Telekom-Streik: Keine Ermüdungserscheinungen

Arbeitskampf geht in die zweite Woche. Leiharbeiter in Hessen verweigern illegalen Streikbrechereinsatz
Die Streikenden bei der Deutschen Telekom zeigen auch eine Woche nach Beginn des Arbeitskampfs keine Ermüdungserscheinungen.
 

von Daniel Behruzi, zuerst erschienen in der jungen Welt, 19.5.07

Trotz »Brückentags« legten nach Gewerkschaftsangaben am Freitag bundesweit rund 7000 Beschäftigte die Arbeit nieder, um gegen die mit der geplanten Ausgliederung der Servicebereiche verbundenen Lohnverluste von bis zu 40 Prozent zu protestieren. »Die Stimmung ist nach wie vor gut – die Kollegen richten sich auf eine längere Auseinandersetzung ein«, erklärte der hessische ver.di-Sprecher Hermann Schaus am Freitag auf jW-Nachfrage.

Auf der Gegenseite ist die Stimmung aufgrund wachsender Bearbeitungsrückstände und eingeschränkter Störungsbeseitigung offenbar nicht ganz so gut. Das zeigt sich auch an Versuchen, den Streik durch Prämien für Arbeitswillige und den Einsatz von Leiharbeitern zu brechen. So werden nach Angaben des DGB bei der Telekom in Berlin und Brandenburg seit Wochenbeginn Leiharbeiter eingesetzt. »Das ist nicht nur unmoralisch, sondern auch illegal«, stellte die stellvertretende DGB-Bezirkschefin Doro Zinke fest. Sowohl der Tarifvertrag als auch das Arbeitnehmer-Überlassungsgesetz (AÜG) schließt den Einsatz von Leiharbeitern in bestreikten Betrieben aus. Im nordhessischen Kassel kam es nach ver.di-Angaben dennoch zur Entlassung von insgesamt etwa einem Dutzend Leiharbeitern, die den Einsatz in Call-Centern der Telekom verweigert hatten. »Wir fordern die Unternehmen auf, die illegalen Kündigungen sofort zurückzunehmen«, erklärte Schaus. Die Betroffenen könnten sicher sein, bei Kündigungsschutzklagen von der Gewerkschaft Rechtsschutz und Unterstützung zu erhalten, betonte er.

Bayerns ver.di-Chef Josef Falbisoner bezeichnete die Politik als »Hauptschuldigen an diesem Desaster«. Die Privatisierung der Telekom habe 120000 Arbeitsplätze vernichtet und sei »die größte Pleite aller Zeiten«, sagte er am Freitag auf einer Kundgebung in München.