Am 21. November fand in Kassel die Demonstration in Solidarität mit den Menschen und KämpferInnen in Kobanê statt.
Etwa 200 Menschen waren an diesem Abend dem Aufruf des Solidaritätskomitees, an dem auch die SAV beteiligt ist, gefolgt. Die Demonstration verlief vom Holländischen Platz über den Scheidemannplatz am Rathaus entlang zum Stern und wurde immer wieder unterbrochen durch “Hoch die internationale Solidarität”-Sprechchöre. Am Ende der Demo gab es noch zwei Festnahmen, die Personalien wurden aufgenommen. Die Personen wurden vor Ort wieder freigelassen. Am Königsplatz hielt David Redelberger eine Ansprache im Namen der SAV und drückte darin unsere Solidarität mit den Aktivist*innen vor Ort aus.
Im Folgenden haben wir die Rede dokumentiert.
Liebe Freundinnen und Freunde,
der Kampf um Kobane ist eine Schicksalsschlacht. Es geht um Menschenleben und es geht um noch viel mehr:
Es geht um die Verteidigung der selbstorganisierten Kantone von Rojava. Es ist ein Kampf für demokratische Selbstbestimmung. Es ist ein Kampf für Frauenrechte. Es ist ein Kampf für die Anerkennung der Vielfalt der Ethnien und Religionen. Es ist ein Kampf für das gemeinsame, friedliche Zusammenleben der vielfältigen Menschen.
In Kobane geht es um die Frage in welcher Welt wir leben wollen!
In Kobane wird in diesen Stunden eine Welt ohne Fremdbestimmung, ohne Ausbeutung und ohne Unterdrückung verteidigt.
Alle Unterdrückten und Ausgebeuteten dieser Welt finden in dem Kampf der Selbstverteidigungskräfte ein mutiges Beispiel. Dieses Beispiel hat auch international Solidarität verdient.
Verschiedene Spendenaktionen wurden gestartet – das ist gut und wichtig und richtig!
Der Kampf um Kobane muss auch hier sehr konkret geführt werden. Ich möchte euch drei Beispiele nennen.
Der Kampf in Kobane erinnert uns daran, dass die Grenzen einer Gesellschaft niemals zwischen verschiedenen Nationen, Hautfarben, Ethnien, Religionen und Geschlechtern verlaufen dürfen.
Es gibt Grenzen in unserer Gesellschaft. Das sind die Grenzen zwischen „oben und unten“. Die Grenzen zwischen denen auf der einen Seite, die vom Kriegstreiben profitieren, die Konflikte anzetteln und daran auch noch Geld verdienen und denen auf der anderen Seite, die darunter leiden.
Einer der Kriegstreiber der Region ist die Regierung von Erdogan. Die monatelange Blockade gegenüber Rojava ist ein Verbrechen. Sie muss sofort beendet werden.
Liebe Freundinnen und Freunde, Internationale Solidarität heißt ganz konkret, Solidarität mit denen zu zeigen, die in der Türkei die Schnauze voll haben von der AKP Regierung. Das sind die Bergarbeiter, die Erdogan nach den Grubenunglücken bestreikt haben. Das sind die vielen Tausend, die den Gezi Park besetzt haben. Die Menschen sind die Hoffnung für eine Bewegung, die die AKP Regierung in die Wüste jagt und die Blockade bricht.
Diese Menschen leben auch in Kassel. Viele arbeiten mit uns zusammen. Es gab mal eine gute Tradition von internationaler Solidaritätsarbeit in Gewerkschaften. Die deutschen Gewerkschaften mit ihren deutschen und migrantischen Mitgliedern können eine wichtige Rolle spielen bei der Unterstützung einer Bewegung gegen Erdogan. Eine Bewegung gegen Erdogan und eine Bewegung für Kobane!david rede 01
Liebe Freundinnen und Freunde, In Köln und Hannover sind abertausende Nazis angeblich gegen Salafisten auf die Straße gegangen. Das sind die gleichen Brandstifter, die in den letzten Monaten Anschläge auf Flüchtlingsheime verübt haben. In diesem Jahr haben sich die Anschläge auf Flüchtlingslager im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt. Solidarität mit Kobane heißt auch: Kein Fußbreit den Faschisten!
Die Bundesregierung hetzt in diesen Tagen massiv gegen Geflüchtete und wehrt sich gegen die Aufnahme von Geflüchteten aus Syrien. Solidarität mit Rojava heißt Solidarität mit der Refugee-Bewegung zu zeigen. Stoppt die Ausländerfeindliche Asylpolitik in Deutschland. Egal wo, egal von wo, kein Mensch ist Illegal!
Liebe Freundinnen und Freunde, gleichzeitig liefert die Bundesregierung seit eh und je Waffen an islamistische Dikaturen und auch an Erdogan. Dahinter steckt System.
Dieses System heißt Kapitalismus, es geht für Profite über Leichen und das sehen wir in Kassel sehr konkret: Hier um die Ecke werden Panzer gebaut. Mit diesen Panzern wird seit Jahrzehnten auf Menschen in Krisenregionen geschossen. Das muss ein Ende haben.
Auch deshalb glaube ich brauchen wir eine Bewegung:
- eine Bewegung für eine Einheit zwischen den einfachen Menschen.
- eine Bewegung für eine multi-ethnische und multireligiöse Perspektive in der Region
- eine Bewegung, dass die Menschen vor Ort entscheiden, was mit den Ressourcen und dem Geld passiert und nicht Besatzungsmächte.
Eine solche Bewegung kann den blutigen Kreislauf von Bürgerkriegen, von islamistischen Diktaturen und von Kriegen für Profit durchbrechen.
Die Kantone von Rojava haben das Fenster in eine andere Welt geöffnet. Lasst uns dieses Fenster weit aufstoßen. Es muss endlich frischer Wind durch unser miefiges System wehen. Rojava muss verteidigt werden!
Hoch die internationale Solidarität!