Weltweit wächst die Wut gegen Rettungspakete für Banken

Erste Proteste in den USA und international


 

In Deutschland bezweifeln 66 Prozent, dass Angela Merkel ihre Zusage, alle Spareinlagen zu sichern, einhalten kann (DER SPIEGEL 42/2008). Auch in anderen Teilen der Welt trauen Beschäftigte und Erwerbslose den Regierungen nicht über den Weg. In den USA, auf Island oder in Griechenland mündeten Misstrauen und Wut schon in Protestdemonstrationen.

von Katie Quarles, Minneapolis

In Reykjavik gingen am 19. Oktober über 2.000 Isländer auf die Straße. Auch in London fanden erste Proteste statt. In den USA waren es Tausende, die in verschiedenen Städten demonstrierten. An der New Yorker Wall Street ließen Hunderte ihre Wut bei mehreren Aktionen heraus.

Wut in Widerstand verwandeln

Allerdings sind die Proteste bisher relativ klein im Vergleich zu der Wut, die existiert. In den USA hatten die Banken-Rettungspläne, hinter denen auch Barack Obama steht, schon vor der Kongress-Abstimmung in Umfragen nur 30 Prozent Unterstützung.

„Diese Pläne machen nur die Reichen reicher“, sagte Paul Clancy, der seit 15 Jahren in Boston die Fenster von Bankhochhäusern putzt. „Die bekommen, was sie wollen. Wenn ich Schwierigkeiten habe, hilft mir niemand.“ Das drückt eine Stimmung aus, die in den USA weit verbreitet ist. Politiker und Pressevertreter wurden mit E-Mails und Briefen bombardiert, die Telefone liefen heiß. Die Reaktion gegen das 700-Milliarden-Dollar-Geschenk für die Banken war so massiv, dass sich die Mehrheit der Mitglieder des Repräsentantenhauses nicht traute, dem ersten Gesetzentwurf zuzustimmen.

Noch steckt der Widerstand in seinen Anfängen. Aber mit einer Verschärfung der Krise und der Ankündigung weiterer Stellenstreichungen und Werksschließungen könnte es zu einer Zunahme von Kämpfen kommen.

SozialistInnen in den USA

Socialist Alternative ist die Schwesterorganisation der SAV in den Vereinigten Staaten. Wir sind unter anderem in Gewerkschaften und der Antikriegsbewegung aktiv. Wir kämpfen für ein Rettungsprogramm im Interesse der arbeitenden Menschen – dafür, dass niemand mehr aus seinem Haus rausfliegt oder seinen Job verliert. Zahlen sollen diejenigen, die sich jahrelang bereichert haben.

Socialist Alternative ist der Meinung, dass wir das nur erreichen, wenn wir uns organisieren und kämpfen – sowohl auf betrieblicher als auch auf politischer Ebene. Nötig ist eine starke Partei von Lohnabhängigen und Arbeitslosen, die bereit ist, sich mit den Politikern und Unternehmern anzulegen und ein sozialistisches Programm vertritt.

Katie Quarles ist Mitglied der SAV-Schwesterorganisation in den USA