Bericht von den „Ende Gelände“-Aktionen am Wochenende
Entschlossene Massenaktionen gegen die klimaschädliche Kohleverstromung im rheinischen Braunkohlerevier. Ein kurzer Überblick.
von Anne Marleen Schade, Aachen
Aus ganz Europa und allen Altersstufen haben sich dieses Wochenende 6500 AktivistInnen um Buir versammelt um die Infrastruktur der Braunkohleförderung zu Blockieren. Tausend sind dafür extra mit einem Sonderzug aus Prag, Leipzig, Dresden und Berlin angereist.
Klimaproteste im Herbst
Sie fordern den sofortigen Braunkohlestopp und besetzten dafür über 24 Stunden lang bei Temperaturen knapp über Null die Hambach Bahn, welche Braunkohle zu den Kraftwerken transportiert. Einer Kleingruppe gelang es außerdem am Samstag morgen einen der großen Schaufelradbagger im Tagebau Hambach für einige Stunden zu besetzen, tausen Menschen sind von der Polizei eingekesselt worden bevor sie in den Tagebau Inden gelangen konnten.
Im Vorjahr sind rund 6000 AktivistInnen bei ähnlichen Aktionen und besserem Wetter dabei gewesen. Schon seit 2012 gibt es in der Region Baumbesetzungen und ein Wiesencamp. Die jetzige große Protestwelle begann im September diesen Jahres, als die Polizei mit teilweise über 3.500 Einsatzkräften begann die besetzten Bäume zu räumen. Für die Räumungsfahrzeuge wurden deshalb schon vor der Rodungssaison unzählige Bäume im winzigen verbliebenen Teil des Hambacher Forsts gerodet. Um den Rest des Waldes zu sehen und sich für dessen Erhalt einzusetzen kamen in den darauffolgenden Wochen jeden Sonntag um die 10.000 Menschen zu Waldspaziergängen zusammen – oft ganze Familien. Zu sehen gab es nicht nur den Wald, sondern auch die geballte Staatsgewalt. Mit Reiterstaffeln und Räumungspanzern stellte sich die Polizei an einigen Tagen brutal allen in den Weg, die Ausrüstung in den Wald bringen wollten oder kamen um den Kampf der AktivistInnen zu unterstützen.
Umwelt und Arbeit sind kein Widerspruch
Auch die großen Aktionen dieses Wochenende erfuhren viel Unterstützung. Eine Solidemo mit 3000 TeilnehmerInnen zog von Buir zum Rand vom Tagebau Hambach in Morschenich. Im Schlepptau: 3000 blockadewillige AktivistInnen. Diese lösten sich auf halbem Weg von der Demonstration und stürmten über die Felder um die Hambach Bahn zu besetzen und zum Stillstand zu bringen. Von dieser Aktion folgt bald noch ein eigener Bericht eines Beteiligten. Es stehen jedoch nicht alle in der Region hinter den Aktionen gegen die Braunkohle. Die Region ist sehr geprägt durch die Braunkohleförderung, viele können sich keine Lebensgrundlage ohne sie vorstellen. Ein weiterer Teil der Bevölkerung fühlt sich durch die Proteste bedroht und eingeschränkt. Für die Besetzung musste die A4 für mehrere Stunden gesperrt werden. Ebenso wurde der Personenbahnverkehr eingestellt, sodass sowohl die DemonstrantInnen als auch die restlichen Fahrgäste bis zu drei Stunden Verspätung hatten. Verantwortlich gemacht wurde dafür die Blockade, auch wenn diese ganz andere Bahngleise betraf. Dies soll die Proteste diskreditieren und die Wut in der örtlichen Bevölkerung auf die Umweltbewegung schüren. Um der weiteren Spaltung vorzubeugen ist es wichtig, dass die Bewegung nicht nur einen Kampf gegen RWE oder Braunkohle führen muss, sondern dass die sozialen Interessen der Beschäftigten und Anwohner*innen nicht ignoriert werden. Wir müssen für ein Wirtschaftssystem kämpfen, in dem unsere Zukunft nicht für die Profite weniger, verheizt wird.
Wir fordern neben sofortigem Kohleausstieg:
- RWE enteignen. Die Gesellschaft soll demokratisch über Energieversorgung und alle weiteren wichtigen Wirtschaftszweige entscheiden.
- Umstieg auf regenerative Energiequellen. Investitionen in Forschung.
- gleichwertige garantierte Beschäftigung für alle RWE-MitarbeiterInnen – bezahlt durch die Profite von RWE!