350 Entlassungen und Arbeitszeitverlängerung bei Cinram?

Nach dem Dammbruch bei Siemens, Daimler-Chrysler und den darauf folgenden Angriffen bei VW und Opel scheint jetzt kein Betrieb mehr sicher.
 

Bei Europas zweitgrösstem CD- und DVD-Hersteller Cinram in Alsdorf bei Aachen hat die Belegschaft in diesem Jahr bereits zwei Kürzungsorgien im Volumen von 14 Millionen Euro über sich ergehen lassen müssen. Betriebsrat und Gewerkschaft IG BCE haben diese Massnahmen jeweils als Erfolg verkauft, da angeblich Schlimmeres verhindert werden konnte. Zu Jahresbeginn bedeutete dies erstmal den Abbau von 100 Stellen, zum 1.7. wurden dann die Tarifentgelte der Beschäftigten im 3- und 4-Schichtbetrieb um 7,5 Prozent abgesenkt, mit dem hanebüchenen Hinweis, dass durch höhere steuerfreie Zulagen keine Verluste beim Netto-Einkommen entstünden.
Nun aber der Hammer: Jetzt sollen 350 von insgesamt rund 1300 Beschäftigten entlassen und ab Januar die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich eingeführt werden. In 2005 bis 2007 soll das Weihnachtsgeld von jetzt 95% auf 50, dann 60 und 70 Prozent gesenkt werden. Diesem Abschluss stimmte der Betriebsrat mit der Gewerkschaft zu, obwohl es massiven Unmut auf Belegschaftsversammlungen gab. Einige Kollegen sammelten Unterschriften gegen weitere Kürzungen und für die Einberufung einer Betriebsversammlung, um über Kampfmassnahmen diskutieren zu können.

Kampfkraft wieder nicht genutzt

Diese KollegInnen kritisierten schon die Art der Verhandlungen früher in diesem Jahr. Es gab keine Informationen seitens des Betriebsrates, geschweigedenn eine Betriebsversammlung. Die KollegInnen wollen jetzt weiter Unterschriften sammeln, um die notwendige Anzahl zur Einberufung einer ausserordentlichen Betriebsversammlung zusammen zu bekommen, dass sind ein Viertel der belegschaft. Der Unmut bei allen Beschäftigten wächst täglich, die Betriebsräte sind völlig „unten durch“. Allerdings gibt es auch viele Stimmen, die behaupten, man könne halt nichts machen.

Kämpferische Opposition ist nötig

Die angesprochenen KollegInnen wollen jetzt versuchen, an der Basis und im Vertrauenskörper weiter Druck zu machen. Der Aufbau einer innerbetrieblichen
Opposition zum Betriebsrat muss hier ein wichtiger Schritt sein zum Aufbau einer Opposition in der IG BCE. Denn diese Gewerkschaft ist für ihre
unternehmerfreundliche Haltung bestens bekannt. Was aber nötig ist, ist eine kämpferische Interessensvertretung, die gegen die Angriffe von Unternehmern
mobilisiert.

von Marc Treude, Vertrauensmann IG BCE