Für ein sozialistisches Bildungsprogramm

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Bildung im Kapitalismus ist immer Bildung für die Kapitalisten, nicht für uns. Wir wollen aber nicht wie Maschinen lernen, um später wie Maschinen zu funktionieren. Wir wollen lernen, weil wir neugierig sind. Wir wollen Wissen erlangen, weil es unser Leben reicher macht. Wir wollen Verständnis von der Welt erwerben, um sie umzugestalten und die Gesellschaft und unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

von Nora Sander, Köln

Wir brauchen einen Schulunterricht, der wirklich auf die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Schwächen jedes und jeder Einzelnen eingeht. Wir brauchen ausreichend hochqualifiziertes Lehrpersonal, aber auch SozialpädagogInnen, PsychologInnen und Verwaltungskräfte, um überhaupt erst die Voraussetzungen für ein entspanntes Lernklima für alle zu schaffen.

– Verkleinerung der Klassen auf maximal 15 SchülerInnen. Dementsprechend Neueinstellung von ausreichend LehrerInnen

– Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Für qualifizierte, tariflich bezahlte Lehrerjobs statt billige Lückenfüller!

Mit der Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Jahre (G8) wird Lernen für viele zum stressigen Vollzeitjob – um am Ende nur ein Jahr früher keinen Ausbildungs- oder Studienplatz zu bekommen.

Zentrale, also einheitliche Prüfungen bei uneinheitlichen Voraussetzungen erhöhen nur den Druck auf die SchülerInnen. An der einen Schule war vielleicht die Mathe-Lehrerin lange krank, an der anderen ist Englisch oft ausgefallen. An beiden Schulen dieselben, zentralen Abiturklausuren zu stellen, ist nicht gerecht, sondern Blödsinn.

Noten dienen nur der Selektion, nicht aber der Entwicklung von Fähigkeiten und Talenten.

– Schluss mit dem Superstress: Weg mit G8 und zentralen Prüfungen

– Abschaffung der Noten. Kostenlose Nachhilfe durch qualifizierte LehrerInnen

Heute wird nach der Grundschule nicht nur der weitere Bildungs-, sondern der Lebensweg der Menschen maßgeblich festgelegt. Das dreigliedrige Schulsystem stempelt Massen von Jugendlichen von vornherein zu Loosern, es lässt viele Talente verkümmern statt sie zu fördern, deshalb gehört es abgeschafft. Wir stehen für gemeinsames Lernen bis zum Abschluss in ganztägigen Gemeinschaftsschulen, in der die SchülerInnen nicht in Klassen, sondern in Kurse und Stufen gemäß ihren Fähigkeiten und Vorlieben aufgeteilt sind. Wir brauchen ausreichend Freizeitangebote und kostenloses Mittagessen.

Die Universitäten müssen allen offen stehen, ohne Aufnahmeprüfungen, NC oder anderen Hürden.

– Nein zu sozialer Ausgrenzung und Selektion: Weg mit dem dreigliedrigen Schulsystem

– Einführung der Gemeinschaftsschule als Regelschule

– Studien- und Ausbildungsplätze für alle

Über Sponsoring, Firmenpartnerschaften und Werbung nimmt der Einfluss der Konzerne auch auf staatliche Schulen und Unis immer mehr zu. „Selbstständige Schulen“ sollen „lernen“, wie kleine Firmen zu funktionieren. In vielen Bundesländern sorgen in den Hochschulräten der Unis zum Großteil externe Wirtschaftsvertreter für eine Lehre in ihrem Sinne, Drittmittel fließen nur in wirtschaftlich interessante Fakultäten.

Gleichzeitig werden Bildungsangebote zur käuflichen Ware, für die wir bezahlen sollen, damit Unternehmen wie Bertelsmann ihren Profit steigern können.

– Schluss mit dem Einfluss der Konzerne auf Forschung und Lehre durch Drittmittelvergabe. Schluss mit Budgetierung

– Nein zu Sponsoring und kommerzieller Werbung an Schulen und Hochschulen

– Stopp der Privatisierung des Bildungssystems

Bildung muss ein Recht für alle sein, kein Privileg für wenige. Der Zugang zur Bildung darf nicht vom Einkommen der Eltern abhängen. Gute Bildung braucht gute Bedingungen.

– Kostenlose Bildung für alle! Nein zu allen Gebühren für Kitas, Schulen, Unis oder Volkshochschulen

– Für ein öffentliches Investitionsprogramm für Bildung. Massives Sanierungsprogramm für Schulen und Unis inklusive Neubauten

– Für eine bedarfsgerechte Ausstattung von Schulen, Bildungs- und Jugendeinrichtungen. Alle Zuzahlungen für Lernmittel, Ausflüge oder Exkursionen gehören abgeschafft

Immer mehr Eltern können ihren Kindern kein Studium mehr finanzieren. StudentInnen und SchülerInnen müssen neben ihrer Ausbildung arbeiten und haben dadurch weniger Zeit zum Lernen und leben. Die Erhöhung des BAföG-Satzes um zehn Prozent (maximal 643 Euro im Monat) ab 1. Oktober 2008 und der Elternfreibeträge um acht Prozent auf 1.555 Euro wurden von der Inflation schon jetzt aufgefressen. Viele SchülerInnen müssen auf ein Studium verzichten, weil ihnen das Geld fehlt.

– Elternunabhängige Grundsicherung für SchülerInnen und Studierende ab 16 Jahre von 500 Euro plus Warmmiete

Was ist das für eine Demokratie, in der die SchülerInnen und Studierenden lernen sollen, aber bei Lerninhalten und Lehrmethoden nichts zu sagen haben?

Statt der undemokratischen Strukturen an den Schulen und Unis brauchen wir funktionierende Interessensvertretungen sowohl für SchülerInnen beziehungsweise Studierende als auch für LehrerInnen oder DozentInnen, mit politischem Mandat und Streikrecht.

– Verwaltung von Schulen und Hochschulen sowie Gestaltung der Lehr- inhalte durch demokratisch gewählte Komitees von Eltern und Schü- lerInnen, Studierenden, Lehrenden und GewerkschaftsvertreterInnen

Sind die Forderungen realistisch? Es ist klar, dass diese Forderungen letztendlich mit den Profitinteressen von Banken und Konzernen unvereinbar sind. Sie sind aber prinzipiell erfüllbar, wenn man über den Rahmen des Kapitalismus hinausgeht. Millionen sind arbeitslos – es fehlt also nicht an Menschen, die als LehrerInnen unterrichten oder als BauarbeiterInnen marode Schulen und Hochschulen sanieren könnten. Es fehlt auch nicht an Geld. Man bräuchte nur die Steuergeschenke an die Unternehmen zurücknehmen. Man könnte in die Bildung statt in die Rüstung investieren.

Diese Forderungen sind ein Angebot zur Diskussion über eine grundlegend andere Bildungspolitik. Ihre Durchsetzung erfordert einen harten Kampf und eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft. Auch darüber wollen wir diskutieren.