Erster Streiktag der CFM – Charité Facility Management

Provokationen der Geschäftsführung zurückgeschlagen


 

Am 07. September endete die Urabstimmung der CFM-KollegInnen mit einem Ergebnis von 98.66 Prozent für Streik bei den ver.di-Mitgliedern und 96 Prozent für Streik bei den Mitglieder der GKL/dbb. Am Montag, den 12. September um 5 Uhr früh begann der Ausstand an allen drei Campi der Charité in Berlin. Circa 200 Kolleginnen legten die Arbeit nieder und begannen für einen Tarifvertrag zu streiken. Gleich zu Beginn des Streiks setzte die Geschäftsleitung der CFM auf Provokation.

von Krischan Friesecke, Berlin

Die gute Beteiligung am ersten Streiktag zeigt, wie wütend die Kolleginnen sind. Seit fünf Jahren müssen sie größtenteils ohne Tarifvertrag zu Niedriglöhnen und miesen Arbeitsbedingungen arbeiten. Im Mai erkämpften sie sich durch einen zweiwöchigen Streik überhaupt erst die Aufnahme von Tarifverhandlungen, bei denen der Arbeitgeber aber auch nach drei Monaten kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegte.

Beteiligt am Streikauftakt haben sich Kolleginnen aus verschiedenen Arbeitsbereichen der CFM, angefangen bei Krankentransport, über die Reinigung bis hin zum Shuttleservice. Selbstbewusst machten sich die Kolleginnen in den frühen Morgenstunden auf den Weg in das zentrale Streiklokal am Campus in Berlin-Mitte.

Die Reaktion der Geschäftsführung, vertreten durch Vorarbeiter, ließ nicht lange auf sich warten.

Nach dem Streik im mai waren eine Reihe von KollegInnen abgemahnt worden, nun versuchten Vorarbeiter gegen ver.di-Aktivisten vorzugehen. Am Campus Virchow wurde gegen mehrere ver.di-Vertreter ein Hausverbot verhängt und sie des Hauses verwiesen. Zur Durchsetzung dieser Maßnahme war neues Sicherheitspersonal eingesetzt worden, dass in Kleidung und Gestik eher an die Rausschmeißer bei Heavy-Metal-Konzerten erinnerte. Am Campus Mitte wurde ähnliches versucht, doch hier scheiterte die externe Security am Widerstand der zahlreichen Streikenden. Kurzerhand strömten sie in das Foyer des Bettenhochhauses und eroberten es zurück. Auf Intervention Carsten Beckers (ver.di-Betriebsgruppenvorsitzender und SAV-Mitglied) wurden weitere Aktionen dieses Security-Personals eingestellt. Er wies die CFM-Schergen daraufhin, dass das Hausrecht bei der Charité und nicht der CFM liegt. Der Charité-Vorstand erklärte nach gewerkschaftlicher Intervention, dass es keine hausverbote geben werde. Zuvor entfernten die Sicherheits-Leiharbeiter aber noch zahlreiche Streikplakate und sammelten Infomaterial ein. Später mussten sie dieses wieder zurück geben und versicherten, dass sich so etwas nicht wiederholen werde. Dieses Vorgehen seitens der CFM-Geschäftsführung stellt einen negativen Höhepunkt ihrer Politik dar, es wurde aber erfolgreich von den Streikenden gekontert – erster Punktsieg für die Belegschaft.

Besonderds erfreulich ist, das es dieses Mal gelungen ist, mehr KollegInnen aus der Reinigung zu mobilisieren. Die KollegInnen der Reinigung stehen unter massivem Druck der Prokuristen und sind oftmals sehr eingeschüchtert. Viele traten heute in die Gewerkschaft ein. Hier wird es in den nächsten Tagen aber noch viel Überzeugungsarbeit brauchen, um noch mehr dieser KollegInnen in den Streik einzubeziehen.

Ein weiterer Erfolg war, das heute zum ersten Mal ein Mitarbeiter der Küche in den Streik getreten ist. Das ist umso bemerkenswerte, da dieser Kollege nur ein befristetes Arbeitsverhältnis hat.

Steigerungsfähig ist allerdings noch die Beteiligung der so genannten „gestellten“ KollegInnen (das sind KollegInnen, die bei der Charité angestellt sind, aber in der CFM ihre Arbeit verrichten), die von ver.di zum Solidaritätsstreik aufgerufen waren.

Solidarität und Unterstützung

Besuch bekamen die Streikenden im Laufe des Tages von Kollegen der „Alternativen Metaller“ vom Mercedes-Benz in Berlin-Marienfelde. Matthias Bender überbrachte die solidarischen Grüße der Kollegen aus dem Süden Berlins.

Zu den Streikenden der CFM gesellten sich am Vormittag Streikende der Alpenland-Pflegeheime aus Ostberlin. Die KollegInnen bei Alpenland sind jetzt bereits in der vierten Streikwoche, auch hier geht es darum, einen Tarifvertrag zu erkämpfen.

Das Solidaritätskomitee für die CFM-Beschäftigten, was unter anderem von der ver.di-Betriebsgruppe an der Charité unterstützt wird und in dem viele SAV-Mitglieder aktiv sind, war seit fünf Uhr morgens bei den Streikposten dabei. Auf der Streik-Kundgebung erklärte Sascha Stanicic im Namen des Solidaritätskomitees, dass dieser Streik nicht nur im Interesse der CFM-Beschäftigten ist. „Jeder Betrieb mit Billiglöhnen ist Teil der Spirale nach unten von Löhnen und Arbeitsbedingungen, aber jeder erfolgreiche Kampf für einen Tarifvertrag, ist ein Beitrag, diese diese Spirale zu stoppen und umzukehren“, sagte er vor den über zweihundert ZuhörerInnen.

Am frühen Nachmittag zogen die KollegInnen gemeinsam über den Campus, um die Betriebsräte von ver.di und GkL bei einem Dienstgruppengespräch mit dem Vorstand der Charité zu unterstützen. Vorstandsvorsitzender Einhäupl sprach zu den Streikenden und sagte wenig, diese bedankten sich mit einem Pfeifkonzert und Buhrufen. Danach ging es weiter zum Verwaltungsgebäude der CFM am Robert-Koch-Platz, dort drohte Maik Sosnowsky von der Streikleitung der Geschäftsführung der CFM einen langen Kampf an, sollte sie kein annehmbares Angebot vorlegen.