Vom 25. bis zum 29. Juli findet in den „Wagenhallen“ in Stuttgart das „Dritte Europäische Forum gegen unnütze aufgezwungene Großprojekte“ statt.
von Wolfram Klein, aktiv im Koordinationsteam für das „Dritte Europäische Forum“
Am 23. Januar 2010 verabschiedeten VertreterInnen von Initiativen gegen Bahn-Hochgeschwindigkeitstrassen vor allem aus Italien, Frankreich und Spanien die Charta von Hendaye. Das war der Ausgangspunkt für eine internationale Vernetzung von Bewegungen gegen unnütze Großprojekte.
Im August 2011 organisierte die Bewegung gegen den Hochgeschwindigkeitszug im Susatal („No TAV“) das „Erste Europäische Forum gegen unnütze Großprojekte“, im Juli 2012 die Bewegung gegen einen Großflughafen in Notre Dame des Landes das zweite Forum.
Der Widerstand gegen Stuttgart 21 war bei beiden Foren gut vertreten und deshalb war es naheliegend, das dritte Forum in Stuttgart durchzuführen. Tatsächlich passt das Forum hervorragend zu den Diskussionen über Vernetzung, die gerade viele AktivistInnen in Stuttgart führen.
Was ist geplant?
Seit Monaten arbeiten AktivistInnen in zahlreichen Arbeitsgruppen an der Vorbereitung des Forums. Die älteste Bewegung gegen unnütze Großprojekte in Deutschland (und im internationalen Vergleich eine der stärksten) ist seit 40 Jahren die Anti-AKW-Bewegung. Deshalb ist es gut, dass dieses Thema auf dem Forum stark vertreten sein wird.
Ziele des Forums sind zum einen der Austausch zwischen Bewegungen, die in verschiedenen Ländern gegen verschiedene unnütze Großprojekte aktiv sind. Auch im Zeitalter von Internet und Telefonkonferenzen ist der direkte Austausch von AktivistInnen in Diskussionsveranstaltungen, Workshops und informellen Gesprächen eine unverzichtbare Gelegenheit. Und so verschieden die bekämpften Großprojekte auch sind – Großflughäfen, Hochgeschwindigkeitstrassen, Stuttgart 21, Atomkraftwerke, Braunkohle, „Stromautobahnen“, die Verschandelung des Var-Tals bei Nizza für ein riesiges Gewerbegebiet oder die Zerstörung des Gezi-Parks in Istanbul – die Methoden der Herrschenden ähneln sich erstaunlich: ähnliche Propagandalügen, Polizeigewalt im Wechsel mit Umarmungsstrategien und so weiter. Auch bezüglich der Strukturen der Bewegungen sind interessante Diskussionen zu erwarten.
„Nicht-in-meinem-Hinterhof“-Vorwurf
Außerdem werden thematische Veranstaltungen und Workshops vorbereitet. Wenn die Herrschenden Bewegungen ein St.-Florians-Prinzip vorwerfen, ist es gut, zu diskutieren, wie zum Beispiel Verkehr oder Energieerzeugung im Interesse von Menschen und Umwelt grundlegend anders organisiert (und teilweise eingespart) werden können. Das führt fast automatisch zu der Frage, was solche Großprojekte mit dem Kapitalismus zu tun haben und wie grundlegende Alternativen aussehen können.