SozialistInnen verurteilen Terrorismus und russische Militärrepression

Die Geiselnehmer, die 1200 Kinder, Eltern und Lehrern in Beslan festgehalten haben, erreichten eine neue Ebene der Barbarei.


 

Kleinen Kindern wurde Essen und Wasser verweigert. Viele wurden von den Geiselnehmern erschossen, sogar noch bevor das blutigeChaos die Belagerung beendete.Mindestens 335 starben, und viel mehr sind immer noch "vermisst". Die traumatische Belagerung und die Massenbegräbnisse haben eine verheerende Wirkung auf diese kleine Stadt gehabt.

Sozialist Innen verurteilenschärfstens die unmenschlichen Taktiken, die von den Geiselnehmern, Mitglieder einer von dem W arlord Shamil Basayev geführten islamist ischen tschetschenisch-nationalistischen Gruppe, verwendet worden sind. Solche Methoden werden die Sachen der TschetschenInnen nicht weiterbringen, die einen langen und bitteren Widerstand gegen militärischen Unterdrückung des russischen Staates führen.

Die wütende Reaktion auf die Morde in der Schule, sowohl in Russland als auch international, werden es Putin erlauben, noch mehr Kräfte in die "Bekämpfung des Terrorismus" zu stecken. Der auto kratische Putin wird noch stärker bei separatistischen Bewegungen durchgreifen und weiter demokrati sche Rechte in ganz Russland zusammenkürzen.

International könnten der Schrecken der Ereignisse von Beslan , zumindest zeitweise, Bush und Blair mitihrer Politik der international en militärischen Repression und Aggression und dem Reduzieren von demokrati schen Rechten stärken. Bush wird ohne Zweifel die Ereignisse von Beslan als ein Geschenk für seine Wiederwahl- Kampagne begrüßen, in in der er seine Rolle als "Oberbefehlshaber" im "Krieg gegen den Terror" ausspielt.

Putin war schnell dabei, die Belagerung dem "internationalen T errorismus" und "Al-Qa&#x92ida " zuzuschreiben. Seine Sicherheitschefs behaupten, dass mindestens zehn arabische Kämpfer unter den toten Geiselnehmern waren, aber bis jetzt haben sie keine Beweis dafür vorlegen können. Sich auf den " internationalen Terrorismus" beziehend, hat Putin versucht die Aufmerksamkeit von dem langen, brutalen Krieg in Tschetschenien abzulenken.

Während nichts die grausamen Taktiken der Geiselnehmer rechtfertigen kann, besonders das unmenschliche Einsetzen von "weichen Zielen" wie kleinen Kindern, so rühren ihre verzweifelten Taktiken von der barbar ischen russischen Militärunterdrückung in Tschetschenien her.

Einer der weiblichen tschetschenischen Selbstmordattentäter, eine sogenannte "Schwarze Witwe", meinte zu einer Geisel: " Russische Soldaten töten unsere Kinder in Tschetschenien, also töten wir eure.&#x94Eine andere sagte: "Meine ganze Familie wurden umgebracht. Ich habe alle meine Kinder begraben. Ich lebe im Wald. Ich kann nirgendwo hingehen und habe nichts wofür ich leben kann. &#x94

Es gibt einige Beweise, dass einige der jungen Selbstmordattentäterinnen zum Dienst gezwungen wurden. Generell jedoch sind es Putins brutal e Methoden in Tschetschenien, seine Weigerung selbst begrenzte Autonomie einzuräumen, die die Linien der islamistischen Terrorgruppen anschwellen lassen. Sie können keinen Ausweg anbieten, aber die Wut und die Verzweiflung vieler Tschetschenen widerspiegeln, die eher bereit sind, bis zum Tode zu Kämpfen als die russische Dominanz weiter zu ertragen.

Angriffsserien

Kurz bevor die Belagerung Beslans begonnen hatte, stürzten zwei russische Flugzeuge ab, die fast sicher von tschetschenischen Selbstmordattentätern runtergeholt worden sind. Gleichzeitig explodierte in der Moskauer U-Bahn einen Bombe. Diese Ausbrüche, die letzten einer ganzen Serie von Angriffen, haben die öffentliche Unterstützung für weiter staatliche Schläge gegen den Terrorismus gesteigert. Natürlich wollen die Menschen Schutz gegen Terrorangriffe.

Trotzdem ist es der "starke Staat" unter Putin sLeitung,der nationaleAufstände und Terror provziert hat. Putin herrscht im Bund mit eine herrschenden Klasse von Gangster kapitalisten, die die Öl- und Gasoligarchen dominieren. Er hat daraufhin gewirkt, die Staatsmaschinerie zu stärken , wobei er sich sehr auf die Sicherheitsdienste verlässt.

Putin ist Verfechter einer neuen Form des russischen I mperialismus, der versucht, die Macht und Einfluss wiederherzustellen, die untergraben worden waren als der ehemalige multinationale stalinist ische Staat, die Sowj etunion, nach 1989 zusammenbrach. Vor kurzem bezichtigte er Russlands Feinde, einen " saftigen Biss von unserem Kuchen" abkriegen zu wollen , indem sie separatistische Bewegungen in Gebieten wie dem Kaukasus unterstützen.

Putin ist total gegen Unabhängigkeitoder selbst begrenzte Autonomie, ob für Tschetschenien oder andere nationale Einheiten. Lass einen gehen, denkt er, und es wird eine Lawine von Forderungen für Autonomie oder Separation lostreten .

Die Zaren konialisierten den Kaukasus im frühen 19 . Jahrhundert wegen seiner reichhaltigen natürlichen Ressourcen. Jetzt ist er von wachsender Wichtigkeit für Öl und Gas, und besonders die bedeutenden Gaspipelines, die durch das Schwarze Meer und die kaspische See führen. Nachdem Putins Vorgänger Boris Jelzin 1994-97 Krieg in Tschetschenien geführt hatte, zettelte Putin einen zweiten Krieg im August 1999 an.

Aber Putin spielt ein hinterhältiges "Teile und Herrsche"- Spiel im Kaukasus. Während er unerbittlich Unabhängigkeit für Gebiete wie Tschetschenien zurückweist, hat er zynischerweise sezessionist ische Bewegungen in Regionen wie Abkhazia und Südossetien unterstützt, vor allem, um Ärger für das unabhängige Regime in Georgi en hervorzurufen, das Putin unterminieren will.

In den frühen Neunzigern setzten die russischen Sicherheitsdienste selbst Shamil Basayef ein, zur Zeit ihr Hauptfeind in Tschetschenien , als Hilfe, Abkhazia von dem benachbarten und neuerdings unabhängigen Georgi en loszutrennen.

Weiterhin sind die Militärkräfte die der russischen Staat im Kaukasus stationiert hat, notorisch korrupt. "Der Konflikt hat auch Gelegenheiten zur persönlichen Bereicherung [für das Militär] auf jeder Ebene eröffnet, von Schmiergeldern am Checkpoint bis zum illegalen Waffenverkauf um die lokale Ölproduktion zu kontrollieren.&#x94 (Financial Times, 6.September) Es gibt einen Schwarzmarkt für Waffen, inklusive Boden-Luft- Raketen, der vielen G uerrillatruppen Zugang zu Waffen verschafft.

Putin sieht sich auch einer wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Krise in Russland selbst gegenüber. Er benutzt zweifellos die Bedrohung eines "terroristischen Krieges gegenRussland" um die Aufmerksamkeit von der steigenden Unzufriedenheit abzulenken. Die Rückkehr zum Marktkapitalismus war ein Desaster für die Mehrheit der Russen. Armut und Ungleichheit sind hochgeschnellt. Putins l etzter Schritt war, die Staatsausgaben für das Gesundheitswesen, Bildung, KiTas und Renten zu kürzen . Kein Wunder, dass er eine Ablenkung will.

Editorial aus dem "The Socialist" (Zeitung der "Socialist Party", der britischen Schwesterorganisation der SAV)
Übersetzung: Conny Dahmen, Aachen