Für das Recht auf Meinungsfreiheit! Wir lassen uns nicht spalten!
Stellungnahme von Gauche Revolutionnaire, Schwesterorganisation der SAV in Frankreich
Die Attacke durch schwer bewaffnete Männer auf die französische Zeitschrift Charlie Hebdo und die Ermordung von 12 Personen in den Räumlichkeiten der Zeitschrift diesen Mittwoch den 7. Januar 2015 ist ein dramatisches Ereignis. Wir verurteilen entschieden diesen feigen und barbarischen Angriff.
So brillante Zeichner wie Wolinski, Charb’, Tignous oder Cabu haben auf vielfältige Art und Weise Intoleranz, Rassismus und Zensur bekämpft. Dass sie unter den Kugeln blindwütiger, rassistischer und intoleranter Verrückter sterben, entsetzt uns. Ebenso sind bei diesem Angriff aber auch viele „einfache“ und unbekanntere Angestellte der Zeitschrift gestorben.
Indem sie auf diese satirische, linke Zeitschrift zielten, haben diese islamistischen Reaktionäre (derzeitiger Informationsstand) behauptet, ein Zeichen gegen die Angriffe zu setzen, die MuslimInnen in Frankreich erleiden. Das ist falsch!
Wir teilen nicht Charlie’s Herangehensweise an gewisse Dinge. Charlie Hebdo hat die Entscheidung getroffen, Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen. Dies war nicht sonderlich wichtig, es schien uns weder notwendig noch besonders komisch. Doch die Rede- und Meinungsfreiheit ist ein Recht, welches wir um jeden Preis verteidigen. Wir wissen, dass dieses Recht sehr leicht von den herrschenden Klassen angegriffen wird.
In keiner Weise werden sich MuslimInnen in Frankreich durch diesen abscheulichen Akt befreit oder erleichtert fühlen – ganz im Gegenteil. Es sind übrigens sie, die den Preis auf der Straße bezahlen werden, wie jedesmal, wenn ein reaktionärer und blinder Akt begangen wird. Diese Terroristen, die behaupten eine „Religion“ zu verteidigen, sind nicht besser als die reaktionären Islamophoben. Mehr noch: Sie gehen Hand in Hand, wenn es um die Fortführung von Intoleranz und Ignoranz geht. Dieser abscheuliche und feige terroristische Akt stärkt die reaktionären Kräfte aller Arten, die die ArbeiterInnen und Jugendlichen anhand einer ethnischen oder religiösen Linie spalten wollen.
Dieser Angriff wird den herrschenden Klassen und den KapitalistInnen dienen. Gleichsam können Hollande, Sarkozy oder Le Pen die Rolle des/r Freiheitsverteidigers/in vereinnahmen, während sie es sind, die Arbeitskämpfe unterdrücken, MigrantInnen stigmatisieren und unsere Rechte mit Füßen treten.
Das Klima der Islamphobie wird stärker und stärker. All das führt zu einer Atmosphäre in der sich Muslime/a in Frankreich unter Beschuss fühlen. Wir verurteilen jede Form des Rassismus, der Islamophobie, des Antisemitismus und Sexismus. Und wir kämpfen für eine Welt der Solidarität, der Brüderlichkeit und Toleranz. Nichts Vergleichbares also mit diesen Erleuchteten, die die Lynchjustiz in die eigene Hand nehmen.
Diese Attacke wird Wasser auf die Mühlen der RassistInnen und Reaktionäre sein, die fordern, dass verstärkte Terrorismusschutzmaßnahmen aufgefahren werden und häufiger Kontrollen durchgeführt werden, besonders in den Teilen der nordafrikanischen Bevölkerung.
Wir werden an „republikanischen“ Events gemeinsam mit den Rechten und extrem Rechten nicht teilnehmen, um diese Attacke zu verurteilen. Islamophobe Intellektuelle, rechts-außen PolitikerInnen, Kriegspolitik in Afrika und dem Mittleren Osten und soziale Verschlechterungen zugunsten der Reichen und KapitalistInnen, all das führt zu diesem abscheulichen Klima und dieser Form mörderischen Wahnsinns als Reaktion. Es kann keine nationale Einheit geben mit jenen, die auf der rassistischen und xenophoben Welle reiten wollen. Im Gegenteil: Gerade jetzt muss man eine klare Stimme aus dem Lager der ArbeiterInnenklasse hören! Gewerkschaften, Organisationen der ArbeiterInnenbewegung, Genossenschaften müssen dazu aufrufen, sich zu versammeln und Charlie Hebdo auf ihren eigenen Grundlagen die Ehre zu erweisen: Für eine Einheit der ArbeiterInnen, der Jugendlichen und der großen Massen in der Bevölkerung, ungeachtet ihrer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit. Für die Meinungsfreiheit und gegen religiöse und sonstige Reaktion, gegen Terrorismus, gegen rassistische und imperialistische Politik der französischen Regierung, die in sektiererischer Aufspaltung, Intoleranz und Obskurantismus mündet.
Gegen den Rassismus und gegen die Politik, die Millionen Menschen in die Armut treibt, braucht es eine einige und massive Mobilisierung! Es ist diese Grundlage, auf der wir uns an der Unterstützung der JournalistInnen und Angestellten von Charlie Hebdo beteiligen.