Unbefristete Übernahme im erlernten Beruf durchsetzen!

Kämpfe zur Verteidigung von Arbeitsplätzen und zur Übernahme gehören zusammen


 

Die Zeichen stehen auf Stellenabbau. Oft sind Azubis die Ersten, die gehen müssen.

von Michael Koschitzki, Berlin

Bei Porsche wurden bislang alle Azubis unbefristet übernommen, diese Regelung läuft jedoch 2010 aus. Das wird die Unternehmer auf den Plan rufen, diese Übernahmeregelungen zu kippen. Bei anderen Metallbetrieben ist die Übernahme auf zwölf Monate befristet. Auch hier wird der Stellenabbau gerade junge Beschäftigte treffen. Auszubildende, JAVen und Gewerkschaften müssen sich dafür einsetzen, dass alle Azubis – ob in der Metallindustrie oder anderswo – unbefristet in den erlernten Beruf übernommen werden.

Übernahme – für alle

Wenn nur ein Teil des Jahrgangs übernommen wird, kommt es zu Konkurrenz. Die Stadt Köln wollte 2008 sogar ein Rankingsystem im Öffentlichen Dienst einführen, nach der die Azubis anhand von Noten und Prüfungen eingeordnet werden sollten. Das konnte vorerst zurückgeschlagen werden.

Es ist noch profitabler geworden, Azubis als billige Arbeitskräfte zu beschäftigen. Lidl und andere Firmen haben schon so genannte Azubi-Filialen, wo alle Aufgaben durch die Auszubildenden übernommen werden. Nach der Ausbeutung werden Azubis dann auf die Straße gesetzt.

Übernahme – unbefristet

Die Übernahme in befristete oder abgesenkte Tarifverträge hat zugenommen. Die Befristung der Verträge führt meist dazu, dass der Druck auf die jungen Beschäftigten sehr hoch ist und Stellenabbau mit Verzögerung vorgenommen wird. Die Übernahme in abgesenkte Tarifverträge war ein Einfallstor, den Tarifvertrag zu unterhöhlen und die Spaltung in den Betrieb zu tragen.

Opel Bochum wollte im Jahr 2005 und 2006 keinen einzigen Auszubildenden übernehmen. Statt dessen wurde ihnen angeboten, als Leiharbeiter bei Adecco anzufangen, von wo aus sie auch weiter im Betrieb arbeiten könnten. Andererseits wurde gesagt, es wären keine Arbeitsplätze für sie da. Hier wurden junge KollegInnen benutzt, um Leiharbeit und Niedriglohn die Tür zur Fabrik zu öffnen.

Arbeitszeit verkürzen

Die Gewerkschaftsjugenden fordern vor allem, Überstunden zu begrenzen, um Arbeitsplätze zu schaffen. Die Forderung ist richtig – jedoch sind Überstunden nur die Spitze des Eisbergs. Das Ziel der Gewerkschaft muss sein, die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, um Arbeitsplätze und Übernahme zu sichern. Das beste Mittel dafür ist die Verkürzung der Wochenarbeitszeit. In der anstehenden Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes sollte zum Beispiel die Forderung nach unbefristeter Übernahme für alle aufgestellt und mit der Forderung der Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich verbunden werden.

Organize!

Angesichts der Krise wird die Übernahmefrage im ersten Halbjahr 2010 eine große Bedeutung gewinnen. Darum sollten KollegInnen auf den Eintritt in die Gewerkschaft angesprochen und rasch Versammlungen der Auszubildenden zu diesem Thema durchgeführt werden. Auch dort, wo keine Tarifrunden und Streiks anstehen, muss für Übernahme gekämpft werden. Angefangen mit Protestaktionen und aktiven Mittagspausen bis hin zu gemeinsamen Streiks mit den Beschäftigen gegen Stellenabbau kann Druck aufgebaut werden, alle zu übernehmen. ν