Pflegekräfte seit neun Tagen im Streik

Ostberliner Alpenland-Beschäftigte kämpfen gegen Ungleichbehandlung und für einen Tarifvertrag


 

Stell Dir vor Du arbeitest in der selben Stadt, im selben Job, im selben Unternehmen – und Du bekommst trotzdem 300 Euro weniger Lohn, wie deine Kollegin.Warum? Du hast das Pech, im Ostteil der Stadt zu arbeiten. So sieht die Lage bei den Alpenland-Pflegeheimen in Berlin aus. Aber die Ostberliner Beschäftigten wollen sich diese Diskriminierung nicht länger gefallen lassen und befinden sich seit neun Tagen im Streik.

von Sascha Stanicic

Immer mehr Belegschaften wehren sich in der Hauptstadt gegen miese Löhne und tariflosen Zustand. Die Beschäftigten der Alpenland-Pflegeheime sind in den Streik getreten, um einen Tarifvertrag zu erkämpfen und eine Angleichung an die Löhne und Bedingungen der KollegInnen im Westen der Stadt und des Republik zu erreichen. Denn in den westberliner und den westdeutschen Pflegeheimen gibt es einen Tarifvertrag und die Löhne liegen für die gleiche Tätigkeit 100 bis 400 Euro höher.

Einmal mehr eine Folge von Privatisierung, denn bis vor einigen Jahren waren die Pflegeheime im Osten in öffentlicher Hand und im Westen gehörten sie zum Deutschen Roten Kreuz und waren so an die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes angekoppelt.

Die streikenden Kolleginnen und Kollegen sind aber entschlossen, sich das nicht länger gefallen zu lassen. 50 von 210 befinden sich im Streik, eine gute Beteiligung, da ein Teil der Belegschaft krank oder im Urlaub ist und sich Verwaltungsangestellte bekanntermaßen ohnehin selten an solchen Auseinandersetzungen beteiligen. Die Streikenden auch auf die Sympathie der HeimbewohnerInnen zählen. Einige HeimbewohnerInnen lehnen es ab, von Streikbrechern gepflegt zu werden.

Am Donnerstag, den 24. August erhielten die Streikposten Besuch von SAV-Mitgliedern und Aktiven aus dem Sollidaritätskomitee für die CFM-Beschäftigten. Außerdem dabei war Marco Veruggio, Gewerkschafter und Mitglied im Vorstand der Rofondazione Comunista aus Italien. Dieser zeigte sich sehr beeindruckt von der Dauer des Streiks in einem so kleinen Unternehmen.

Wie schon beim Streik an der Charité und beim Charité Facility Management (CFM) in diesem Jahr, zeigt auch der Alpenland-Streik, dass Widerstand erstens möglich ist und zweitens eine kämpfende Gewerkschaft stärker wird. Der Organisationsgrad ist lau ver.di-Verhandlungsführerin Meike Jäger von dreißig auf fünfzig Prozent gestiegen.

Wir rufen alle LeserInnen auf Solidaritätsschreiben an ver.di Berlin (BZ.Berlin@verdi.de) zu senden (Kopie bitte an cfm_solikomitee@yahoo.de) und Berliner GewerkschafterInnen und Linke, die Streikposten in der Zühlsdorfer Straße 20 zu besuchen. Infos findet man hier.