Erfolgreiche Ja-Kampagne für gleichgeschlechtliche Ehe in Irland
Am Abend des 22. Mai fand auf Irlands Straßen eine regelrechte Siegesfeier statt. 62 Prozent der IrInnen hatten für die gleichgeschlechtliche Ehe gestimmt und damit ein deutliches Signal für Gleichberechtigung und gesellschaftlichen Wandel gesendet.
von Daniela Weber, Dortmund
In Regionen, die als Arbeiterviertel gelten, betrug die Zustimmung sogar 80 bis 90 Prozent. Mit diesem Ergebnis hatten nicht einmal Aktivisten der „Ja-Kampagne“ gerechnet. Irland gilt als katholisches und konservatives Land, so wurde zum Beispiel Homosexualität erst 1993 entkriminalisiert.
Enorme Mobilisierung
Doch gerade junge IrInnen treten für einen Wandel der Gesellschaft ein. Die Bewegung dafür ist beeindruckend – 6000 vor allem junge Frauen sind während der Kampagne für ein „Ja“ zur gleichgeschlechtlichen Ehe politisch aktiv geworden. 66.000 auch vorwiegend junge Leute haben sich vor dem Referendum zur Wahl registrieren lassen und weitere 50.000 sind in ihr Heimatland zurückgekehrt, um ihre Stimme abzugeben. Der moralische Einfluss der Kirche schwindet, jedoch hat sie durch die Trägerschaft der meisten Einrichtungen im Bildungs- und Gesundheitssektor weiterhin erhebliche Macht. Menschen, die hier beschäftigt sind, dürfen jetzt zwar ihre gleichgeschlechtlichen Partner heiraten, müssen aber befürchten ihren Job zu verlieren.
Zwar wurde hierzu ein Antrag der Socialist Party (der irischen Schwestersektion der SAV) im Dàil (irisches Parlament) angenommen, der sich gegen das Recht von kirchlichen Trägern richtet, Beschäftigte, deren Lebensweise nicht in ihr religiöses Weltbild passen, diskriminieren zu dürfen. Aber es ist wahrscheinlich, dass die Regierung versuchen wird nun diese Gesetzesvorlage zu verzögern und abzuschwächen.
Kampf geht weiter
Von wirklicher Gleichberechtigung kann also noch nicht die Rede sein. Dass es überhaupt zu diesem Referendum kam und sich auch alle etablierten Parteien positiv zu diesem positionierten, ist dem Druck der jahrzehntelangen Kampagnenarbeit der LGBTIQ-Gemeinschaft zu verdanken.
Dieser Druck darf jetzt nicht nachlassen. Der Kampf muss weiter geführt werden, gegen Homophobie, für die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz, die Anerkennung und Selbstbestimmung von Transgendern, aber auch für das Abtreibungsrecht von Frauen und einer Trennung von Staat und Kirche. Auch sollte dieser Kampf mit dem Kampf gegen den Kapitalismus verbunden werden. Denn in einem System, das auf Ungleichheit beruht, wird es keine Durchsetzung von voller Gleichberechtigung geben.