(29. 9. 2001)
Der „Socialist“ hat die, die die Anschl\u00e4ge auf das World Trade Center und das Pentagon begangen haben, geradeheraus verurteilt. Wir beschrieben ihre Methoden als die von „Kleingruppen, die Massenterrorismus anwenden“. Gleichzeitig haben wir George Bush oder Tony Blair keinerlei Unterst\u00fctzung gegeben, die einen „Krieg gegen den Terrorismus“, aber Staatsterror gegen wehrlose und unschuldige Menschen in der neokolonialen Welt unterst\u00fctzen.<\/p>\n
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Aber unsere Herangehensweise wird nicht von allen, selbst unter sozialistischen Gruppen unterst\u00fctzt. Manche sind zweideutig oder weigern sich, diese Angriffe zu „verurteilen“. Ihre Haltung ist zutiefst falsch und riskiert, die Mehrheit der Arbeiterklasse zu entfremden und sie in die Arme von Blair und Bush und ihrer „Kriegs“vorbereitungen zu treiben. Obendrein schl\u00e4gt sie seit langem vertretener prinzipieller Opposition der SozialistInnen gegen diese Methoden ins Gesicht.
Historisch hat der Marxismus terroristische Methoden immer abgelehnt. 1938 fasste Leo Trotzki die Haltung des Bolschewismus in der Erkl\u00e4rung zusammen: „Alle MarxistInnen in Russland begannen im historischen Kampf gegen den Terrorismus“. Trotzki wies darauf hin, dass unter der Tausend Jahre alten zaristischen Diktatur in Russland „die erste Reaktion der Jugend Rache war, Ermordung von Ministern, und wir [die SozialistInnen und MarxistInnen, die Bolschewiki] ihnen sagten: „Nicht dies [terroristische Methoden] ist unsere Rache, nicht die Ermordung von Ministers, sondern die Ermordung des Zarismus, der Ordnung der Tyrannei“. Und dies war in einem Land, wo der Aufstieg der Arbeiterbewegung und ihrer Parteien — Bolschewiki und Menschewiki — auf zwei gro\u00dfe Parteien traf, die Narodnaja Wolja (Volkswille), und die Sozialrevolution\u00e4re, die ihre Taktik auf den Terror st\u00fctzten. Diese Methoden konnten nur so lange Einfluss auf eine Schicht von jungen Leuten, einzelnen ArbeiterInnen und B\u00e4uerInnen haben, so lange sich die organisierte Arbeiterbewegung nicht entwickelte und nicht voll auf der politischen B\u00fchne erschienen war.
Die russische Revolution von 1905, bei der die Massen, besonders die Arbeiterklasse, die B\u00fchne betraten, stie\u00df diese Methoden in den Hintergrund. Aber die Niederlage der Revolution 1907 sah einen erneuten Anstieg terroristischer Methoden. Dies war eine Reaktion auf Mord, Folter und Einsperren durch die zaristische Staatsmaschine. Sogar dann lehnten die Bolschewiki terroristische Methoden unvers\u00f6hnlich ab. Trotzki bezeichnete individuellen Terrorismus als „Liberale mit Bomben“. Dies wirkt f\u00fcr uns heute seltsam. Aber ein Liberaler glaubt, dass sich eine grundlegende \u00c4nderung durch Teilma\u00dfnahmen erreichen l\u00e4sst. Die Ersetzung eines Ministers oder meinetwegen einer Regierung reiche aus, um \u00c4nderungen herbeizuf\u00fchren. \u00c4hnlich glauben Terroristen, dass durch die Ermordung oder das In-die-Luft-Sprengen eines einzelnen Vertreters, oder auch einer Gruppe, des Imperialismus oder Kapitalismus dieses System „destabilisiert“ oder sogar besiegt werden kann.
Aber die Kapitalisten werden immer ausreichend Ersatz f\u00fcr die durch die Taten der Terroristen Entfernten finden. Deshalb stellen SozialistInnen und MarxistInnen diesen Methoden Massenaktion gegen\u00fcber — Massenversammlungen, Demonstrationen und Streiks, einschlie\u00dflich dem Generalstreik —, um die Bosse zu besiegen und den Kapitalismus abzuschaffen. Folglich soll die T\u00e4tigkeit von SozialistInnen und MarxistInnen und der Arbeiterbewegung allgemein den Angeh\u00f6rigen der Arbeiterklasse helfen, sich ihre ungeheure potenzielle Macht bewusst zu machen. Sie sind potenziell die st\u00e4rkste Kraft in der Gesellschaft und MarxistInnen betonen, dass Massenaktion der Schl\u00fcssel zur sozialen und politischen Ver\u00e4nderung ist.
Unabh\u00e4ngig von seinen Absichten senkt der Terrorist tats\u00e4chlich das Bewusstsein der Arbeiterklasse bez\u00fcglich ihrer eigenen St\u00e4rke und Kampff\u00e4higkeit. Sie verst\u00e4rken die Idee, dass die Arbeiterklasse angesichts der Macht von Imperialismus und Kapitalismus ohnm\u00e4chtig sei. Sie m\u00fcssen auf den „gro\u00dfen Befreier“ warten, kleine Verschw\u00f6rergruppen, die f\u00fcr sie im Befreiungskampf handeln. In der Vergangenheit wurden die Guerillabasen au\u00dferhalb des Landes, im Rest der arabischen Welt und international als die k\u00fcnftigen Befreier des pal\u00e4stinensischen Volks gesehen. Jedoch die Niederlage der achtziger Jahre im Libanon und die Evakuierung der pal\u00e4stinensischen K\u00e4mpfer nach der israelischen Besetzung dieses Landes, machte diese \u00d6ffnung zunichte.
Dies f\u00fchrte zu einem Gef\u00fchl unter den Pal\u00e4stinenserInnen auf der West Bank, in Gaza und innerhalb Israels selbst, dass „wir selbst etwas tun m\u00fcssen“. Des f\u00fchrte wiederum zur ersten Intifada und der neueren und blutigen zweiten Intifada. Diese Bewegung ist wesentlich eine Massenbewegung mit einem bewaffneten Fl\u00fcgel. Es stimmt, dass Gruppen wie Hamas und islamischer Dschihad f\u00e4lschlich zu den Methoden des „Selbstmordattentats“ gegen israelische Kr\u00e4fte gegriffen haben. Wenn dies in Israel angewandt wurde, hat es einfache Israelis getroffen. Wir verstehen, dass diese Methoden das Ergebnis des schrecklichen Leidens der Pal\u00e4stinenserInnen und auch der Versperrung der anderen legitimen Kampf- und Protestmittel durch den israelischen Staat sind. Es war jedoch kontraproduktiv, sowohl was die zunehmenden Morde [an Pal\u00e4stinenserInnen] und Leiden der pal\u00e4stinensischen Massen betrifft, als auch durch den Vorwand, den es der israelischen herrschenden Klasse zur Durchf\u00fchrung weiterer Unterdr\u00fcckung gibt.
In der Vergangenheit schienen die Terroristen oft als Helden, obwohl ihre Methoden falsch waren. Sie waren bereit, ihre Leben f\u00fcr die Beseitigung einzelner Vertreter des Kapitalismus — des Generals, des Ministers, des Polizeichefs etc. — zu opfern, ohne die Unschuldigen zu t\u00f6ten. Der „moderne Terrorismus“ hat einen anderen Charakter — obwohl er letztlich der sozialen, nationalen, religi\u00f6sen oder ethnischen Unterdr\u00fcckung entspringt und von ihr gen\u00e4hrt wird. Schon in den siebziger und achtziger Jahren, als der Terrorismus prominent war, ver\u00fcbten die, die zu Terrorismus griffen, ihn oft wahllos. Die Autobombe, das Plazieren von Bomben in Geb\u00e4uden, das Selbstmordattentat f\u00fchrten oft zum Tod nicht nur der „Unterdr\u00fccker“ und ihrer Staatskr\u00e4fte, der Symbole ihrer Herrschaft, sondern auch Unschuldiger.
MarxistInnen kritisierten den Terrorismus, weil er zum Erreichen des angegebenen Ziels, der Schw\u00e4chung des „Feindes“, im Fall der US-Angriffe des US-Imperialismus, kontraproduktiv ist. Im Gegenteil wird er st\u00e4ndig zur St\u00e4rkung der Herrschaft des Kapitals, der Verst\u00e4rkung seiner Staatsmacht und damit seiner F\u00e4higkeit zum „Staatsterrorismus“ genutzt. Die Kapitalisten haben die Ausrede, b\u00fcrgerliche und demokratische Freiheiten anzugreifen und zu beeintr\u00e4chtigen. Vor allem treiben diese Methoden tendenziell die Arbeiterklasse politisch in die Arme der Bosse und ihrer Vertreter. Das zeigen die Versuche der Bush-Regierung mit dem durch das Blutvergie\u00dfen erzeugten Deckmantel b\u00fcrgerliche Freiheiten anzugreifen — legale ZuwanderInnen unbefristet festzuhalten, vergr\u00f6\u00dferte Befugnisse zur Telefon\u00fcberwachung etc., die Militarisierung der US-Gesellschaft, bewaffnete Wachen in Flugzeugen, die Anwesenheit der Armee auf den Stra\u00dfen, die Einberufung von Reservisten etc.
Dass es betr\u00e4chtlichen und wachsenden Widerstand gegen die Versuche durch die Bush-Regierung gibt, diese Ma\u00dfnahmen hastig durch den Kongress zu bringen, bezeugt die Entschlossenheit des amerikanischen Volks, nicht in Panik ausgesprochen antidemokratische Ma\u00dfnahmen unter dem Deckmantel des „Kampfs gegen den Terrorismus“ zu akzeptieren. Aber Bush genie\u00dft die h\u00f6chste Zustimmung eines Pr\u00e4sidenten in der Geschichte, 92% im Vergleich zu 50% vor dem 11. September. Die Angriffe haben das scheinbar Unm\u00f6gliche bewirkt: Bush — einen „als menschliches Wesen ausstaffierten Konzern“ — popul\u00e4r zu machen, zumindest vor\u00fcbergehend.
Obendrein hat es der US-Kapitalismus geschafft, in einer Reihe von konzentrischen Kreisen Regimes und Kr\u00e4fte in seine „Koalition“ zu bringen, die bis vor kurzem dem US-Imperialismus gegen\u00fcber feindlich waren, z. B. Iran, Hisbollah im Libanon, etc. Dies ist ein Anzeichen f\u00fcr das Ausma\u00df und den Charakter der Wirkung der Terroranschl\u00e4ge in den USA. Sie hatten eine andere Gr\u00f6\u00dfenordnung als alles, was wir in der Vergangenheit gesehen haben. In Nordirland starben zum Beispiel in 30 Jahren B\u00fcrgerkrieg etwa halb so viele wie bei den Anschl\u00e4gen in den USA an einem Tag. Bei einer US-Firma verloren 1.500 Kinder ein Elternteil. Daher ist es eine Untertreibung, dies als „individuellen Terrorismus“ gegen ein bestimmtes Ziel zu beschreiben. Dies waren die Taten einer kleinen Verschw\u00f6rergruppe, angeblich bin Ladens Al-Qaeda-Organisation oder mit ihnen verbundene Gruppen, die einen Akt von Massenterror beging, nicht nur gegen die 7.000, die get\u00f6tet wurden, sondern gegen die US-Bev\u00f6lkerung insgesamt. Danach ist die Masse der Bev\u00f6lkerung terrorisiert und in Angst, dass es sich wiederholen k\u00f6nnte; oder dass sogar „Bioterroristen“ t\u00e4tig werden k\u00f6nnten.
In einer Phase verurteilte Trotzki zwar „individuellen Terrorismus“, sprach aber von „Massenterrorismus“ durch die Arbeiterklasse. Dies kann man auf keine Weise mit den Methoden der Gruppe gleichsetzen, die das WTC und das Pentagon „bombardierte“. Trotzki beschrieb die notwendigen Ma\u00dfnahmen des demokratischen Arbeiterstaats in Russland 1917-23, der notwendige Verteidigungsma\u00dfnahmen zum Schutz der Revolution gegen den „Wei\u00dfen Terror“ der enteigneten Gro\u00dfgrundbesitzer, Kapitalisten und ihrer kapitalistischen Unterst\u00fctzer im Ausland ergriff. MarxistInnen heute w\u00fcrden solche Ausdr\u00fccke nicht verwenden, genauso wenig wie wir Marx „Diktatur des Proletariats“ verwenden w\u00fcrden, weil es den Sozialismus in der Vorstellung der ArbeiterInnen mit einer Diktatur wie dem Stalinismus verbinden kann. Marx’ Idee kann besser und popul\u00e4rer mit der Forderung nach Sozialismus und Arbeiterdemokratie erkl\u00e4rt werden.
Unglaublicherweise gibt es ein paar SozialistInnen, die sich weigern, die terroristischen Gr\u00e4ueltaten in den USA zu „verurteilen“. Eine solche Organisation ist die Socialist Workers Party in Britannien [in Deutschland Linksruck, in \u00d6sterreich Linkswende — d. \u00dcbers.]. Ein Rundbrief an Mitglieder der Socialist Alliance von f\u00fchrenden SWP-Mitgliedern, John Rees und Rob Hoveman, als Antwort auf eine Erkl\u00e4rung von einem Mitglied der Socialist Alliance, das die Attentate verurteilte, erkl\u00e4rte: „Wir glauben nicht, dass die Verwendung des Wortes „verurteilen“ im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen in den USA angemessen ist. Wir unterst\u00fctzen Attentate auf Angeh\u00f6rige der Arbeiterklasse klar nicht und es sollte selbstverst\u00e4ndlich sein, dass wir die Strategie des individuellen Terrorismus ablehnen. Wir w\u00fcrden es vorziehen, unsere Haltung so darzustellen. Aber die Sprache der „Verurteilung“ wird von SozialistInnen und nationalen Befreiungsbewegungen immer von den Medien und der herrschenden Klasse verlangt. Aus diesem Grund w\u00e4re es besser gewesen, sie zu vermeiden … Man muss hier Linien ziehen — wir glauben, dass die Socialist Alliance Teil der uneingeschr\u00e4nkten und prinzipienfesten Opposition gegen den US- und westlichen Imperialismus und den weiteren Massenmord sein sollten, den Bush und Blair der Welt anzutun beabsichtigen“.
Es ist Unsinn im Quadrat zu argumentieren, dass die Verurteilung der terroristischen Anschl\u00e4ge auf New York und Washington Blair und Bush st\u00e4rken w\u00fcrde. Im Gegenteil kann es aufgebrachte ArbeiterInnen in die Arme der Kapitalisten treiben, das zu unterlassen. Das hier entwickelte verworrene Denken geht genau in die Falle, die Rees und Hoveman vermeiden m\u00f6chten, die Unterst\u00fctzung f\u00fcr die Kapitalisten zu st\u00e4rken. Der „Socialist“ hat es v\u00f6llig klar gemacht, dass unsere Kritik an den Taten in den USA einen v\u00f6llig anderen Inhalt und Charakter hat als die heuchlerischen Reden von Bush und Blair, wenn sie den „Terrorismus“ angreifen. Sie und ihre Vorg\u00e4nger haben Massenterrorismus gegen das irakische Volk und die SerbInnen betrieben. Als Israel 1982 im Libanon eingefallen ist, wobei 17.000 Leute starben, waren sie Komplizen und haben geschwiegen. Obendrein sagen Blair und Bush kein Wort \u00fcber die 30.000, die durch die M\u00f6rderbanden der nicaraguanischen Contras abgeschlachtet wurden, die vom US-Imperialismus unterst\u00fctzt und finanziert wurden. Sie haben auch keinen Kommentar zu den etwa 120.000 in Algerien get\u00f6teten — von denen viele Opfer des Staatsterror der algerischen Regierung waren.
Wir verurteilen vorbehaltlos den organisierten, systematischen Staatsterrorismus der Kapitalisten. Aber dies entl\u00e4sst uns als SozialistInnen und MarxistInnen nicht aus der Pflicht, die Aktionen terroristischer Gruppen zu kritisieren und unvers\u00f6hnliche Opposition gegen sie zu zeigen, die der herrschenden Klasse in die H\u00e4nde spielen. Dies hat die Socialist Party in England und Wales, und besonders unsere Schwesterpartei in Nordirland st\u00e4ndig gemacht, in Spanien gegen\u00fcber den Aktionen der ETA, in Lateinamerika in den siebziger Jahren und in vielen anderen Situationen. Leider haben die SWP und andere angeblich „marxistische“ Organisationen dies nicht gemacht. Es gibt daher eine gewisse Konsequenz in ihrer gegenw\u00e4rtigen Haltung. In der Tat waren sie manchmal unkritische Cheerleader f\u00fcr die Methoden und Politiken terroristischer Gruppen.
Wir anerkennen, dass die terroristischen Methoden einer Gruppe aus einem unterdr\u00fcckten Volk andere Ursachen und Urspr\u00fcnge und Absichten als die der herrschenden Klasse haben. Selbst ein kapitalistischer Autor wie Daniel Warner vom International Studies Institute in Genf kann in der „International Herald Tribune“ schreiben: „Terrorismus hat Ursachen. Wachsende Ungleichheit des Reichtums und Mangel an politischem Zugang f\u00fchrt zu Frustration, die m\u00f6glicherweise zu Aggression, Gewalt und Terrorismus f\u00fchrt. Je gr\u00f6\u00dfer das Ausma\u00df der Frustration, desto gr\u00f6\u00dfer das Ausma\u00df der Gewalt. Je h\u00f6her das Niveau der Unterdr\u00fcckung, desto h\u00f6her das Niveau der Reaktion. Aber was ist Terrorismus? Es ist die T\u00e4tigkeit der Enteigneten, der Stimmlosen bei einer radikal asymmetrischen Machtverteilung“.
Mit anderen Worten, wir m\u00fcssen in der sozialen, nationalen und religi\u00f6sen Lage nach den Ursachen des Terrorismus suchen. Es stimmt, dass die Urspr\u00fcnge der Al-Qaeda-Organisation, die soziale Basis, auf der sie erwuchs und auch die an den Entf\u00fchrungen und Morden in den USA beteiligten anders als bei anderen terroristischen Organisation ist. Bin Laden selbst stammt aus einer reichen saudischen Familie, die urspr\u00fcnglich aus dem S\u00fcden des Landes an der Grenze zu Jemen kam. Asir war der letzte Teil der Region, die von der saudischen K\u00f6nigsfamilie erobert wurde und kam erst in den fr\u00fchen drei\u00dfiger Jahren unter ihre Kontrolle. Dieses Gebiet blieb in den n\u00e4chsten 50 Jahren wildes r\u00fcckst\u00e4ndiges Gebiet unb\u00e4ndiger St\u00e4mme. Asir ist direkt im Norden von Jemen, wo Osama bin Laden und seine Familie herkommt. Andere, Teile des Al-Qaeda-Netzwerks, die als Entf\u00fchrer benannt wurden, kamen aus Mittelschichtfamilien und sogar aus der Elite in \u00c4gypten und anderen arabischen L\u00e4ndern. Obendrein gab das saudische Regime sowohl bin Laden als auch dem Taliban-Regime in Afghanistan Unterst\u00fctzung und Hilfe, und zeugte dadurch „ein Baby, das sich in ein Monster verwandelt hat“ [Robert Fisk, The Independent, 26. September].
Es war der Chef des saudischen Geheimdienstes, Prinz Turki bin Faisal al-Saud, der bin Laden und die Taliban f\u00f6rderte als Versuch, ein Gegengewicht gegen die schiitischen St\u00e4mme in Afghanistan zu schaffen, die von Iran unterst\u00fctzt wurden. Obendrein ist die besondere Form des Islam von bin Laden und den Saudis, der Wahhabismus, eine „reine“ Form des Islam, die zum ersten Mal im 18. Jahrhundert von Abdul Wahhab gepredigt wurde. Sie behandelt alle, die ihren Lehren nicht anh\u00e4ngen, einschlie\u00dflich anderer MoslemInnen, als Abgefallene oder Ungl\u00e4ubige und daher als KandidatInnen f\u00fcr die Vernichtung. Aber jetzt hat sich bin Laden gegen seine saudischen Herren gewandt, neben anderen Gr\u00fcnden wegen der Kapitulation der saudischen Monarchie vor dem US-Imperialismus durch ihre Stationierung von Truppen auf ihrem Boden, der auch die zwei heiligen St\u00e4tten des Islam, Medina und Mekka, enth\u00e4lt.
Es ist nichts Radikales oder Antikapitalistisches an den aufkl\u00e4rungsfeindlichen religi\u00f6sen Ideen von bin Laden oder der Al-Qaeda-Organisation. Kapitalistische Kommentatoren sind verwirrt, warum gebildete, technisch qualifizierte Menschen Selbstmordattentate begehen k\u00f6nnen. Sie scheinen so einen Kontrast zu vielen der verarmten pal\u00e4stinensischen Jugendlichen zu bilden, die sich selbst bei Attentaten auf Israel in die Luft gesprengt haben und wenig formale Bildung haben. Die Selbstmordsoldaten der Tamil Tigers [auf Sri Lanka] kamen haupts\u00e4chlich aus den unterdr\u00fccktesten tamilischen Schichten. Selbst Hisbollah-Attent\u00e4ter, die anscheinend im Koran besser bewandert sind, waren \u00e4lter und durch Jahre Gef\u00e4ngnis gest\u00e4hlt. Im Fall der US-Entf\u00fchrer „enthielt unser Profil von Selbstmordattent\u00e4tern nie Piloten, hochqualifizierte Leute“ [International Herald Tribune, 17 September].
Aber dies ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Selbstmordattent\u00e4ter, von denen manche einen privilegierten Hintergrund hatten, sich selbst get\u00f6tet haben um „dem Feind“ Schl\u00e4ge zu versetzen. Im 19. Jahrhundert war das oft die bevorzugte Methode der K\u00e4mpferInnen gegen nationale Unterdr\u00fcckung. Es gibt nat\u00fcrlich auch das Beispiel der Kamikaze-Selbstmordbomber aus Japan.
Die Ursachen, die unmittelbaren Ausl\u00f6ser f\u00fcr solche Methoden k\u00f6nnen seltsam sein, aber die Wurzeln sind letztlich die objektiven Bedingungen eines Landes oder einer Region. Alle Schichten in der arabischen Welt f\u00fchlen die Generationen alte Unterdr\u00fcckung durch den Imperialismus, auch die Mittelschicht, die obere Mittelschicht und sogar Leute mit einem kapitalistischen Hintergrund. Die barbarische Behandlung der pal\u00e4stinensischen Massen durch die israelische herrschende Klasse, die das Bush-Regime, das Israel in der Gr\u00f6\u00dfenordnung von 3 Milliarden Dollar im Jahr unterst\u00fctzt, durch Schweigen praktisch duldet, hat die arabische \u00f6ffentliche Meinung im Vorfeld des 11. September ungeheuer entflammt. In der Tat hat im Juni dieses Jahres der saudische Thronerbe Kronprinz Abdullah gewarnt, dass die US-Haltung des Sich-Raushaltens Israel zur Zerschlagung der Intifada der Pal\u00e4stinenserInnen ermutige. Er sagte einen Besuch im Wei\u00dfen Haus ab. \u00c4gypten und Jordanien warnten die USA vor einem Ausbruch der Volkswut in der ganzen arabischen Welt.
Trotz dem anscheinend privilegierten Hintergrund und Lebensstil der Entf\u00fchrer musste sich diese Stimmung in der arabischen Welt einfach auf sie \u00fcbertragen, wie auf arabische Intellektuelle insgesamt. Daher sind die Aktionen der Entf\u00fchrer trotz des rechten aufkl\u00e4rungsfeindlichen Programms von bin Laden letztlich im Gef\u00fchl der intensiven Unterdr\u00fcckung des arabischen Volks insgesamt begr\u00fcndet. Folglich kann der „Krieg gegen den Terrorismus“ des US-Imperialismus langfristig keinen Erfolg haben, da die Bedingungen, die den Terrorismus hervorbringen, bleiben. Dass diese Methoden verwendet werden, ist auch eine Widerspiegelung der Schw\u00e4che des Marxismus und der organisierten Arbeiterbewegung. Dies liegt teilweise an der dramatischen Rechtsverschiebung der Ex-Sozialdemokraten, die an der Spitze der Ex-Arbeiterorganisationen stehen.
Es ist notwendig, die Ursachen des Terrorismus zu verstehen. Aber dies bedeutet in keiner Weise, dass SozialistInnen und MarxistInnen einen Hauch von Verantwortung f\u00fcr die Methoden \u00fcbernehmen sollten, die sie verwenden, die letztlich den Kapitalisten in die H\u00e4nde spielen. Obendrein verst\u00e4rkt dies nicht f\u00fcr eine Minute die Stellung von Bush und Blair bei der Vorbereitung ihres Krieges gegen den Terrorismus, wie die F\u00fchrer der SWP irrig argumentieren. Im Gegenteil wird es gerade die Stellung des Imperialismus und seiner Kriegsvorbereitungen st\u00e4rken, wenn wir uns nicht von denen distanzieren, die die Anschl\u00e4ge auf das World Trade Center und Pentagon begangen haben. Sie m\u00f6chten die Gegner jedes Krieges als entweder Pazifisten, Liberale mit umflorten Augen, Idealisten oder heimliche Sympathisanten der Terroristen darstellen.
Eine Weigerung, diese Aktionen der Leute, die die Anschl\u00e4ge ver\u00fcbten, zu verurteilen, wird ihnen direkt in die H\u00e4nde spielen. Es k\u00f6nnte SozialistInnen daran hindern, an ArbeiterInnen heranzukommen, mit ihnen zu diskutieren und sie hoffentlich zu \u00fcberzeugen, die \u00fcber das entsetzt sind, was in New York und Washington passierte. Sie f\u00fcrchten, dass sie die n\u00e4chsten Opfer einer terroristischen Gr\u00e4ueltat sein k\u00f6nnten. Viele von einen sind keine blutd\u00fcrstigen „Kriegstreiber“, aber werden dann Argumenten f\u00fcr einen „Krieg gegen den Terrorismus“ folgen, wenn ihnen keine gangbare Alternative pr\u00e4sentiert wird.
Die Socialist Party und ihre Unterst\u00fctzerInnen sind nicht PazifistInnen. Wir werden die Rechte der Arbeiterklasse (Streikrecht, Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit etc.) gegen Angriffe verteidigen, egal aus welcher Ecke sie kommen — mit allen legitimen politischen Mitteln, die uns zur Verf\u00fcgung stehen. Wenn die Kapitalisten versuchen, sie uns mit Gewalt wegzunehmen — wie sie es in Chile machten, mit der Unterst\u00fctzung von Kissinger, wie wir uns erinnern m\u00fcssen — w\u00e4ren wir bereit, zur Verteidigung solcher Rechte zu k\u00e4mpfen.
Der weltweite „Krieg gegen den Terrorismus“ von Bush, Blair, etc. wird zweifellos versuchen, alle GegnerInnen des Kapitalismus, die Antiglobalisierungs- antikapitalistischen AktivistInnen — auch als „Terroristen“ darzustellen. Berlusconi, der rechte Ministerpr\u00e4sident von Italien, hat letzte Woche genau das gemacht, indem er die DemonstrantInnen in Genua mit den USA-Terroristen gleichsetzte. Sie werden versuchen, terroristische Methoden mit dem Recht der Arbeiterorganisationen auf Selbstverteidigung gegen Angriffe der Kapitalisten gleichzusetzen, einschlie\u00dflich staatlicher Angriffe, neofaschistischer und rechtsextremer Angriffe, etc. Zweideutigkeit bei der Verurteilung terroristischer Methoden wird den Kapitalisten in die H\u00e4nde spielen, egal wie gut die Absichten sind. Die Socialist Party, der „Socialist“, und ihre Unterst\u00fctzerInnen werden diese falschen Methoden derjenigen, die die Gr\u00e4ueltaten von New York begingen, bek\u00e4mpfen und ihnen die Ideen des Massenkampfs, der Ausbildung, Propaganda und Agitation entgegenstellen, um die Welt von Kapitalismus und Terrorismus zu befreien durch einen Kampf f\u00fcr den Sozialismus und die Errichtung des Sozialismus.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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