Dampf machen für mehr Kohle

Foto: IG Metall

Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie startet

Mit 3,4 Millionen Beschäftigten ist die Metallindustrie der wichtigste Bereich der deutschen Wirtschaft. Deren Tarifrunde ist daher von großer Bedeutung.

Von Torsten Sting, Rostock

Die Metallbosse verdienen prächtig. So stieg die Nettoumsatzrendite mit vier Prozent auf den höchsten Stand seit 2008. Gerade die Autokonzerne haben zuletzt ein Rekordergebnis nach dem anderen eingefahren.

Offiziell gilt in der westdeutschen Metallindustrie die 35-Stunden-Woche. Sie steht in vielen Betrieben jedoch nur auf dem Papier, da sie durch eine krasse Flexibilisierung faktisch ausgehebelt wird. Der Arbeitsdruck hat für viele Beschäftigte zugenommen. Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um Arbeitszeitverkürzung und damit verbundene Entlastung wieder in die Gänge gekommen.

IGM-Forderungen

Eines der Ziele der Metallgewerkschaft ist eine Lohnsteigerung um sechs Prozent. Angesichts der großen Gewinne der Kapitalisten, sowie steigender Lebenshaltungskosten, zum Beispiel den Mieten, ist dies eigentlich eine bescheidene Forderung.

Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung ist erstmal grundlegend zu begrüßen, ist diese doch eine Chance, den Druck zu verringern und die Arbeitszeit auf mehr Köpfe zu verteilen und damit letztlich die Erwerbslosigkeit zu bekämpfen. Dies wäre im Interesse der gesamten Arbeiterklasse und würde zudem die Kräfteverhältnisse zugunsten der Lohnabhängigen verbessern.

Knackpunkte

Der Anspruch der Gewerkschaften war früher, dass alle Beschäftigten in den Genuss der Arbeitszeitverkürzung kommen sollten. Die Forderung der IGM folgt dem aktuellen Trend, dass diese keinen kollektiven Charakter hat, stattdessen soll ein individueller Anspruch ausgehandelt werden. Die Arbeitszeitverkürzung wäre zudem auf maximal zwei Jahre begrenzt. Sinnvoller wären Forderungen, wie sie von Gewerkschaftslinken vorgeschlagen wurden, wie die nach zusätzlichen freien Tagen für alle.

Die Gewerkschaft EVG schloss vor einigen Monaten beim DB-Konzern einen Tarifvertrag ab, bei dessen Ergebnis die Beschäftigten zwischen Lohnerhöhung, mehr Urlaub oder kürzeren Arbeitszeiten wählen konnten. Aufgabe von Gewerkschaftslinken muss sein, deutlich zu machen, dass man diese Forderungen nicht gegeneinander stellen darf. Nötig ist sowohl, dass die Arbeitszeiten verkürzt, als auch die Löhne deutlich gesteigert werden, beziehungsweise es zu einem vollen Lohnausgleich kommt. Nicht nur, weil wir wenig davon haben, wenn wir mehr Freizeit, aber weniger Geld in der Tasche haben – sondern auch, weil eine solche Individualisierung die kollektive Kampfkraft untergraben kann.

Streik vorbereiten

Neben den traditionellen Warnstreiks, wird die Spitze der IGM wahrscheinlich auf weitergehenden Druck verzichten, da sie an einem zugespitzten Konflikt mit dem „Sozialpartner“ kein Interesse hat und eine Bewegung von unten fürchtet, wie der Teufel das Weihwasser. KollegInnen von der Basis müssen jetzt damit beginnen, von unten Druck aufzubauen (zum Beispiel bei Betriebsversammlungen, durch Anträge in Gremien), um einen Arbeitskampf in die Wege zu leiten. Zudem sollte die Öffentlichkeit gesucht und mit Aktionen für die Forderungen geworben und der Schulterschluss mit den anderen Gewerkschaften gesucht werden.

Politische Bedeutung

DIE LINKE kann den Konflikt politisch aufgreifen und Solidaritätsarbeit leisten. Der Tarifkonflikt ist auch eine Chance, die gesellschaftliche Debatte zu drehen. Weg von der rassistischen Hetze, hin zur Zuspitzung zwischen Reichen und der arbeitenden Mehrheit. So können wir auch damit anfangen, den Rechten das Wasser abzugraben.