Weiter kämpfen für mehr Personal im Krankenhaus!
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
über zwanzig geschlossene Stationen, fast tausend gesperrte Betten, hunderte KollegInnen im Streik: euer Arbeitskampf ist der bedeutendste Krankenhausstreik in der Geschichte der Bundesrepublik. Gewaltige Anstrengungen habt ihr geleistet, PatientInnen nicht zu gefährden und doch den Streik Station um Station, Bett um Bett aufzubauen und zu verteidigen. Eure Demonstration brachte 2000 Menschen für mehr Personal auf die Straße und vor das Gesundheitsministerium.
Damit habt ihr enorme Stärke bewiesen. Mit einer Welle der Solidarität wird es euch gedankt. Im Krankenhaus erfahrt ihr Solidarität von den gewerkschaftlichen KollegInnen der CFM, die euren Streik unterstützen und selbst wieder für einen Tarifvertrag kämpfen wollen bis zu den Ärzten, deren Organisationen Marburger Bund Berlin Brandenburg, VDÄÄ und Ärztekammer Berlin sich solidarisch erklärt haben. Bei vielen der 1300 Krankenhäusern, die sich am Mittwoch bei der 162.000 für 162.000 Aktion beteiligt haben, wart ihr Thema. Zahlreiche Gewerkschaften bis hin zur GDL unterstützen euch. Die Linksfraktion zeigte während der Demonstration mit Plakaten ihre Unterstützung. Fotos und Schreiben aus den USA, Griechenland und weiteren Ländern sind euch geschickt worden. Die Umfrage des Berliner Kuriers zeigte, ihr kämpft für die 99 % und sie danken es euch.
Ihr entscheidet mit!
Euer Streik hat so eine Dynamik entfalten können, weil es gelungen ist eine neue Schicht von Kolleginnen und Kollegen in die Streikplanung und Verhandlungen einzubeziehen. Mit dem System der TarifberaterInnen wird versucht den Streik an jedes Team der Stationen anzubinden und mit diesen Delegierten Rücksprache über die Tarifverhandlungen und die Streikplanung zu halten. Mit bis zu 100 solcher VertreterInnen wird lebendig über das Streikgeschehen diskutiert. In den Streiklokalen gibt es regelmäßige Streikversammlungen und Tarifberatertreffen für Transparenz und Möglichkeiten mit zu entscheiden.
Daran muss auch in kritischen Situation festgehalten und das System ausgebaut werden. Bringt euch in die Streikversammlungen ein und berichtet euren KollegInnen von eurer Situation und euren Forderungen. Nutzt die Versammlungen für gemeinsame Entscheidungen. Bestimmt TarifberaterInnen aus eurem Team und haltet mit ihnen Rücksprache. Macht diesen Streik zu eurem Streik, stärkt der Verhandlungs- und Tarifkommission den Rücken und helft ihnen Entscheidungen nicht alleine treffen zu müssen.
Arbeitgeber bleibt hart
Nach jetzigem Stand bleibt der Arbeitgeber hart und bietet keine reale Verbesserung der Personalsituation für alle an. Dabei ist die enorme Beteiligung an diesem Streik, Beweis genug dafür, wie schlimm die Situation tatsächlich ist! Wenn der Arbeitgeber nicht hören will, muss er fühlen. Finanzielle Verluste durch ausgefallene Behandlungen und leere Betten: das ist leider die einzige Sprache, die er versteht.
Deshalb muss der Streik jetzt gehalten und ausgebaut werden. KollegInnen können jetzt noch in ver.di eintreten und mitstreiken. Sie sollten überzeugt werden. Mehr Stationen und Betten müssen zur Schließung gemeldet werden. An allen drei Standorten sollte gemeinsam diskutiert werden, wie der Streik zu halten und auszubauen ist. Außerdem sollten öffentlichkeitswirksame Aktionen zunehmen und täglich stattfinden.
Um die Forderungen voll durchzusetzen und die Solidarität aufrecht zu erhalten, ist aber noch mehr nötig. Die ganze ver.di muss Unterstützung für den Charité-Streik mobilisieren, die Auseinandersetzung in alle Krankenhäuser tragen und Solidarität zu organisieren. Denn wir sind alle potentielle PatientInnen. Die Gewerkschaft sollte ihre ganzen Mittel nutzen, um diesen Streik zu einem Erfolg zu machen und laufende Tarifauseinandersetzungen zusammen zu führen.
In einem Rundschreiben der Chefärzte heißt es, man solle sich für schnelle Wiederbelegung der Betten bereithalten. Das können sie sich abschminken. Es muss genug Zeit geben, gemeinsam den Verhandlungsstand auf Streikversammlungen zu diskutieren, über TarifberaterInnen rückzukoppeln und darüber zu entscheiden, ob ein Verhandlungsergebnis angenommen wird. Wichtig wird dabei sein, sich zwischen allen Berufsgruppen auszutauschen und Angebote gemeinsam zu bewerten. TarifberaterInnen und ver.di Charité haben deutlich gemacht, dass es Verbesserungen für alle geben soll und keine Spaltung der Belegschaft!
Gemeinsam kämpfen
Ihr seid Teil der Streikrepublik. Beim Staatsballett streiken die TänzerInnen und die Amazon-Beschäftigten setzen den Kampf fort. Über 32.500 Postkolleginnen und -kollegen streiken gegen Niedriglohn. Am Donnerstag wollen sie in Berlin gemeinsam mit euch demonstrieren. Beim Kampf der Sozial- und Erziehungsdienste sprachen sich zahlreiche KollegInnen, die Streikdelegiertenkonferenz und mehrere Streikversammlungen gegen den Schlichterspruch aus, der von der ver.di Spitze mitgetragen wird. Jetzt wurde eine Mitgliederbefragung angesetzt, die vier Wochen dauern soll. Die Schlichtung bei der Bahn wurde wieder eine Woche verlängert – eine Wiederaufnahme von Streiks ist nicht ausgeschlossen.
Euer Kampf findet in kritischen Zeiten statt. Traurigerweise brannten letztes Wochenende wieder Flüchtlingsunterkünfte. Die SAV ist bundesweit aktiv gegen Rassismus und Nazis. Die Fluchtursachen müssen bekämpft werden und nicht die Flüchtlinge.
In Griechenland stimmt die Bevölkerung am Sonntag über das Kürzungsdiktat der EZB, IWF und EU-Kommission ab. Nur mit einem Nein können sie verhindern, dass der Sparkurs zu Lasten der Bevölkerung fortgesetzt wird. Er hat das Gesundheitssystem nahezu zerstört und enorme Arbeitslosigkeit und Armut produziert. Die sogenannten Hilfspakete landen gar nicht bei der griechischen Bevölkerung sondern bei den Banken. Die griechische Schwesterorganisation der SAV, Xekinima, wirbt für ein Nein und dafür, dass Maßnahmen ergriffen werden, um bei einem Grexit eine Katastrophe zu verhindern. Dazu gehören Kapitalverkehrskontrollen, Verstaatlichung der Banken und demokratische Planung der Schlüsselindustrien.
Sozial-is-mus(s)
Niedriglohn, Kürzungen und Ausgrenzung haben ihre tiefere Ursache in dem Wirtschaftssystem in dem wir leben. Im Kapitalismus geht es um den Profit und nicht um die Bedürfnisse der Beschäftigten, einem bedarfsgerechten Gesundheitssystems oder der Umwelt. Wir müssen uns hier und jetzt für Veränderungen einsetzen. Euer Streik für mehr Personal im Krankenhaus kann Menschen Hoffnung geben, dass Widerstand erfolgreich ist! Davon ausgehend können wir die Verbindung zu anderen Beschäftigten und Bewegungen suchen und gemeinsam kämpfen für eine grundlegende Veränderung dieser Gesellschaft über den Kapitalismus hinaus.
Die SAV ist eine bundesweite und internationale Organisation und mit Mitgliedern im Betrieb und im Bündnis aktiv, Streikunterstützung und Solidarität mit zu organisieren. Sie begleitet die Tarifauseinandersetzungen an der Charité und der CFM seit 2006. Infos und Material sind auf www.archiv.sozialismus.info zu finden. Sprich uns bei Interesse an oder melde dich bei info@sav-online.de oder 030 / 247 238 02.
Veranstaltung: Our Health – not your business!
Der Kampf an der Charité um mehr Personal und das Gesundheitsprogramm der SAV
Referat und Diskussion mit Stephan Gummert, Mitglied der Streikleitung an der Charité
Dienstag 30. Juni
19 Uhr Kontaktstelle PflegeEngagement
Gryphiusstr. 16 Berlin Friedrichshain
Tram Wismarplatz, U Samariterstr, S Ostkreuz