Dokumentiert: Bericht von Dortmund stellt sich quer
Nazis konnten am 31. August 2013 dank Polizeigewalt Aufmarsch durchführen, wurden aber massiv gestört.
Bis zu 350 Neofaschisten beteiligten sich an dem Aufmarsch in Dortmund, zu dem die Neonazipartei „Die Rechte“ und sogenannte „freie Kameradschaften“ aufgerufen hatten. Mehr als eintausend GegendemonstrantInnen waren an diesem Tag auf der Straße und stellten sich teilweise erfolgreich den Nazis in den Weg. „In den letzten Jahren kamen zu den Aufmärschen am ‚nationalen Antikriegstag‘ bis zu 1000 Nazis. Dieses Jahr nahmen mit 350 deutlich weniger teil. Dennoch ist jeder Nazi einer zu viel“, so Iris Bernert-Leushacke, eine Sprecherin des Bündnisses „Dortmund stellt sich quer“.
An der Auftaktkundgebung von „Dortmund stellt sich quer“ am Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma nahmen ca. 250 Menschen teil. Manfred Sträter, Sekretär der Gewerkschaft NGG, betonte den Zusammenhang zwischen Rassismus und Sozialabbau und berichtete von dem Beispiel eines von Kündigung bedrohten Betriebsratsmitglieds bei Burger King. Ulla Jelpke, Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, und ein Vertreter von YEK-KOM sprachen über die Frage von Krieg und Frieden und die drohende Militärintervention gegen Syrien.
Bernert-Leushacke weiter: „Seit jeher versuchen Faschisten, den gemeinsamen Widerstand von Beschäftigten, Erwerbslosen und Jugendlichen verschiedener Herkunft und Hautfarbe gegen Sozialabbau, Arbeitsplatzvernichtung und Krieg zu verhindern. Umso wichtiger, dass wir uns den braunen Umtrieben gemeinsam entgegenstellen.“
Ein Teil der Demonstrierenden wollte sich der Kundgebung des DGB und des „Arbeitskreises gegen Rechtsextremismus“ anschließen, der sich gegenüber der Auftaktkundgebung des Nazi-Aufmarsches positioniert hatte. Nachdem die DGB-Leitung diesem zugestimmt hatte, wurden die neuen Teilnehmenden mit den Rufen „A-A-Antikapitalista“ von schon in der Demo befindlichen Teilnehmenden begrüßt. Der DGB zog es dann vor, die Teilnehmenden doch nicht zu ihrer Demo zuzulassen. Die Dortmunder Polizei und die Dortmunder Presse hatte alle Demonstrierenden, die nicht dem DGB oder „Arbeitskreis“ zuzuordnen sind, schlicht als „Linksextremisten“ vorab markiert. Dortmunder Spezialitäten – ein gemeinsames, friedliches Protestieren gegen Nazis könnte so einfach sein….
Vier Blockaden fanden entlang der Route des Naziaufmarsches statt. Den Anfang machte das Bündnis „Dortmund nazifrei“ mit einer Blockade auf der Fläche der Nazi-Auftaktkundgebung. DSSQ blockierte den Defdahl-Tunnel und konnte somit die Nazis zum Stehenbleiben zwingen. Die Polizei löste diese friedliche Blockade gewaltsam auf und ermöglichte den Faschisten nach einer anderthalbstündigen Unterbrechung die Fortsetzung ihres Aufmarsches. Nahe des Tunnels gab es kurz danach noch eine Versammlung von „Dortmund stellt sich quer“, die ebenfalls das Fortkommen des Naziaufmarschs verzögerte.
Kurz vor Ende des Naziaufmarsches, an der Ecke Ernst-Mehlich-Str./Märkische Str. gab es eine weitere Demonstration von DortmundQuer mit ca. 200 Teilnehmenden. In direkter Hör- und Sichtweise des Aufmarsches gellte ein ohrenbetäubender Lärm den Nazis entgegen. Aus dem Nazi-Aufmarsch wurde ein selbstgebauter Sprengkörper in die friedliche Demonstration der Antifaschisten geworfen – drei Teilnehmende erlitten dadurch Gesichtsverletzungen und Knalltraumata und mussten ärztlich versorgt werden.
Dazu Sebastian Förster vom Bündnis DortmundQuer: „Dies zeigt einmal mehr die Gefahr, die von den Nazis für linke AktivistInnen und und MigrantInnen ausgeht. Unser Widerstand gegen faschistische Aktivitäten ist notwendig und gerechtfertigt. Unser Konzept, Naziaufmärsche gewaltfrei und entschlossen zu blockieren, ging auf. Die Nazis konnten letzten Endes nur deshalb laufen, weil die Polizei sich entschieden hatte, den Aufmarsch mit allen Mitteln durchzusetzen.“
„Dortmund stellt sich quer“ wird auch in Zukunft zu Blockaden von Naziaktivitäten aufrufen.
Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!