Kasachstan: Gewerkschafter ermordet – Ölarbeiterstreik im dritten Monat

Hunderte entlassen und Gewerkschaftsanwältin zu sechs Jahren Haft verurteilt. !


 

Die Entschlossenheit der ÖlarbeiterInnen in West-Kasachstan steigt von Tag zu Tag. Dabei haben zwei Vorkommnisse dazu beigetragen, die Spannungen ins Unermessliche hochzutreiben.

von CWI Kasachstan

Vergangene Woche, am 2. August, wurde der 28-jährige Gewerkschaftsaktivist Zhalsylyk Turbaev an seinem Arbeitsplatz ermordet. Er wollte gerade ein Gewerkschaftstreffen aufzusuchen, bei dem er zur Aufdeckung der korrupten Machenschaften der früheren Gewerkschaftsvertreter eine entscheidende Rolle spielen sollte. Doch die Geschäftsführung bestand darauf, dass er an seinem Arbeitsplatz bleiben würde. Als das Treffen begann, suchten ihn drei Schläger auf. Sein Körper wurde eine Weile später aufgefunden. All dies fand offenbar statt in vom werkseigenen Sicherheitsdienst beaufsichtigten Räumlichkeiten.

Am 6. August wurde das Urteil gegen die Gewerkschaftsanwältin Natalia Sokolova veröffentlicht. Wegen „Erregung sozialer Unruhen“ wurde sie zu unglaublichen sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Der Richter ließ in dem eine Woche lang dauernden Verfahren weder Zeugen zur Verteidigung zu noch Aussagen unabhängiger ExpertInnen aus der Stadt Almaty. Aussagen wurden hingegen von einer ganzen Reihe von Vertretern der Geschäftsführung gemacht, die von Experten gestützt wurden, die sich auf illegal mitgeschnittenes Material der Polizei beriefen. Dabei wurden Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und Sokolova wurde der Zugriff zu diesen Aufnahmen verweigert. Die ArbeiterInnen interpretieren dieses Gerichtsurteil als einen Versuch, die Aktivitäten der Gewerkschaft komplett zu verbieten.

In Absprache mit den Streikenden hat das CWI in Kasachstan ein Solidaritätskomitee gegründet, um den betroffenen Familien und vor allem den Kindern jetzt in der ersten Phase Unterstützung zukommen lassen zu können. Um völlige Transparenz und den korrekten Gebrauch der gesammelten Spenden sicherzustellen, wird die Geschäftsführung dieser Kampagne kontrolliert von einem Komitee sehr bekannter Persönlichkeiten des kulturellen Lebens in Kasachstan (vgl. Spendenaufruf). Darunter sind der Herausgeber der kasachischen Zeitung „Zhas Alash“, Ryspek Sarsenbayev, der international bekannte Künstler Kanat Ibragimov, Theaterdirektor Bolat Atabaev sowie der Vorsitzende der Kampagne „Lasst unsere Wohnhäuser in Frieden“, Yesenbek Ukteshbaev, der Gewerkschaftsaktivist Igor Kolov, der stellvertretende Vorsitzende der landesweiten Gewerkschaft „Zhanartu“ und der Vorsitzende der „Sozialistischen Bewegung Kasachstan“ Ainur Kurmanov. Außerdem gehören der Bürgerrechtler Bakhit Tumenova und der Schriftsteller und Dichter Mukhtar Shakhanov zu den Mitgliedern dieses Gremiums.

Die Streikenden haben auch Paul Murphy, Mitglied des Europäischen Parlaments der irischen „Socialist Party“, gebeten, dabei zu helfen, Geld innerhalb der internationalen Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung zu sammeln. Er hat im Anschluss daran direkt ein Konto eröffnet, auf das Spenden überwiesen werden können.

Ein speziell an Gewerkschaften und andere Organisationen gerichteter Spendenappell, der auch Details zur Bankverbindung enthält, kann (in englischer Sprache) unter diesem Link abgerufen werden: http://www.socialistworld.net/doc/5222 . Ein längerer Artikel (ebenfalls in Englisch), der die von Arbeitgeberseite und dem kasachischen Staat gestreuten Fehlinformationen zum Streik tiefergehend analysiert, findet sich hier: http://www.socialistworld.net/doc/5223.

Weitere Informationen, Solidaritätsschreiben etc. bitte an: Kazakhstansolidarity@gmail.com

Protestmails können an doverie@kmg.kz (den Arbeitgeber namens KazMunaiGas), info@mangystau.kz (die lokale Regierung), ppo@s-k.kz (den staatseigenen Wertpapierfonds, der die Mehrheit an KMG hält), P.Howes@s-k.kz und kbm@kbm.kz (Karazhanbasmunai, eines der Subunternehmen) geschickt werden. Ein Muster-Protestschreiben kann auf der Homepage von Paul Murphy abgerufen werden: www.paulmurphymep.eu.