reihe von KollegInnen meldete sich zu Wort. Ein Logistiker hielt ihm entgegen, dass er scharz auf weiß beweisen könne, 1,40 EURO weniger pro Stunde als eine LIDL-Verkäuferin zu verdienen und deswegen das Gerede von branchenüblichen Löhnen quatsch wäre. Ein anderer Kollege ging weiter und meinte, dass es Wahnsinn wäre nur von Gewinnen und Profit zu reden, schließlich ginge es um ein Krankenhaus und Menschenleben. Auf die Fragen, wieviel der Geschäftsführer verdienen würde und was die Leiharbeiter und Securities im Betrieb zu suchen hätten, ging Giebe nicht ein.

Roland Tremper von ver.di versprach „dem Apfelverkäufer“, dass ver.di wochenlang streiken könne bis ein gutes Angebot für einen Tarifvertrag vorliegt. Die Wut im Saal zeigte, dass die KollegInnen ihn beim Wort nehmen wollen. Gesamtpersonalrat Carsten Becker sicherte die Unterstützung der Pflegekräfte zu. Das Mitarbeiterfest am Freitag sei eine Gelegenheit den Schulterschluss aller Beschäftigten zu demonstrieren.

Am Nachmittag gab es noch eine Protestaktion von KollegInnen bei einer Wahlkampfveranstaltung der Partei DIE LINKE zu der auch Wirtschaftssenator Harald Wolf kam. Mehrere Dutzend StreikaktivistInnen kamen mit Schildern und Trillerpfeifen zur Veranstaltung. Ein Kollege konnte reden, Harald Wolf unterhielt sich mit den Streikenden und sicherte ihnen Solidarität zu. Doch mehr als warme Worte für die Beschäftigten des Betriebs, der dem Land Berlin mehrheitlich gehört, waren nicht zu bekommen.