Interview mit Franziska Sedlak von Linksjugend [solid] Berlin Kreuzkölln zur Kampagne „Occupy Barbie-Dreamhouse“
Am 16. Mai eröffnet in Berlin das Barbie-Dreamhouse, eine 2.500 Quadratmeter große Ausstellung zur Barbiepuppe. Die Initiative „Occupy Barbie-Dreamhouse“ plant anlässlich der Eröffnung eine Demonstration und protestiert gegen die Benachteiligung von Frauen. Die SAV ruft dazu auf, sich an der Demonstration 15 Uhr an der Weltzeituhr am Alexanderplatz zu beteiligen.
Warum protestiert ihr gegen das Barbiehaus?
In diesem Barbie-Dreamhouse geht es halt um Kochen, Backen, Putzen, Schminken, sehr schön und sehr schlank sein. Das ist ein Rollenbild, das da schon im Kleinkindalter verfestigt wird und das sich durch dein ganzes Leben als Frau zieht. Wir protestieren gegen das Barbiehaus und vor allem nicht gegen Eltern, die da sind, oder Kinder, die mit Barbie spielen. Wir protestieren dagegen, wofür das Barbiehaus steht.
Wo seht ihr den Zusammenhang zur gesellschaftlichen Benachteiligung von Frauen?
Zum einen ist es so, dass wir von einer Doppelbelastung sprechen, also von einer ökonomischen Benachteiligung. 90 Prozent der reproduktiven Arbeit, also Kochen, Putzen, Kinder erziehen und Pflege, wird von Frauen verrichtet. Das wird mit der Cupcake-Küche im Barbiehaus quasi als Erfüllung symbolisiert. Frauen verdienen 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen auf die Lebensarbeitszeit.
Gleichzeitig erleben wir auch einen Wandel. Es wäre heute unvorstellbar, dass Frauen wie in den Fünfzigern nicht an die Unis oder nicht ohne die Unterschrift ihres Mannes zum Arzt dürfen. Heute ist es aber so, dass obwohl 50 Prozent der Akademiker Frauen sind, nur wenige Frauen akademische Posten bekleiden. Trotzdem erleben wir das Rollenbild, das sich verfestigt. Also, ich soll immer sehr gut angezogen und gepflegt sein, langes, wallendes Haar haben und geschminkt sein. Ich soll gleichzeitig die liebevolle Mutter sein, die Teilzeit macht, sich um die Kinder kümmert, die Schnittchen morgens immer geschmiert hat und die Kinder nachmittags vom Kindergarten abholt. Gleichzeitig ist es aber noch so, dass ich eine akademische Karriere hinlegen soll, wie die Barbie, die angeblich noch tausend Berufe hat. Aber das funktioniert halt einfach nicht. Das ist eine extreme Belastung, das ist ein Bild, das sich da verfestigt, was ein Mensch einfach gar nicht erfüllen kann.
Wie läuft Eure Kampagne? Was ist geplant?
Unsere Gruppe von Aktiven aus Einzelpersonen, Linksjugend [solid] und anderen Zusammenhängen trifft sich alle zwei Wochen. Bis zur Demonstration am 16. Mai planen wir eine Kampagne, die dorthin mobilisiert, aber auch tiefere Diskussionen zur Benachteiligung von Frauen anregt. So planen wir Veranstaltungen an Universitäten, unter anderem mit der Initiative „Pinkstinks“.
Danach konzentrieren wir uns auf unseren Protest. Wir treffen uns um 15 Uhr an der Weltzeituhr und machen da eine Demo zum Barbie-Dreamhouse. Es wird verschiedene Stopps mit Redebeiträgen zu Barbie, Benachteiligung von Frauen, zu den Jugendclubs, die von der Schließung bedroht sind, und weiteren Themen geben. Gleichzeitig läuft noch eine Anfrage im Senat, mit wie viel Fördermitteln der Bau des Barbie-Dreamhouses subventioniert worden ist.
Wie soll es danach weitergehen?
Für uns ist es nicht nur ein Thema, an dem wir einmal aufschreien und uns einmal empören. Was ich mir vorstelle, ist, dass wir in der Zeit einfach viele Leute kennenlernen, mit denen wir weiter in Diskussion und aktiv bleiben können. Am 1. September gibt es in Berlin eine Demonstration gegen sexistische Werbung. Ich kann mir vorstellen, dass wir dahin mobilisieren. Die Gruppe von Linksjugend [solid], die in der Initiative aktiv ist, fährt Ende Mai nach Frankfurt zu den Blockupy-Protesten.
Weitere Infos auf www.facebook.com/occupybarbiedreamhouse