Clara Zetkins „Geschichte der proletarischen Frauenbewegung“

Standardwerk des linken Feminismus

 

Der Manifest Verlag gibt in seinem neuen Programm den lange vergriffenen Klassiker Zetkins neu heraus. Das 1928 erstmals erschienene Buch mit dem Titel „Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung in Deutschland“ vereint die Erfahrungen der beginnenden Frauenbewegung im 19. Jahrhundert, die Geschichte der Arbeiterbewegung und Stationen des Kampfes von Clara Zetkin selbst.

Von Alexandra Arnsburg, Berlin

Die Wiederveröffentlichungen historischer Bücher sollte nicht ohne Bezug zur heutigen Zeit geschehen. Bei diesem Werk liegt er auf der Hand. Es ist nicht nur der 23-prozentige Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern, es sind die täglichen Anfeindungen, die Übergriffe auf Frauen und Eingriffe in ihr Leben, die den Kampf für wirkliche Gleichstellung so aktuell machen. Dabei ist die Situation in anderen Ländern noch viel gravierender als in Deutschland und hier ist sie schon unerträglich. Und das zeigt: Der Kampf um Befreiung ist international – auch für Geschlechterbefreiung.

Erstarken konservativer Kräfte

In Deutschland zog mit der AfD eine anti-feministische Partei als drittstärkste Kraft in den Bundestag ein. Die AfD gibt Kräften wie den so genannten „Lebensschützern“ auftrieb, die die Frau wieder in einen rechtlosen Zustand in Heim und Herd zurückversetzen wollen. Bürgerliche FeministInnen wie Alice Schwarzer können darauf keine Antwort geben.

Doch selbst bis in die politische Linke hinein hat sich die Vorstellung verankert, dass die Frau ihres Glückes Schmiedin wäre oder dass sie sich „ihre Karriereleiter selbst baut.“ Was dahinter steckt, sind zutiefst neoliberale Ansichten, die den Selbstoptimierungszwang ins Endlose steigern und nie erreichbare Ideale vermitteln. Diese Erfahrung macht jede Frau auf ihre Weise, doch nicht allein. Es ist ein kollektives Problem und Lösungsansätze, die sich auf die rechtliche Ebene beschränken oder Frauen auferlegen, sich individuell zu befreien, vertiefen die Auswegslosigkeit.

Weiterhin aktuell

Die heutige Situation – vor allem das Fehlen einer starken sozialistischen Arbeiterbewegung und mit ihr auch einer sozialistischen Frauenbewegung – ähnelt der Lage vor 150 Jahren, die Zetkin in ihrem Buch beschreibt. Auch wenn immer noch viele Dinge besser als damals stehen, ist es erneut aktuell, dass die Arbeiterbewegung sich mit einem Programm bewaffnet, das auf einer Klassenbasis beruht und den Kampf gegen Geschlechterunterdrückung mit dem Kampf gegen den Kapitalismus als dessen Ursache verbindet. Anders als zu Zetkins Zeiten muss heute kein Kampf mehr darum geführt werden, dass Frauen arbeiten dürfen oder sich in Gewerkschaften organisieren können. Das darf jedoch nicht zu dem Schluss führen, dass der Kampf im Betrieb oder der Betriebsgruppe gegen Sexismus deshalb schon gewonnen wäre. Die Frage, wie Frauen heute arbeiten, ist eines der Hauptthemen, weil die Mehrheit in prekären Beschäftigungsverhältnissen steckt.

Mit revolutionärer Wissenschaft für die Utopie

Clara Zetkins Buch ist vielschichtig. Sie zeigt den Ursprung der Frauenbewegung und wie sie sich von ihren bürgerlichen Wurzeln löste, als die Arbeiterbewegung selbstständig wurde. Sie beschreibt den Kampf um die soziale Gleichstellung von Frauen- und Frauenarbeit und in ihren biographischen Skizzen zeigt sie den Heroismus von Heldinnen wie Flora Tristan auf, verschweigt aber nicht, worin sie falsch lagen. Dem Buch ist eine Einleitung vorangestellt, die einen Überblick über die wichtigsten Stationen seit seinem Erscheinen gibt und die heutige Situation genauer erfasst. Als Anhang wurde eine kurze Biographie Zetkins von Wolfram Klein hinzugefügt, die den vielseitigen politischen Kampf der beeindruckenden Clara Zetkin gegen Krieg, Kapitalismus und für die Arbeiterrevolution beschreibt.

Alexandra Arnsburg verfasste das Vorwort für die Neuausgabe des Buches. Sie ist bei ver.di Mitglied im Landesbezirksvorstand Berlin-Brandenburg, Teil des Fachbereichsvorstandes 9 (TK/IT) im Landesbezirk und des Bezirksfrauenrats Berlin (Angaben dienen lediglich der Kenntlichmachung der Person)

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