Interview mit Richard Ulrich, Gesundheits- und Krankenpfleger am Uniklinikum Frankfurt, aktiv in ver.di
Ihr habt vor Kurzem das Hessenticket für die Beschäftigten erkämpft. Worum genau ging es?
In der Tarifauseinandersetzung für die Beschäftigten des Landes Hessen konnte 2018 ein Freifahrtticket für den öffentlichen Personennahverkehr in Hessen durchgesetzt werden. Das Problem war, dass das Uniklinikum einen Haustarifvertrag hat, obwohl der Eigentümer das Land Hessen ist, und deshalb das Ticket nicht für uns galt. Die Ärzt*innen konnten sich aber das Hessenticket erstreiten, was zu begrüßen war, wodurch aber die Ungleichheit im Betrieb vergrößert wurde. Gerade diejenigen mit höheren Gehältern bekamen zusätzlich das Hessenticket, aber die Mehrheit der Belegschaft ging leer aus. Das führte zu großem Unmut.
Mit welchen Aktionen habt ihr den Druck erzeugen können?
Wir starteten mit einer Unterschriftensammlung, wo fast 4500 Unterschriften gesammelt wurden. Außerdem organisierten wir zwei aktive Mittagspausen und eine größere Protestaktion am 23. Juli mit etwa 250 Kolleg*innen. Hierüber gab es viele Presseberichte bis hin zur Hessenschau.
Vorher hatten wir noch die Aktion „Gesicht zeigen“ gestartet. Hier wurden Fotos auf Stationen und in Abteilungen von Kolleg*innen gemacht, mit Plakaten, auf denen das Ticket gefordert wurde. Das führte dazu, dass die Kolleg*innen in ihren Teams mehr diskutierten und sich als aktiver Teil der Kampagne sahen.
Hat das einen positiven Effekt auf das Ansehen von ver.di gehabt? Wie macht ihr weiter?
ver.di wird als aktive Organisation wahrgenommen. Vor allem war die Lehre, dass Kämpfen sich lohnt. Wir wollen ausgehend von der Kampagne neue Mitglieder für ver.di gewinnen. Wir sammeln jetzt auch Unterschriften dafür, dass auch Beschäftigte der ausgegliederten Service-Betriebe das Ticket bekommen.
Nicht zuletzt hat uns die Kampagne gegen den Personalnotstand, inklusive der Streiks in den Unikliniken in Essen und Düsseldorf, geholfen. So ist die Öffentlichkeit sensibilisiert für die Probleme der Beschäftigten in den Krankenhäusern und es hat eine ermutigende Wirkung. n