Von Linda Fischer\u00a0<\/em><\/p>\nClara Zetkin \u00e4u\u00dferte sich in einer Rede zu der Bedeutung des Werks: \u201eNoch ein anderes Ereignis ist in Betracht zu ziehen. Ich meine das Erscheinen von August Bebels Buch \u201eDie Frau und der Sozialismus\u201d. Es darf nicht nach seinen Vorz\u00fcgen oder M\u00e4ngeln bewertet werden, es muss beurteilt werden nach der Zeit, in der es erschien. Und da war es mehr als ein Buch, es war ein Ereignis, eine Tat. (Sehr richtig !) Zum ersten Male wurde darin den Genossen klargelegt, in welchem Zusammenhange die Frauenfrage mit der geschichtlichen Entwicklung steht, zum ersten Male ert\u00f6nte aus diesem Buche der Ruf: Wir k\u00f6nnen die Zukunft nur erobern, wenn wir die Frauen als Mitk\u00e4mpferinnen gewinnen.\u201c (Rede auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zu Gotha am 16. Oktober 1896: \u201eNur mit der proletarischen Frau wird der Sozialismus siegen!\u201c).<\/p>\n
August Bebel war einer der Mitbegr\u00fcnder der deutschen Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP). Zun\u00e4chst aktiv im liberalen Leipziger \u00bbGewerblichen Bildungsverein\u00ab, radikalisierte er sich durch seine Erfahrungen und seine politische Bet\u00e4tigung immer mehr und kam schlie\u00dflich zum Marxismus. Er wurde zum popul\u00e4rsten Vorsitzenden, den die SPD je hatte. Bis zu seinem Tod 1913 blieb er aktiver Vorsitzender dieser Partei.<\/p>\n
\u201eDie Frau und der Sozialismus\u201c schrieb Bebel bereits aus marxistischer Sicht. Die Frauenfrage sah er weder losgel\u00f6st von der Sozialen Frage noch als Nebenwiderspruch: \u201eEs handelt sich also nicht nur darum, die Gleichberechtigung der Frau mit dem Manne auf dem Boden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung zu verwirklichen, was das Ziel der b\u00fcrgerlichen Frauenbewegung ist, sondern dar\u00fcber hinaus alle Schranken zu beseitigen, die den Menschen vom Menschen, also auch das eine Geschlecht von dem anderen, abh\u00e4ngig machen. Diese L\u00f6sung der Frauenfrage f\u00e4llt mit der L\u00f6sung der sozialen Frage zusammen. Es mu\u00df daher, wer die L\u00f6sung der Frauenfrage in vollem Umfange erstrebt, mit jenen Hand in Hand gehen, welche die L\u00f6sung der sozialen Frage als Kulturfrage f\u00fcr die gesamte Menschheit auf ihre Fahne geschrieben haben, das sind die Sozialisten. (\u2026) Es gibt keine Befreiung der Menschheit ohne die soziale Unabh\u00e4ngigkeit und Gleichstellung der Geschlechter\u201c (Bebel 1973, S.30).<\/p>\n
Inspirierend war und ist, dass er in seinem Buch konkrete Vorstellungen einer sozialistischen Gesellschaft entwickelt. Er skizziert welche rasanten Fortschritte und Entwicklungsm\u00f6glichkeiten in einer Gesellschaft bestehen w\u00fcrden die nicht auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und Konkurrenz aufbaut.<\/p>\n
Bebels politisches Agieren am Anfang des 20. Jahrhunderts schwankte jedoch zwischen Verfechtung des Ziels einer sozialistischen Gesellschaft und der Verteidigung des revolution\u00e4ren Marxismus auf der einen Seite, und einer reformistischen Taktik auf der anderen: Bebel geh\u00f6rte mit Entwicklung der drei Fl\u00fcgel in der Sozialdemokratie dem sogenannten \u201emarxistischen Zentrum\u201c an. Anders als die Revisionisten ging dieses nicht davon aus, dass der Kapitalismus durch st\u00e4ndiges Wachstum und parlamentarische Sozialreformen einfach zum \u201eSozialismus\u201c \u00fcbergehen w\u00fcrde, sondern verteidigte in Worten den Marxismus. In der Praxis folgten dieser Rhetorik jedoch in der Regel keine Taten. August Bebels bekannte Resolution und Rede auf dem Stuttgarter Kongress der Zweiten Internationale von 1907 wurde von Lenin, Luxemburg und anderen revolution\u00e4ren MarxistInnen scharf kritisiert, da \u201ein ihr jeder Hinweis auf die aktiven Aufgaben des Proletariats fehlte\u201c (Wladimir I. Lenin 20. Oktober 1907 im \u201eProletari“ Nr. 17. Nach Werke Band 13, Berlin 1963, S. 50-52). In den Debatten um Massenstreik und Generalstreik in der SPD vertrat Bebel die Meinung, dass der Massenstreik das letzte Mittel und letztlich nur anzuwenden sei, wenn die Revolution bevorst\u00fcnde. Der Forderung nach einem Generalstreik im Kriegsfall und Ideen vom Massenstreik f\u00fcr Wahlrechtsreformen stand er ablehnend gegen\u00fcber. Der Zusammenbruch des Kapitalismus war f\u00fcr ihn eine Art Naturm\u00e4\u00dfigkeit.<\/p>\n
Zur Stellung der Frau<\/h4>\n
Bebel beginnt sein Buch mit einer geschichtlichen Einordnung der Entstehung der Frauenunterdr\u00fcckung und der Stellung der Frau im Verlauf der Geschichte. Nicht jedes Detail entspricht dem heutigen geschichtlichen Forschungsstand (Fu\u00dfnote: In Kapitel 4, beschreibt er beispielsweise das sogenannte \u201eRecht der ersten Nacht\u201c im Mittelalter. Heutzutage gilt es als erwiesen, dass es dieses in Form eines Erlasses oder Gesetzes nicht gegeben hat. Es scheint vielmehr eine Propagandal\u00fcge der Aufkl\u00e4rer gewesen zu sein.)<\/p>\n
Bebels gro\u00dfer Verdienst besteht darin die Stellung der Frau und die Formen der Unterdr\u00fcckung in der wechselseitigen Beziehung zu der gesellschaftlich-\u00f6konomischen Situation zu untersuchen. Der historisch variierende Umgang mit der Eheschlie\u00dfungsgesetzgebung ist ein Beispiel daf\u00fcr. Je nach wirtschaftlicher Situation wurde die Ehe seitens der Herrschenden gef\u00f6rdert oder den Mittellosen sogar v\u00f6llig verboten, um die Geburtenrate zu steuern (allerdings mit wenig Erfolg). Die Institution Ehe ist aus Sicht der Herrschenden also nicht, wie gerne betont wird, eine Art heiliger Gral oder ein romantisches Versprechen, sondern Mittel zum Zweck.<\/p>\n
Entgegengesetzt der b\u00fcrgerlichen Propaganda zu Bebels Zeiten und der auch in der Arbeiterklasse tief verwurzelten Annahme, dass die Unterdr\u00fcckung der Frau naturgem\u00e4\u00df sei, argumentiert Bebel wie vor ihm Engels, dass sich die Frauenunterdr\u00fcckung erst mit Entstehung des Privateigentums entwickelt hat. Er fordert die v\u00f6llige Gleichberechtigung der Frau gegen\u00fcber dem Mann und betont, dass der Kampf der Befreiung der Frau mit dem Kampf f\u00fcr eine sozialistische Gesellschaft einher gehen muss.
\nDer Leser\/ die Leserin muss bedenken, in welcher Zeit \u201edie Frau und der Sozialismus\u201c geschrieben wurde. Einige Formulierungen sind aus heutiger Sicht nat\u00fcrlich veraltet. Homosexualit\u00e4t kommt in Bebels Werk nicht vor. Wenn er den nat\u00fcrlichen Geschlechtstrieb verteidigt, so meint er zu aller Erst den zwischen Mann und Frau. Gleichzeitig war Bebel jedoch einer der Erstunterzeichner einer Petition des Wissenschaftlich-humanit\u00e4ren Komitees im Jahre 1898, welche die Abschaffung des Paragraphen 175 forderte, der sexuelle Handlungen zwischen M\u00e4nnern unter Strafe stellte. Er und die SPD standen gegen jede staatliche Unterdr\u00fcckung von Homosexuellen.<\/p>\n
Die sozialistische Gesellschaft<\/h4>\n
Im letzten Teil beschreibt Bebel wie eine Gesellschaft aussehen k\u00f6nnte, die das Problem an der Wurzel packt, also das Privateigentum und damit die kapitalistische Produktionsweise abschafft. \u201eDie Warenproduktion wird in sozialistische, f\u00fcr und durch die Gesellschaft betriebene Produktion verwandelt. Der Gro\u00dfbetrieb und die stets wachsende Ertragsf\u00e4higkeit der gesellschaftlichen Arbeit, bisher eine Quelle des Elends und der Unterdr\u00fcckung der ausgebeuteten Klassen, werden jetzt zu einer Quelle der h\u00f6chsten Wohlfahrt und der harmonischen Ausbildung aller\u201c (Bebel 1973, S. 409f). Die neue Gesellschaft wird durch das Gemeineigentum aller Arbeitsmittel und die demokratische Entscheidung \u00fcber die Produktion und \u00fcber alle Lebensbereiche charakterisiert.<\/p>\n
Bebels Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Prinzipien dieser Gesellschaft sind weiterhin vision\u00e4r. Er widerlegt die gebetsm\u00fchlenartig wiederholenden Phrasen eines alternativlosen Kapitalismus, der einzig und allein f\u00e4hig w\u00e4re f\u00fcr gesellschaftliche Entwicklung und Wachstum zu sorgen. Das Gegenteil ist der Fall. Bebel f\u00fchrt aus, dass viele Ideen, Entdeckungen, Verbesserungen nicht realisiert werden, da nur einigen Wenigen die Mittel dazu zur Verf\u00fcgung stehen. Jede Idee f\u00fcr eine technische Verbesserung wird nicht zum Wohle der Allgemeinheit, sondern h\u00e4ufig zum Schaden eingesetzt, wie der Abbau von Arbeitspl\u00e4tzen.<\/p>\n
In einer sozialistischen Gesellschaft ist dieser Widerspruch aufgehoben. Jede technologische Verbesserung dient der gesamten Gesellschaft und kann genutzt werden um Arbeitszeiten zu k\u00fcrzen und f\u00fcr andere Dinge wie Freizeit, Kunst, Kultur mehr Zeit zu haben. Es ist das gemeinsame Interesse die Produktion immer weiter zu entwickeln. Die Investitionen in Forschung und Wirtschaft w\u00fcrden sich nicht daran orientieren was profitabel ist, sondern daran was die Gesellschaft f\u00fcr notwendig betrachtet. Im letzten Jahrhundert sind gr\u00f6\u00dfere Innovationen eher die Ausnahme. \u00dcberhaupt wird wenig in Forschung und Neuerungen investiert, da dies nicht mit der unmittelbaren M\u00f6glichkeit Profite zu generieren einhergeht. Der Kapitalismus ist schon lange kein Motor mehr zur Weiterentwicklung der Gesellschaft, sondern ein Hemmnis.<\/p>\n
Bebel reist an, dass eine sozialistische Gesellschaft weltweit zu realisieren ist. Allerdings stellt er diese Entwicklung eher als etwas Gegebenes bzw. sich nat\u00fcrlich Entwickelndes dar. Trotzki und Lenin entwickeln sp\u00e4ter die Theorie, dass Sozialismus nur international funktionieren kann. Mit den Erfahrungen<\/p>\n
Arbeit im Sozialismus<\/h4>\n
Eine sozialistische Gesellschaft w\u00fcrde ein v\u00f6llig anderes Verst\u00e4ndnis von Arbeit entwickeln, da diese nicht mehr geleistet wird um Profite f\u00fcr Arbeitgeber zu generieren, sondern abh\u00e4ngig von den Anspr\u00fcchen ist, welche die Gesellschaft an ihre Lebenshaltung stellt. Bebel betont, dass die Arbeit \u201eZeitma\u00df m\u00e4\u00dfig sei und keinen \u00fcberanstrengt; zweitens, da\u00df sie m\u00f6glichst angenehm ist und Abwechslung bietet; drittens, da\u00df sie m\u00f6glichst ergiebig ist\u201c (Bebel 1973, S. 414). \u201eDie Produktionsst\u00e4tte sollten geschmackvoll und praktisch eingerichtet sein, gesundheitssch\u00e4dliche und l\u00e4stige Einfl\u00fcsse m\u00fcssen beseitigt werden. Um dieses sicherzustellen finden nach Bebel \u201eKunst und Technik, Kopf- und Handgeschicklichkeit (…) sofort ein umfassendes Feld der T\u00e4tigkeit\u201c (Bebel 1973, S. 425).<\/p>\n
Eine Vielzahl von Lohnabh\u00e4ngigen gehen heute einer Arbeit nach, die ihnen nicht gef\u00e4llt, die sie abstumpfen l\u00e4sst oder bei der die Bedingungen so schlecht sind, dass das Arbeiten zum reinen Stress wird – alles im Interesse der Profitmaximierung. In den letzten Jahren wurden immer wieder Studien ver\u00f6ffentlicht, die beweisen, dass jahrelange Schicht- und Nachtarbeit zu einem schnelleren Alterungsprozess f\u00fchren und das Denkverm\u00f6gen sch\u00e4digen, dass eint\u00f6nige Arbeit am Flie\u00dfband oder \u00c4hnlichem den Kopf schneller altern l\u00e4sst, dass Mehrarbeit und \u00dcberarbeitung aber auch Unterforderung sich ebenfalls negativ auf die Ged\u00e4chtnisleistung und Gesundheit auswirken usw. (vgl. u.A. FAZ 10.11.2014, TU Dortmund 27.08.2010).<\/p>\n
Bebel beschrieb dieses Problem bereits vor \u00fcber 100 Jahren. Die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Kopf- und Handarbeit sowie die M\u00f6glichkeit abwechslungsreicher T\u00e4tigkeiten sieht Bebel daher als ein wichtiges Prinzip einer sozialistischen Gesellschaft: \u201eEs liegen in jedem Menschen eine Reihe von F\u00e4higkeiten und Trieben, die nur geweckt und entwickelt zu werden brauchen, um, in Bet\u00e4tigung gesetzt, die sch\u00f6nsten Wirkungen zu erzeugen. (\u2026) Der bestehende Gegensatz zwischen Kopfarbeit und Handarbeit, ein Gegensatz, den die herrschenden Klassen nach M\u00f6glichkeit versch\u00e4rfen, um sich auch die geistigen Mittel zur Herrschaft zu sichern, wird also aufgehoben werden m\u00fcssen\u201c (Bebel 1973, S. 437 ff). Jeder soll der T\u00e4tigkeit nachgehen k\u00f6nnen, die ihm Spa\u00df bringt, die seinen Neigungen und F\u00e4higkeiten entspricht. \u201eDer Mensch ist das Produkt von Zeit und Umst\u00e4nden, in denen er lebt.\u201c (Bebel 1973, S. 445). In einer sozialistischer Gesellschaft werden daher die Unterschiede der Leistung wesentlich geringer sein, da alle die gleichen Lebensbedingungen haben und jeder entsprechend seiner Neigungen t\u00e4tig sein kann. Es erfolgt keine ungleiche Bezahlung, da nur gesellschaftlich n\u00fctzliche Arbeiten verrichtet werden.<\/p>\n
T\u00e4tigkeiten, die niemand freiwillig verrichten will, werden soweit m\u00f6glich verringernd und im \u00dcbrigen gerecht auf die Gesellschaft verteilt. Niemand w\u00fcrde aus dem Arbeitsprozess ausgeschlossen werden, was neben technischen Neuerungen zu massiven M\u00f6glichkeiten der Arbeitszeitverk\u00fcrzung beitragen w\u00fcrde.<\/p>\n
Erhebung der Bedarfe in einer demokratisch geplanten Wirtschaft<\/h4>\n
Wenn die Planwirtschaft der Marktwirtschaft gegen\u00fcbergestellt wird, so ist das Hauptargument gegen eine geplante Gesellschaft, dass diese nicht f\u00e4hig sei auf sich ver\u00e4ndernde Bed\u00fcrfnisse zu reagieren. Der Markt hingegen reguliere das Angebot und die Nachfrage. Nun stellt die kapitalistische Produktionsweise alles andere als einen freier Markt dar, vielmehr zeichnete sich der Kapitalismus schon zu Bebels Zeiten durch eine massive Monopolisierung der Wirtschaft aus (vgl. hierzu W.I. Lenin 1916: Der Imperialismus als h\u00f6chstes Stadium des Kapitalismus), die heute noch viel extremer ist. Forscher der ETH Z\u00fcrich kamen in einer breit angelegten Studie zu dem Schluss, dass lediglich 147 Kozerne gro\u00dfe Teile der Weltwirtschaft bestimmen. Gro\u00dfe Unternehmerverb\u00e4nde planen und regulieren die Produktion, allerdings in Konkurrenz zueinander und mit dem Ziel ihre Absatzm\u00e4rkte zu vergr\u00f6\u00dfern. \u201eDiese Regulierung der Produktion durch die Unternehmerverb\u00e4nde ist das Gegenteil von jener, die in der sozialistischen Gesellschaft Platz greifen soll. Heute ist das Interesse der Unternehmer ma\u00dfgebend, k\u00fcnftig soll es das Interesse der Allgemeinheit sein\u201c(Bebel 1973, S. 417).<\/p>\n
Gerne werden als Beweis des Scheiterns der Planwirtschaft die \u201eJahrespl\u00e4ne\u201c der DDR und anderen Ostblockstaaten herangezogen. Diese beweisen jedoch lediglich, dass eine geplante Wirtschaft ohne Demokratie nicht funktionieren kann und Pl\u00e4ne, die von einer abgehobenen B\u00fcrokratie mit eigenen Interessen erstellt werden, scheitern m\u00fcssen.<\/p>\n
Bebel erkannte, dass die Statistik eine Hauptrolle in einer geplanten Wirtschaft spielt. Sie ist die \u201ewichtigste Hilfswissenschaft in der neuen Gesellschaft, sie liefert das Ma\u00df f\u00fcr alle gesellschaftliche T\u00e4tigkeit\u201c (Bebel 1973, S. 416). Mit ihr ist zu ermitteln was vorhanden ist, was gebraucht und gewollt wird und welche Arbeitszeit und Mittel zur Realisierung notwendig sind. Entschieden wird so dezentral und konkret wie m\u00f6glich und so zentral und allgemein wie n\u00f6tig. Die heutigen M\u00f6glichkeiten der Erhebung von Bedarfen sind durch Internet, Computisierung und M\u00f6glichkeiten der Datenerfassung weitaus fortgeschrittener als zu Beginn des 20. Jahrhundert.<\/p>\n
Vergesellschaftung privatisierter Aufgaben<\/h4>\n
Bebel beschreibt die Verantwortung der Gesellschaft als Ganzes f\u00fcr gute Erziehung, Bildung, Mutterschutz, Altenpflege, Ern\u00e4hrung, Gesundheit, Wohnen. Er skizziert eine Situation in der jeder die gleichen Existenzbedingungen hat und damit erst die M\u00f6glichkeit erh\u00e4lt seine individuellen Bed\u00fcrfnisse und Neigungen zu befrieden.
\nDie F\u00fchrung eines privaten Haushalts, der heute aufgrund technischen Errungenschaften zwar nicht mehr ganz so zeitintensiv ist, wie vor 100 Jahren, k\u00f6nnte auf ein Minimum reduziert werden. \u201eDie Privatk\u00fcche ist f\u00fcr Millionen Frauen eine der anstrengendsten, zeitraubendsten und verschwenderischsten Einrichtungen, bei der ihnen Gesundheit und gute Laune abhanden kommt und die ein Gegenstand der t\u00e4glichen Sorge ist, namentlich wenn, wie bei den allermeisten Familien, die Mittel die knappsten sind. (\u2026) Wie in der K\u00fcche, so wird die Revolution im gesamten h\u00e4uslichen Leben sich vollziehen und zahllose Arbeiten er\u00fcbrigen, die heute noch ausgef\u00fchrt werden m\u00fcssen\u201c (Bebel 1973, S. 511f)<\/p>\n
Das Buch \u201eDie Frau und der Sozialismus\u201c entwickelt auf ganz verschiedenen Ebenen Ideen der Gestaltung des Zusammenlebens in einer befreiten und gleichberechtigten Gesellschaft. Die genannten Bereiche sind nur einen Teil von Bebels Darstellungen. Er beweist wieso die Angst vor \u00dcberbev\u00f6lkerung und Nahrungsmangel nur im Kapitalismus ein Problem darstellt, wie Kunst und Literatur zur Entfaltung kommen, wie es sich mit der Zukunft der Religion verh\u00e4lt, wie die Notwendigkeit eines Staates mit Abschaffung der Klassen aufh\u00f6rt zu existieren, welche M\u00f6glichkeiten in der Landwirtschaft bestehen und wieso sich der Widerspruch zwischen Stadt und Land in einer sozialistischen Gesellschaft aufheben wird….<\/p>\n
Bebels Buch ist kein Werk das konkret die Aufgaben skizziert welche der ArbeiterInnenbewegung bevorstehen um den Kampf f\u00fcr eine gleichberechtigte und von jeglicher Unterdr\u00fcckung befreite Gesellschaft zum Erfolg zu f\u00fchren. Es ist aber ein Buch was heutzutage wichtiger denn je ist, da es uns die Vision einer Gesellschaft aufzeigt f\u00fcr die es sich zu k\u00e4mpfen lohnt. Die Lekt\u00fcre l\u00e4sst erahnen, auf welcher gesellschaftlichen Stufe wir uns heute befinden k\u00f6nnten, wenn der Kapitalismus bereits vor Hundert Jahren weltweit gest\u00fcrzt worden w\u00e4re. Bebel veranschaulicht so viele Ideen, die heute immer noch nicht Realit\u00e4t sind. So etwa die Nutzung regenerativer Energien zur Erzeugung des gesamten Strombedarfs: \u201eDie Elektrizit\u00e4t zeichnet sich vor jeder anderen Kraft dadurch aus, da\u00df sie in der Natur im \u00dcberflu\u00df vorhanden ist. Unsere Wasserl\u00e4ufe, Ebbe und Flut des Meeres, der Wind, das Sonnenlicht liefern ungez\u00e4hlte Pferdekr\u00e4fte, sobald wir erst ihre volle und zweckm\u00e4\u00dfige Ausn\u00fctzung verstehen\u201c (Bebel 1973, S. 428). Weiter f\u00fchrt er aus, welche M\u00f6glichkeiten alternativer Energiequellen schon damals bestanden, die die Kohlekraft deutlich \u00fcberstiegen.<\/p>\n
Die technischen M\u00f6glichkeiten sind heute deutlich gr\u00f6\u00dfer um eine solidarische Gesellschaft und eine demokratisch geplante Wirtschaft zu realisieren. Angesichts von Kriegen, Umweltzerst\u00f6rung, Klimaerw\u00e4rmung, Hunger, Flucht, Krisen k\u00f6nnen wir aber nicht weitere 100 Jahre warten um den Kapitalismus abzuschaffen.<\/p>\n
Quellen:<\/h4>\n\n- FAZ 10.11.2014: Belastungen im Job : Eint\u00f6nige Arbeit vermindert das Denkverm\u00f6gen.<\/li>\n
- http:\/\/www.faz.net\/aktuell\/beruf-chance\/beruf\/eintoenige-arbeit-mindert-kognitive-faehigkeiten-13258440.html<\/li>\n
- TU Dortmund 27.08.2010: Forscher untersuchen Auswirkungen eint\u00f6niger Arbeit: Flie\u00dfbandarbeiter altern schneller. Ole L\u00fcnnemann Referat f\u00fcr \u00d6ffentlichkeitsarbeit. Technische Universit\u00e4t Dortmund. https:\/\/idw-online.de\/de\/news383917<\/li>\n
- August Bebel – „Die Frau und der Sozialismus“ – 62. Auflage, Berlin\/DDR, 1973, S. 1-557.<\/li>\n<\/ul>\n
Bestellen auf der Homepage des Manifest Verlags:<\/h4>\n
https:\/\/manifest-buecher.de\/produkt\/die-frau-und-der-sozialismus\/<\/p>\n
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