Linksjugend [’solid] NRW ist solidarisch an der Seite der Beschäftigten bei Opel Bochum
Wir dokumentieren hier die Solidaritätserklärung der Linksjugend [’solid] NRW, die bei einer Sitzung Landesrates am 15. Dezember beschlossen wurde. Die Erklärung ist hier zu finden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
eigentlich sollte am heutigen Samstag gefeiert werden: 50 Jahre besteht das Bochumer Werk und gehört zu Bochum einfach dazu. Doch stattdessen die Schreckensnachricht: Bis 2016 soll das Werk geschlossen werden, wenn es nach den profitgeilen Herren der Chefetage geht. Aus „Angst vor Randale“ wurde das Fest kurzerhand abgesagt.
Doch von wem die Gewalt tatsächlich ausgeht, zeigen die Fakten: Tausende ArbeiterInnen und ihre Familien werden, sollte der Angriff der Geschäftsleitung umgesetzt werden, in Arbeitslosigkeit und Armut geschickt. Als am Montag die Nachricht auf einer Belegschaftsversammlung verkündet wurde, wollte IGM-Vertrauenskörperleiter Dirk Grützner Opel-Boss Thomas Sedran zur Rede stellen – und wurde kurzerhand von Securities zu Boden geworfen und gewürgt.
Krise
In der Krise werden wir – ArbeiterInnen und Jugendliche – zur Kasse gebeten. Dabei haben die Profiteure und ihr System die Krise verursacht! Opel Bochum ist dabei nur eines von vielen Beispielen: Im belgischen Genk sind bei Ford und Zulieferfirmen bis zu 10.000 Arbeitsplätze bedroht. Zwei weitere Werke in Großbritannien sind von Schließung bedroht. In der Nähe von Paris soll ein Peugeot-Werk geschlossen werden. Im Aachener Raum sind bei verschiedenen Konzernen 2000 Arbeitsplätze bedroht. Das sind nur einige von vielen Beispielen!
Dieser massenhafte Arbeitsplatzabbau muss gestoppt werden. Alle Werke und Arbeitsplätze müssen erhalten werden. Wenn die Krise des Kapitalismus Werksschließungen und Arbeitslosigkeit bedeutet, spricht das gegen den Kapitalismus und nicht gegen die Werke.
Widerstand
Eure Reaktionen sind verständlich und richtig: Mehrfach wurde bereits die Arbeit niedergelegt, dauerhaft gibt es Proteste. Es ist die richtige Antwort, Arbeitsplatzabbau zu verhindern – zuletzt wurden vor acht Jahren 3600 Stellen vernichtet. Damals wurde dieser Schritt damit begründet, die übrigen Arbeitsplätze zu sichern. Jetzt zeigt sich, dass man solchen Aussagen keinen Glauben schenken darf – und Arbeitsplatzvernichtung nur die Kampfkraft der Belegschaft schwächt. 2004 habt ihr gezeigt, welche Stärke ihr habt, wenn ihr geschlossen Widerstand leistet.
Solidarität
Damals standen ArbeiterInnen und Jugendliche aus dem ganzen Ruhrgebiet hinter euch. Auch heute schon gibt es breite Solidarität, und sie wird weiter wachsen. Jetzt ist die IG Metall gefragt, Proteste und Arbeitsniederlegungen an allen anderen Opel-Standorten und der ganzen Automobil-Branche zu organisieren. Leider argumentiert die IGM-Führung gerade anders. Der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel sagte, man müsse Ruhe bewahren und dürfe nicht „in blinden Aktionismus“ verfallen. Dabei wird nur entschlossener Widerstand, der die Bosse bei ihren Profiten trifft, sie von ihren Plänen abbringen.
Streik
So sollte jetzt an die Erfahrung aus dem Jahr 2004 angeknüpft werden. Der wilde Streik damals hat zwar nicht alle Kündigungen verhindern können, hat aber Schlimmeres verhindert. Hätte die Gewerkschaft damals den Kampf voll unterstützt, hätte jede Kündigung verhindert werden können. Denn im Kapitalismus zählt nur eines: Der Profit. Also muss es darum gehen, die Herrschenden bei den Profiten zu treffen – was nur durch Streik geht. Je entschlossener ihr dabei kämpft, desto größer die Erfolgsaussichten.
Verstaatlichung
Da Opel / General Motors offenbar kein Interesse an einer Fortführung der Produktion in Bochum hat, muss man sich nach Alternativen umsehen. Es ist Fakt, dass der Automobil-Markt maßlos übersättigt ist. Dass im Werk aber auch andere Produkte hergestellt werden könnte, spielt für Opel dabei keine Rolle. Deshalb sollte von der Möglichkeit der Verstaatlichung Gebrauch gemacht werden (was in NRW laut Artikel 27 der Landesverfassung möglich ist). Würde das Bochumer Werk unter demokratischer Kontrolle durch euch ArbeiterInnen verstaatlicht werden, wären Grundsteine für eine alternative und umweltfreundliche Produktion gelegt und das Werk und alle Arbeitsplätze könnten gerettet werden.
Die linksjugend [’solid] NRW und unsere Basisgruppen in vielen Städten NRW’s werden euren Kampf nach Kräften unterstützen – denn euer Kampf ist auch unser Kampf. Solidarität ist unsere stärkste Waffe!
Landesrat der linksjugend [’solid] NRW, 15.12.2012