Der Krieg in der Ost-Ukraine geht unvermindert weiter
In den ausgebrannten Steppen und bombardierten Städten der Ost-Ukraine kämpfen und sterben UkrainerInnen sowie Freiwillige und Söldner aus Russland, Georgien, Polen, Schweden, Serbien, Frankreich … 299 Tote des abgeschossenen Flugzeugs MH 17 aus Malaysia, den Niederlanden, Australien und Indonesien fügen dem blutigen Konflikt ein weiteres schreckliches Kapitel hinzu.
von Dima Yansky, Aachen
Wer hat das Flugzeug abgeschossen? Auch wenn es im Netz an Verschwörungstheorien wimmelt, so ist die einfachste Antwort wahrscheinlich auch die richtige. Die ostukrainischen Rebellen haben anscheinend die Boeing der Malaysia Airlines mit einem Militärtransporter vom Typ Antonow der ukrainischen Luftwaffe verwechselt.
Grauen des Krieges
Die sogenannte Anti-Terror-Operation hat sich bereits vor Monaten in einen handfesten Krieg ausgeweitet. Schwere Geschütze, Mehrfachraketenwerfersysteme, Kurzstreckenraketen, Luftabwehrsysteme, Bomber sowie Hunderte Panzer werden aufgefahren. Wie intensiv die Gefechte sind, zeigen die offiziellen, wahrscheinlich verzerrten Zahlen: weit über tausend getötete ZivilistInnen, ungefähr 400 ukrainische Soldaten sowie 300 Separatisten. Die Zahl von Verletzten liegt bei etwa 5.000. Mindestens 200.000 Menschen sind auf der Flucht.
Das Militär der Kiewer Regierung setzt auf die Feuerkraft von Luftwaffe und Artillerie, was zur Brutalisierung des Krieges führt. Da die Rebellen militärisch unterlegen sind und über keine Flugzeuge verfügen, sind sie vor allem aus der Luft angreifbar. Von daher versuchen diese alle fliegenden Objekte abzuschießen, die in Reichweite ihrer Waffensysteme liegen.
Die Tragödie des MH17 darf dadurch nicht verharmlost werden. Die neuen Opfer bestätigen nur, dass Kriege keine Grenzen und keine Pässe kennen. Krieg bedeutet Tod und zwar für alle: für einen in seinem Panzer verbrannten ukrainischen Soldaten, für ein einjähriges Kind aus Donezk, für einen niederländischen Lehrer sowie für einen Milizsoldaten aus Luhansk.
Wer sind die Täter?
Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, wer genau auf den Knopf druckte. Da wo die Wrackteile der Boeing MH 17 liegen, explodieren weiter Granaten.
Aber wer trägt die Verantwortung für alle diese Gräueltaten? Ukrainische Nationalisten, bewaffnet von Milliardären? Gewiss. Freischärler der Donbass-Miliz sowie russische Freiwillige? Ohne Frage. Ukrainische Oligarchen, die mit Kriegsaufträgen fette Geschäfte Lebens machen? Zweifellos. Die NATO mit den USA an der Spitze, die die Ukraine immer weiter in einen mörderischen Krieg treibt? Klar. Die deutsche herrschende Klasse, die allmählich zum Sponsor der bankrotten ukrainischen Regierung wird? Selbstverständlich. Der russische Imperialismus, der die Situation auszunutzen sucht, um seine Dominanz in der Region auszuweiten? Definitiv.
Wie geht es weiter?
Der Krieg in der Ukraine droht lang zu werden. Trotz lokaler Erfolge läuft die ukrainische Armee Gefahr, in einem blutigen Sumpf von Positionsgefechten in der millionenstarken Agglomeration Donezk-Luhansk zu versinken. Die offene Grenze zu Russland bedeutet konstante Lieferungen von Kriegsmaterialien für die Rebellen. Der Verlauf des Krieges führt dazu, dass die lokale Bevölkerung von einer passiven Unterstützung der Separatisten immer mehr zur aktiven Beteiligung des bewaffneten Kampfes übergeht. Die Bergarbeiter und Arbeitslosen aus dem Donbass sollen laut unterschiedlichen Berichten 80 Prozent der Separatistenarmee stellen, die mittlerweile über 15.000 Soldaten verfügt.
Im Juli startete der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk einen Rückzugsversuch. Bereits im August kann die Kiewer Regierung den eigenen Soldaten keinen Sold mehr zahlen. Von September an fehlen Gelder zur Aufrechterhaltung des Öffentlichen Dienstes. Die Regierenden bereiten sich mit ihren Methoden auf eine mögliche Protestwelle vor: So ließ man die Parlamentsfraktion der Kommunistischen Partei auflösen, die „Antiseparatismus-Gesetze“ wurden verschäft – sogar Jugendliche, die in den sozialen Netzen gegen die Einberufung protestieren, können im Gefängnis landen.