Kolumne von Lucy Redler
Die Aussage von Verbraucherschutzministerin Aigner zum Pferdefleisch-Skandal „Wichtig ist, dass wir alles tun, um zu verhindern, dass sich ein solch dreister und skandalöser Etikettenschwindel in Zukunft wiederholt“ ist ungefähr so glaubwürdig wie die Blüm‘sche Aussage „Die Rente ist sicher“. Es wäre naiv zu glauben, dass die Bundesregierung die großen Konzerne im Lebensmittelsektor nun endlich an die Kandare nehmen würde.
Ein Kollege von Ilse Aigner, der CDU-Entwicklungspolitiker Hartwig Fischer, hatte sogleich noch einen tollen Vorschlag in Sachen katholische Soziallehre parat: Er schlug vor, aus dem Verkauf genommene Produkte wie etwa Lasagne oder Gulasch an Hilfsorganisationen zu geben anstatt sie voreilig zu vernichten.
Diesen Leuten sollten wir nicht vertrauen, wenn es um die Aufdeckung von Etikettenschwindel geht. Das können am ehesten die Beschäftigten, die in der Herstellung und Verarbeitung tätig sind, wenn sie von der Gewerkschaft dabei unterstützt werden.
Es geht jedoch leider um mehr als Etikettenschwindel. Warum streiten wir für eine öffentliche Energieversorgung, Verkehr, Bildungssystem und vieles mehr, überlassen aber Nahrungsmittelproduktion und Handel privaten profitgierigen Konzernen?
Immer mehr Menschen ziehen die Schlussfolgerung, sich individuell anders zu ernähren, kaufen Bio-Produkte oder werden Vegetarier. Doch für viele lässt der stressige Job oder der sinkende Lohn dies nicht zu. Eine Studie der Techniker-Krankenkasse fand gerade heraus, dass ein Drittel aller Berufstätigen beklagt, dass eine gesunde Ernährung bei der Arbeit schlichtweg nicht möglich sei.
Eine grundlegende Lösung für alle kann nur darin bestehen, die Lebensmittelkonzerne in öffentliches Eigentum zu überführen und sie demokratisch zu organisieren und zu kontrollieren – unter Einbeziehung der Verbraucherschutzorganisationen und Gewerkschaften. Dann kann eine gesunde Ernährung für alle sichergestellt werden. Profit wird damit niemand erzielen können.