Interview mit Laura Fitzgerald von ROSA und Socialist Party
Laura, du und andere Frauen aus der Socialist Party haben vor zwei Jahren ROSA gegründet. ROSA (for Reproductive rights against Oppression, Sexism & Austerity) kämpft für die Abschaffung des Abtreibungsverbots in der Republik Irland, das besonders durch das sogenannte „8th amendment“ in der Verfassung festgeschrieben ist. Welche Folgen hat das Gesetz für Frauen?
Die Folge ist, dass täglich circa zwölf Frauen für eine Abtreibung aus Nordirland oder der Republik Irland die Grenze überqueren, meistens nach Großbritannien. So eine Reise kann mehrere hundert bis eintausend Euro kosten. Vor allem aber ist die emotionale und gesundheitliche Belastung hoch.
Savita Halappanavar wurde 2012 eine Abtreibung verwehrt, dabei wäre eine Fehlgeburt unabwendbar gewesen, weil der Fötus keinen Herzschlag hatte. Savita ist wegen dem „8th Amendement“ tragisch zu Tode gekommen – eine Gesetzgebung, die das Leben einer Frau mit dem eines Fötus gleichsetzt. Selbst wenn die Frau vergewaltigt wurde, wird eine Abtreibung untersagt – wie bei Miss Y 2014. Für durch die Kürzungspolitik verarmte Frauen ist die Reise für eine sichere und legale Abtreibung unerschwinglich und für Migrantinnen ohne Papiere ausgeschlossen.
In Irland sind 80 Prozent der Bevölkerung dafür, das Abtreibungsrecht auszuweiten, trotzdem wurde kürzlich der Gesetzesentwurf zur Zulassung von Abtreibungen bei tödlichen fetalen Missbildungen, also nicht lebensfähigen Föten, mit 104 zu 20 Stimmen abgelehnt. Wie kommt es, dass ein Großteil der im Parlament vertretenen Parteien immer noch an dieser reaktionären Gesetzgebung festhält?
Gute Frage! Die Abstimmung zeigt die Rückständigkeit des Establishments in Irland. Zum einen sind viele der bürgerlichen Abgeordneten selbst sehr konservativ, gleichzeitig schrecken alle großen Parteien davor zurück, die Katholische Kirche anzugreifen.
Die Kirche in Irland ist schon immer sehr eng verstrickt mit dem kapitalistischen Staat. 90 Prozent der Schulen sind katholisch, und es gibt Kirchenvertreterinnen und -vertreter in den Unternehmensvorständen von Krankenhäusern. Das alles steht in starkem Kontrast zur gesellschaftlichen Realität, in der die Kirche unwiederbringlich an Einfluss verliert und die Mehrheit der Arbeiterklasse und Jugend den Wunsch nach einem Bruch mit dieser Rückständigkeit hat. Der Aufbau einer echten linken politischen Kraft ist essenziell im Kampf für die vollständige Trennung von Kirche und Staat in Irland. Das ist wiederum eine Voraussetzung für die Gleichberechtigung von Frauen und Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen.
ROSA führt eine Kampagne zur Abschaffung des „8th Amendment“. Wird es bald ein Referendum zur Abschaffung des Abtreibungsverbots geben?
Wir müssen das schaffen! Nie zuvor gab es breitere Unterstützung für Abtreibungsrechte. Der Druck von unten wächst. Auch wegen immer mehr Fällen, wie der von Savita und Miss Y, oder dem Fall von der klinisch toten Frau, die gerade künstlich am Leben gehalten wird, weil sie bei ihrem Unfall in der 15. Woche schwanger war.
Die konservative Gegenseite wird versuchen, nur minimale Zugeständnisse zu machen und Abtreibungen nur in Härtefällen zuzulassen. Je größer die Pro-Choice-Bewegung ist, desto mehr können wir dagegen halten und dafür eintreten, dass Frauen das volle Selbstbestimmungsrecht über ihre eigenen Körper bekommen. Das ist eine Grundlage für Gleichberechtigung und Freiheit.
ROSA ist entstanden, weil es eine neue Generation junger Frauen gibt, die sich mit dem Feminismus identifizieren. Diese Frauen werden aktiv, um eine neue internationale Frauenbewegung aufzubauen, die wir im Kontext der globalen kapitalistischen Krise dringend brauchen. Viele aus dieser neuen Generation sehen die organische Verbindung zwischen kapitalistischer Ungleichheit und Unterdrückung und wollen eine Bewegung von Beschäftigten und Arbeitslosen aufbauen, deren Kampf gegen die Herrschaft des einen Prozent von Superreichen in enger Verbindung steht mit der Bewegung gegen Sexismus und alle Formen von Unterdrückung.