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Arbeitskämpfe bei Mahle in Alzenau und Federal Mogul in Wiesbaden: Eine Bilanz


 

Die Belegschaften der Autozulieferer Federal Mogul in Wiesbaden und Mahle in Alzenau haben gezeigt, dass Widerstand möglich ist. Das Ergebnis der Konflikte im Mai hat aber zugleich deutlich gemacht, dass die Strategie der IG-Metall-Spitze, für „sozialverträgliche Personalanpassung“ zu sorgen, wirkliche Erfolge im Kampf um Arbeitsplätze verhindert.

von Daniel Behruzi, Frankfurt/Main

Mit einem mehrtägigen Streik haben sich die rund 1.600 Beschäftigten von Federal Mogul in Wiesbaden gegen die Entlassung von 436 ihrer KollegInnen zur Wehr gesetzt. Über 94 Prozent der Gewerkschafter im Betrieb hatten sich per Urabstimmung für einen unbefristeten Arbeitskampf ausgesprochen. Unterstützung erhielten die Streikenden von Aktivisten der oppositionellen Betriebsgruppe „Alternative“ aus dem Untertürkheimer Daimler-Werk und von vielen anderen Gewerkschaftern. Vom Chef des Daimler-Gesamtbetriebsrats, Erich Klemm, hieß es hingegen, er habe beim IG-Metall-Vorstand auf einen Abbruch des Ausstands gedrängt, um Produktionsausfälle im „eigenen“ Konzern zu verhindern. Das zeigt: Beim Aufbau von Solidarität für kämpfende Belegschaften können wir uns nicht auf die Betriebsrats- oder Gewerkschaftsspitzen verlassen. Die weitere Vernetzung von AktivistInnen an der Basis tut not.

„Sozialverträglicher“ Abbau in Wiesbaden

Der Vorgang beweist aber auch: Selbst mitten in der tiefsten Absatzkrise können Arbeitsniederlegungen bei Autozulieferern und anderswo ökonomischen Druck erzeugen. Wegen der Just-in-time-Produktion haben ausbleibende Teile praktisch sofort Auswirkungen auf andere Werke. Doch genau das wollte die Gewerkschaftsführung explizit nicht. Der Streik sollte keinesfalls zu Produktionsausfällen bei Daimler und Co. führen. Dafür sorgten die Verhandler der IG Metall denn auch, indem sie einen schnellen Kompromiss schlossen. Dieser sieht Regelungen zum „sozialverträglichen“ Jobabbau per Abfindungen und die Einrichtung einer „Transfergesellschaft“ vor. Doch 120 Beschäftigte wurden noch im Mai gekündigt. Dabei hatte IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild zum Streikauftakt noch getönt: „Dies ist der Ausgangspunkt für einen heißen Sommer 2009, der zeigen wird: Wir zahlen nicht für Eure Party.“

„Kurzarbeit Null“ in Alzenau

Als Bremser entpuppte sich die Gewerkschaftsspitze auch bei Mahle im unterfränkischen Alzenau. Spontan hatten sich die ArbeiterInnen der Frühschicht am 14. Mai in der Werkskantine versammelt, statt an die Bänder zu gehen. So wollten sie die geplante Schließung der Fabrik verhindern, in der 424 Beschäftigte hochwertige Motorenkolben fertigen. Die folgenden Schichten schlossen sich der Aktion an. Statt den Protest auf andere Mahle-Standorte auszuweiten, setzte Bayerns IG-Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer seine gesamte Autorität ein, um eine Besetzung des Betriebs zu verhindern. Schließlich akzeptierten die Beschäftigtenvertreter, dass die Produktion in Alzenau vollständig heruntergefahren wird. Die ArbeiterInnen und Angestellten werden zwar vor-erst nicht entlassen, sondern für zwei Jahre auf „Kurzarbeit Null“ gesetzt und von der Bundesagentur für Arbeit bezahlt. Ein von Geschäftsleitung und Betriebsrat eingerichtetes Projektteam soll zwischenzeitlich „anhand entsprechender Wirtschaftlichkeitsberechnungen“ prüfen, „welche Mahle-Produkte mit nachhaltig positiver Umsatzrendite am Standort Alzenau zukünftig produziert werden könnten“. Gelingt dies nicht, stehen die Beschäftigten am Ende dennoch auf der Straße.