Der Kampf im Einzelhandel geht uns alle an

Höhere Löhne statt Milliardenprofite

Die Unternehmerverbände des Einzelhandels haben (außer in Hamburg) sämtliche Manteltarifverträge gekündigt. Ziel ist es, die Löhne zu drücken und die Arbeitsbedingungen massiv zu verschlechtern.

von Torsten Sting, Rostock

Geht es nach den Bossen, dann sollen insbesondere Lohnzuschläge gesenkt und die Arbeitszeiten weiter flexibilisiert werden. Kommen die Unternehmer in diesem Bereich damit durch, ermutigt dies ihre Freunde in der Industrie und anderswo. Deswegen hat dieser Kampf eine wichtige Bedeutung über den Einzelhandel hinaus.

Flächentarif unter Druck

Branchenbezogene Tarifverträge haben in den letzten Jahren in Deutschland an Bedeutung verloren. Stattdessen gibt es immer mehr Firmen, die einem Haustarifvertrag unterliegen. Belegschaften müssen so allein kämpfen. Den Unternehmern gelingt es auf diese Weise, die Arbeitsbedingungen auf betrieblicher Ebene zu verschlechtern. Der Ausstieg von Karstadt und der Warenhausgruppe Globus aus der Tarifbindung für den Einzelhandel verstärkt diese Entwicklung.

Erste Erfolge

Der Großteil der Beschäftigten sind Frauen, die besonders ungesicherte Jobs haben. Geringfügige Beschäftigung, befristete Arbeitsverhältnisse, geringe Bezahlung, häufig genug Schikane durch Vorgesetzte und Videoüberwachung … Eine weitere Verschlechterung wollen deshalb viele nicht mehr hinnehmen. In den letzten Wochen gab es quer durch die Republik erste erfolgreiche Warnstreiks. Im ersten Halbjahr sind allein aus dieser Branche 22.000 Menschen bei ver.di eingetreten! Ein Beweis dafür, dass Gewerkschaften Mitglieder gewinnen können, wenn die Beschäftigten diese als kämpferische Interessenvertretung wahrnehmen.

Zusammen kämpfen

Nicht nur im Einzelhandel geht’s zur Sache. Ein wichtiger Schritt sollte es daher sein, verschiedene Kämpfe von Beschäftigten miteinander zu verknüpfen und so den Druck auf die Kapitalisten zu erhöhen. So streiten die ArbeiterInnen bei Amazon seit Monaten für einen Tarifvertrag. Die Redakteur-Innen von Tageszeitungen sind mit der Kündigung des Manteltarifvertrags konfrontiert. An der Charité geht der Tarifkonflikt um Mindestbesetzung in die heiße Phase. Durch gemeinsame Demonstrationen und Streiks kann das Selbstbewusstsein der Betroffenen erhöht und so die Öffentlichkeit besser erreicht werden.

Um dies konkret zu machen, sollten sich vor Ort Kolleginnen und Kollegen, insbesondere aus den Bereichen von ver.di, zusammenschließen. In den Gremien und auf Versammlungen sollten Resolutionen verabschiedet werden, welche die Gewerkschaftsführungen in die Pflicht nehmen, mit vollem Einsatz den Kampf der Beschäftigten zu unterstützen.

Solidaritätsarbeit

Gegenöffentlichkeit zu der Propaganda der Konzernmedien ist dringend nötig. Gerade auf DIE LINKE kommt es hier an. Die Linkspartei hat sich in den letzten Wochen bereits vielerorts an Protestaktionen der KollegInnen im Einzelhandel beteiligt, Flugblätter herausgegeben und in einigen Städten Kontakte zu Streikaktiven hergestellt. Dieser möglicherweise noch länger andauernde Arbeitskampf ist zudem im beginnenden Wahlkampf die beste Gelegenheit, DIE LINKE als kämpferische und sozialistische Alternative darzustellen.

 

Arbeitnehmerrechte verteidigen

  • Gemeinsame Diskussionen und Ausarbeitung einer Strategie für Gegenwehr im ver.di-Fachbereich Handel und in der ganzen Gewerkschaft unter Einbeziehung von AktivistInnen anderer Gewerkschaften und Bereiche
  • Aufbau einer koordinierten Streikbewegung mit dem Ziel, die Zahl der streikfähigen Häuser stetig zu erhöhen – Mobilisierung zu gemeinsamen Demonstrationen und Aktionen
  • Fachbereichs- und gewerkschaftsübergreifende Zusammenarbeit
  • Den Schulterschluss mit anderen im Kampf stehenden Belegschaften suchen
  • Gründung von offenen Aktionsräten und Solidaritätskomitees vor Ort
  • Unterstützungs- und Öffentlichkeitsarbeit durch soziale Bewegungen und DIE LINKE