Vorwort zur Neuauflage „Die Frau und der Sozialismus“

Auch nach fast 140 Jahren bleibt Bebels wichtigste Schrift aktuell

Vor fast 140 Jahren, im Jahre 1879, erschien Bebels wichtigste Schrift „Die Frau und der Sozialismus“ erstmals in Zürich und wurde in Deutschland sofort verboten. Die Wirkung dieses Buches war bahnbrechend für die Arbeiter- und Frauenbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Bis 1910 erschien bereits die 50. Auflage. Das Buch war in sozialdemokratischen Büchereien das am häufigsten ausgeliehene Buch und wurde bis zum Tod Bebels über 200.000 Mal verkauft.

Von Linda Fischer 

Clara Zetkin äußerte sich in einer Rede zu der Bedeutung des Werks: „Noch ein anderes Ereignis ist in Betracht zu ziehen. Ich meine das Erscheinen von August Bebels Buch „Die Frau und der Sozialismus”. Es darf nicht nach seinen Vorzügen oder Mängeln bewertet werden, es muss beurteilt werden nach der Zeit, in der es erschien. Und da war es mehr als ein Buch, es war ein Ereignis, eine Tat. (Sehr richtig !) Zum ersten Male wurde darin den Genossen klargelegt, in welchem Zusammenhange die Frauenfrage mit der geschichtlichen Entwicklung steht, zum ersten Male ertönte aus diesem Buche der Ruf: Wir können die Zukunft nur erobern, wenn wir die Frauen als Mitkämpferinnen gewinnen.“ (Rede auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu Gotha am 16. Oktober 1896: „Nur mit der proletarischen Frau wird der Sozialismus siegen!“).

August Bebel war einer der Mitbegründer der deutschen Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Zunächst aktiv im liberalen Leipziger »Gewerblichen Bildungsverein«, radikalisierte er sich durch seine Erfahrungen und seine politische Betätigung immer mehr und kam schließlich zum Marxismus. Er wurde zum populärsten Vorsitzenden, den die SPD je hatte. Bis zu seinem Tod 1913 blieb er aktiver Vorsitzender dieser Partei.

„Die Frau und der Sozialismus“ schrieb Bebel bereits aus marxistischer Sicht. Die Frauenfrage sah er weder losgelöst von der Sozialen Frage noch als Nebenwiderspruch: „Es handelt sich also nicht nur darum, die Gleichberechtigung der Frau mit dem Manne auf dem Boden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung zu verwirklichen, was das Ziel der bürgerlichen Frauenbewegung ist, sondern darüber hinaus alle Schranken zu beseitigen, die den Menschen vom Menschen, also auch das eine Geschlecht von dem anderen, abhängig machen. Diese Lösung der Frauenfrage fällt mit der Lösung der sozialen Frage zusammen. Es muß daher, wer die Lösung der Frauenfrage in vollem Umfange erstrebt, mit jenen Hand in Hand gehen, welche die Lösung der sozialen Frage als Kulturfrage für die gesamte Menschheit auf ihre Fahne geschrieben haben, das sind die Sozialisten. (…) Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabhängigkeit und Gleichstellung der Geschlechter“ (Bebel 1973, S.30).

Inspirierend war und ist, dass er in seinem Buch konkrete Vorstellungen einer sozialistischen Gesellschaft entwickelt. Er skizziert welche rasanten Fortschritte und Entwicklungsmöglichkeiten in einer Gesellschaft bestehen würden die nicht auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und Konkurrenz aufbaut.

Bebels politisches Agieren am Anfang des 20. Jahrhunderts schwankte jedoch zwischen Verfechtung des Ziels einer sozialistischen Gesellschaft und der Verteidigung des revolutionären Marxismus auf der einen Seite, und einer reformistischen Taktik auf der anderen: Bebel gehörte mit Entwicklung der drei Flügel in der Sozialdemokratie dem sogenannten „marxistischen Zentrum“ an. Anders als die Revisionisten ging dieses nicht davon aus, dass der Kapitalismus durch ständiges Wachstum und parlamentarische Sozialreformen einfach zum „Sozialismus“ übergehen würde, sondern verteidigte in Worten den Marxismus. In der Praxis folgten dieser Rhetorik jedoch in der Regel keine Taten. August Bebels bekannte Resolution und Rede auf dem Stuttgarter Kongress der Zweiten Internationale von 1907 wurde von Lenin, Luxemburg und anderen revolutionären MarxistInnen scharf kritisiert, da „in ihr jeder Hinweis auf die aktiven Aufgaben des Proletariats fehlte“ (Wladimir I. Lenin 20. Oktober 1907 im „Proletari“ Nr. 17. Nach Werke Band 13, Berlin 1963, S. 50-52). In den Debatten um Massenstreik und Generalstreik in der SPD vertrat Bebel die Meinung, dass der Massenstreik das letzte Mittel und letztlich nur anzuwenden sei, wenn die Revolution bevorstünde. Der Forderung nach einem Generalstreik im Kriegsfall und Ideen vom Massenstreik für Wahlrechtsreformen stand er ablehnend gegenüber. Der Zusammenbruch des Kapitalismus war für ihn eine Art Naturmäßigkeit.

Zur Stellung der Frau

Bebel beginnt sein Buch mit einer geschichtlichen Einordnung der Entstehung der Frauenunterdrückung und der Stellung der Frau im Verlauf der Geschichte. Nicht jedes Detail entspricht dem heutigen geschichtlichen Forschungsstand (Fußnote: In Kapitel 4, beschreibt er beispielsweise das sogenannte „Recht der ersten Nacht“ im Mittelalter. Heutzutage gilt es als erwiesen, dass es dieses in Form eines Erlasses oder Gesetzes nicht gegeben hat. Es scheint vielmehr eine Propagandalüge der Aufklärer gewesen zu sein.)

Bebels großer Verdienst besteht darin die Stellung der Frau und die Formen der Unterdrückung in der wechselseitigen Beziehung zu der gesellschaftlich-ökonomischen Situation zu untersuchen. Der historisch variierende Umgang mit der Eheschließungsgesetzgebung ist ein Beispiel dafür. Je nach wirtschaftlicher Situation wurde die Ehe seitens der Herrschenden gefördert oder den Mittellosen sogar völlig verboten, um die Geburtenrate zu steuern (allerdings mit wenig Erfolg). Die Institution Ehe ist aus Sicht der Herrschenden also nicht, wie gerne betont wird, eine Art heiliger Gral oder ein romantisches Versprechen, sondern Mittel zum Zweck.

Entgegengesetzt der bürgerlichen Propaganda zu Bebels Zeiten und der auch in der Arbeiterklasse tief verwurzelten Annahme, dass die Unterdrückung der Frau naturgemäß sei, argumentiert Bebel wie vor ihm Engels, dass sich die Frauenunterdrückung erst mit Entstehung des Privateigentums entwickelt hat. Er fordert die völlige Gleichberechtigung der Frau gegenüber dem Mann und betont, dass der Kampf der Befreiung der Frau mit dem Kampf für eine sozialistische Gesellschaft einher gehen muss.
Der Leser/ die Leserin muss bedenken, in welcher Zeit „die Frau und der Sozialismus“ geschrieben wurde. Einige Formulierungen sind aus heutiger Sicht natürlich veraltet. Homosexualität kommt in Bebels Werk nicht vor. Wenn er den natürlichen Geschlechtstrieb verteidigt, so meint er zu aller Erst den zwischen Mann und Frau. Gleichzeitig war Bebel jedoch einer der Erstunterzeichner einer Petition des Wissenschaftlich-humanitären Komitees im Jahre 1898, welche die Abschaffung des Paragraphen 175 forderte, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte. Er und die SPD standen gegen jede staatliche Unterdrückung von Homosexuellen.

Die sozialistische Gesellschaft

Im letzten Teil beschreibt Bebel wie eine Gesellschaft aussehen könnte, die das Problem an der Wurzel packt, also das Privateigentum und damit die kapitalistische Produktionsweise abschafft. „Die Warenproduktion wird in sozialistische, für und durch die Gesellschaft betriebene Produktion verwandelt. Der Großbetrieb und die stets wachsende Ertragsfähigkeit der gesellschaftlichen Arbeit, bisher eine Quelle des Elends und der Unterdrückung der ausgebeuteten Klassen, werden jetzt zu einer Quelle der höchsten Wohlfahrt und der harmonischen Ausbildung aller“ (Bebel 1973, S. 409f). Die neue Gesellschaft wird durch das Gemeineigentum aller Arbeitsmittel und die demokratische Entscheidung über die Produktion und über alle Lebensbereiche charakterisiert.

Bebels Ausführungen über die Prinzipien dieser Gesellschaft sind weiterhin visionär. Er widerlegt die gebetsmühlenartig wiederholenden Phrasen eines alternativlosen Kapitalismus, der einzig und allein fähig wäre für gesellschaftliche Entwicklung und Wachstum zu sorgen. Das Gegenteil ist der Fall. Bebel führt aus, dass viele Ideen, Entdeckungen, Verbesserungen nicht realisiert werden, da nur einigen Wenigen die Mittel dazu zur Verfügung stehen. Jede Idee für eine technische Verbesserung wird nicht zum Wohle der Allgemeinheit, sondern häufig zum Schaden eingesetzt, wie der Abbau von Arbeitsplätzen.

In einer sozialistischen Gesellschaft ist dieser Widerspruch aufgehoben. Jede technologische Verbesserung dient der gesamten Gesellschaft und kann genutzt werden um Arbeitszeiten zu kürzen und für andere Dinge wie Freizeit, Kunst, Kultur mehr Zeit zu haben. Es ist das gemeinsame Interesse die Produktion immer weiter zu entwickeln. Die Investitionen in Forschung und Wirtschaft würden sich nicht daran orientieren was profitabel ist, sondern daran was die Gesellschaft für notwendig betrachtet. Im letzten Jahrhundert sind größere Innovationen eher die Ausnahme. Überhaupt wird wenig in Forschung und Neuerungen investiert, da dies nicht mit der unmittelbaren Möglichkeit Profite zu generieren einhergeht. Der Kapitalismus ist schon lange kein Motor mehr zur Weiterentwicklung der Gesellschaft, sondern ein Hemmnis.

Bebel reist an, dass eine sozialistische Gesellschaft weltweit zu realisieren ist. Allerdings stellt er diese Entwicklung eher als etwas Gegebenes bzw. sich natürlich Entwickelndes dar. Trotzki und Lenin entwickeln später die Theorie, dass Sozialismus nur international funktionieren kann. Mit den Erfahrungen

Arbeit im Sozialismus

Eine sozialistische Gesellschaft würde ein völlig anderes Verständnis von Arbeit entwickeln, da diese nicht mehr geleistet wird um Profite für Arbeitgeber zu generieren, sondern abhängig von den Ansprüchen ist, welche die Gesellschaft an ihre Lebenshaltung stellt. Bebel betont, dass die Arbeit „Zeitmaß mäßig sei und keinen überanstrengt; zweitens, daß sie möglichst angenehm ist und Abwechslung bietet; drittens, daß sie möglichst ergiebig ist“ (Bebel 1973, S. 414). „Die Produktionsstätte sollten geschmackvoll und praktisch eingerichtet sein, gesundheitsschädliche und lästige Einflüsse müssen beseitigt werden. Um dieses sicherzustellen finden nach Bebel „Kunst und Technik, Kopf- und Handgeschicklichkeit (…) sofort ein umfassendes Feld der Tätigkeit“ (Bebel 1973, S. 425).

Eine Vielzahl von Lohnabhängigen gehen heute einer Arbeit nach, die ihnen nicht gefällt, die sie abstumpfen lässt oder bei der die Bedingungen so schlecht sind, dass das Arbeiten zum reinen Stress wird – alles im Interesse der Profitmaximierung. In den letzten Jahren wurden immer wieder Studien veröffentlicht, die beweisen, dass jahrelange Schicht- und Nachtarbeit zu einem schnelleren Alterungsprozess führen und das Denkvermögen schädigen, dass eintönige Arbeit am Fließband oder Ähnlichem den Kopf schneller altern lässt, dass Mehrarbeit und Überarbeitung aber auch Unterforderung sich ebenfalls negativ auf die Gedächtnisleistung und Gesundheit auswirken usw. (vgl. u.A. FAZ 10.11.2014, TU Dortmund 27.08.2010).

Bebel beschrieb dieses Problem bereits vor über 100 Jahren. Die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Kopf- und Handarbeit sowie die Möglichkeit abwechslungsreicher Tätigkeiten sieht Bebel daher als ein wichtiges Prinzip einer sozialistischen Gesellschaft: „Es liegen in jedem Menschen eine Reihe von Fähigkeiten und Trieben, die nur geweckt und entwickelt zu werden brauchen, um, in Betätigung gesetzt, die schönsten Wirkungen zu erzeugen. (…) Der bestehende Gegensatz zwischen Kopfarbeit und Handarbeit, ein Gegensatz, den die herrschenden Klassen nach Möglichkeit verschärfen, um sich auch die geistigen Mittel zur Herrschaft zu sichern, wird also aufgehoben werden müssen“ (Bebel 1973, S. 437 ff). Jeder soll der Tätigkeit nachgehen können, die ihm Spaß bringt, die seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht. „Der Mensch ist das Produkt von Zeit und Umständen, in denen er lebt.“ (Bebel 1973, S. 445). In einer sozialistischer Gesellschaft werden daher die Unterschiede der Leistung wesentlich geringer sein, da alle die gleichen Lebensbedingungen haben und jeder entsprechend seiner Neigungen tätig sein kann. Es erfolgt keine ungleiche Bezahlung, da nur gesellschaftlich nützliche Arbeiten verrichtet werden.

Tätigkeiten, die niemand freiwillig verrichten will, werden soweit möglich verringernd und im Übrigen gerecht auf die Gesellschaft verteilt. Niemand würde aus dem Arbeitsprozess ausgeschlossen werden, was neben technischen Neuerungen zu massiven Möglichkeiten der Arbeitszeitverkürzung beitragen würde.

Erhebung der Bedarfe in einer demokratisch geplanten Wirtschaft

Wenn die Planwirtschaft der Marktwirtschaft gegenübergestellt wird, so ist das Hauptargument gegen eine geplante Gesellschaft, dass diese nicht fähig sei auf sich verändernde Bedürfnisse zu reagieren. Der Markt hingegen reguliere das Angebot und die Nachfrage. Nun stellt die kapitalistische Produktionsweise alles andere als einen freier Markt dar, vielmehr zeichnete sich der Kapitalismus schon zu Bebels Zeiten durch eine massive Monopolisierung der Wirtschaft aus (vgl. hierzu W.I. Lenin 1916: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus), die heute noch viel extremer ist. Forscher der ETH Zürich kamen in einer breit angelegten Studie zu dem Schluss, dass lediglich 147 Kozerne große Teile der Weltwirtschaft bestimmen. Große Unternehmerverbände planen und regulieren die Produktion, allerdings in Konkurrenz zueinander und mit dem Ziel ihre Absatzmärkte zu vergrößern. „Diese Regulierung der Produktion durch die Unternehmerverbände ist das Gegenteil von jener, die in der sozialistischen Gesellschaft Platz greifen soll. Heute ist das Interesse der Unternehmer maßgebend, künftig soll es das Interesse der Allgemeinheit sein“(Bebel 1973, S. 417).

Gerne werden als Beweis des Scheiterns der Planwirtschaft die „Jahrespläne“ der DDR und anderen Ostblockstaaten herangezogen. Diese beweisen jedoch lediglich, dass eine geplante Wirtschaft ohne Demokratie nicht funktionieren kann und Pläne, die von einer abgehobenen Bürokratie mit eigenen Interessen erstellt werden, scheitern müssen.

Bebel erkannte, dass die Statistik eine Hauptrolle in einer geplanten Wirtschaft spielt. Sie ist die „wichtigste Hilfswissenschaft in der neuen Gesellschaft, sie liefert das Maß für alle gesellschaftliche Tätigkeit“ (Bebel 1973, S. 416). Mit ihr ist zu ermitteln was vorhanden ist, was gebraucht und gewollt wird und welche Arbeitszeit und Mittel zur Realisierung notwendig sind. Entschieden wird so dezentral und konkret wie möglich und so zentral und allgemein wie nötig. Die heutigen Möglichkeiten der Erhebung von Bedarfen sind durch Internet, Computisierung und Möglichkeiten der Datenerfassung weitaus fortgeschrittener als zu Beginn des 20. Jahrhundert.

Vergesellschaftung privatisierter Aufgaben

Bebel beschreibt die Verantwortung der Gesellschaft als Ganzes für gute Erziehung, Bildung, Mutterschutz, Altenpflege, Ernährung, Gesundheit, Wohnen. Er skizziert eine Situation in der jeder die gleichen Existenzbedingungen hat und damit erst die Möglichkeit erhält seine individuellen Bedürfnisse und Neigungen zu befrieden.
Die Führung eines privaten Haushalts, der heute aufgrund technischen Errungenschaften zwar nicht mehr ganz so zeitintensiv ist, wie vor 100 Jahren, könnte auf ein Minimum reduziert werden. „Die Privatküche ist für Millionen Frauen eine der anstrengendsten, zeitraubendsten und verschwenderischsten Einrichtungen, bei der ihnen Gesundheit und gute Laune abhanden kommt und die ein Gegenstand der täglichen Sorge ist, namentlich wenn, wie bei den allermeisten Familien, die Mittel die knappsten sind. (…) Wie in der Küche, so wird die Revolution im gesamten häuslichen Leben sich vollziehen und zahllose Arbeiten erübrigen, die heute noch ausgeführt werden müssen“ (Bebel 1973, S. 511f)

Das Buch „Die Frau und der Sozialismus“ entwickelt auf ganz verschiedenen Ebenen Ideen der Gestaltung des Zusammenlebens in einer befreiten und gleichberechtigten Gesellschaft. Die genannten Bereiche sind nur einen Teil von Bebels Darstellungen. Er beweist wieso die Angst vor Überbevölkerung und Nahrungsmangel nur im Kapitalismus ein Problem darstellt, wie Kunst und Literatur zur Entfaltung kommen, wie es sich mit der Zukunft der Religion verhält, wie die Notwendigkeit eines Staates mit Abschaffung der Klassen aufhört zu existieren, welche Möglichkeiten in der Landwirtschaft bestehen und wieso sich der Widerspruch zwischen Stadt und Land in einer sozialistischen Gesellschaft aufheben wird….

Bebels Buch ist kein Werk das konkret die Aufgaben skizziert welche der ArbeiterInnenbewegung bevorstehen um den Kampf für eine gleichberechtigte und von jeglicher Unterdrückung befreite Gesellschaft zum Erfolg zu führen. Es ist aber ein Buch was heutzutage wichtiger denn je ist, da es uns die Vision einer Gesellschaft aufzeigt für die es sich zu kämpfen lohnt. Die Lektüre lässt erahnen, auf welcher gesellschaftlichen Stufe wir uns heute befinden könnten, wenn der Kapitalismus bereits vor Hundert Jahren weltweit gestürzt worden wäre. Bebel veranschaulicht so viele Ideen, die heute immer noch nicht Realität sind. So etwa die Nutzung regenerativer Energien zur Erzeugung des gesamten Strombedarfs: „Die Elektrizität zeichnet sich vor jeder anderen Kraft dadurch aus, daß sie in der Natur im Überfluß vorhanden ist. Unsere Wasserläufe, Ebbe und Flut des Meeres, der Wind, das Sonnenlicht liefern ungezählte Pferdekräfte, sobald wir erst ihre volle und zweckmäßige Ausnützung verstehen“ (Bebel 1973, S. 428). Weiter führt er aus, welche Möglichkeiten alternativer Energiequellen schon damals bestanden, die die Kohlekraft deutlich überstiegen.

Die technischen Möglichkeiten sind heute deutlich größer um eine solidarische Gesellschaft und eine demokratisch geplante Wirtschaft zu realisieren. Angesichts von Kriegen, Umweltzerstörung, Klimaerwärmung, Hunger, Flucht, Krisen können wir aber nicht weitere 100 Jahre warten um den Kapitalismus abzuschaffen.

Quellen:

  • FAZ 10.11.2014: Belastungen im Job : Eintönige Arbeit vermindert das Denkvermögen.
  • http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/beruf/eintoenige-arbeit-mindert-kognitive-faehigkeiten-13258440.html
  • TU Dortmund 27.08.2010: Forscher untersuchen Auswirkungen eintöniger Arbeit: Fließbandarbeiter altern schneller. Ole Lünnemann Referat für Öffentlichkeitsarbeit. Technische Universität Dortmund. https://idw-online.de/de/news383917
  • August Bebel – „Die Frau und der Sozialismus“ – 62. Auflage, Berlin/DDR, 1973, S. 1-557.

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https://manifest-buecher.de/produkt/die-frau-und-der-sozialismus/