An den Ideen von Verschwörungstheoretikern und Esoterikern ist nichts dran
Das so genannte Ende des Maya-Kalenders wird ein Medienspektakel. Im Internet machen sich viele über das Ende der Welt lustig. Manche nehmen diese Gefahr ernst, legen sich einen Vorrat an Nahrungsmittel an, studieren Survivalbücher und überlegen in andere Länder, die angeblich weniger betroffen sind, auszuwandern. Was haben die antiken Maya damit zu tun? Warum verbreiten sich solche Vorstellungen?
von Jenni Wörl, Aachen
Wenn man fragt, was am 21.12.12 genau passieren soll, dann ist die Rede von einer Umkehr des Erdmagnetfeldes, seltenen Planetenkonstellationen und stärkeren Sonneneruptionen, und das nicht nur in Hollywood-Blockbustern wie „2012“ von Roland Emmerich.
Gefahr von Sonnenstürmen?
Eruptionen passieren auf der Sonne jeden Tag und jeden Tag schleudert die Sonne haufenweise geladene Teilchen in Richtung Erde. Das hat trotz Schutz durch das Magnetfeld der Erde tatsächlich Auswirkungen. Sie verursachen die Polarlichter und können Einfluss auf unsere Stromnetze haben. März 1989 gab es zum Beispiel in Kanada einen großen Stromausfall, der als Folge einer größeren Sonneneruption gesehen werden kann. 2012 ist zwar ein Jahr mit verstärkter Sonnenaktivität, aber das passiert regelmäßig alle 11 Jahre und hat wohl kaum apokalyptische Bedeutung.
Eine Umkehr des Magnetfeldes der Erde ist möglich und sogar wahrscheinlich. Das ist aber ein Prozess, der sich über tausende Jahre erstreckt, uns also aktuell nicht betrifft. Besondere Planetenkonstellationen oder andere besondere astronomische Ereignisse für Ende dieses Jahres sind heutigen Astronomen nicht bekannt und haben die Maya auch nicht von gesprochen.
Der Maya-Kalender
In diesem Zusammenhang muss klargestellt werden, dass der Maya-Kalender auch gar nicht endet wie behauptet wird. Tatsächlich springt am 21.12.2012 (oder am 23.12.12) die sogenannte lange Zählung, mit der die Maya historische Ereignisse chronologisch eingeordnet haben, auf ihren Ausgangswert 13.0.0.0.0., laut Maya das Datum der Schöpfung. Die 13 war für die Maya heilig, was den für uns ungewöhnlichen Anfangspunkt der langen Zählung plausibel macht. Es sind sogar Berechnungen der Maya bekannt, die über den 21.12.2012 hinausgehen. Wikipedia führt das 80. Kalenderrundenjubiläum der Thronerhebung von K’inich Janaab‘ Pakal I. an, das die Maya auf 1.0.0.0.0.8 datierten, nach unserer Zeitrechnung der 23.10.4772 n Chr.
Es ist kein Text der Maya bekannt, in dem sie für 2012 irgendeine globale Katastrophe vorhersagen. Einer der wenigen überlieferten Texte, der sogenannte Dresdener Kodex, endet zwar mit einer Beschreibung einer großen Flut, aber eine apokalyptische Bedeutung kann daraus nicht abgeleitet werden. Schließlich hat es immer wieder große Fluten gegeben, man erinnere sich an den Tsunami von 2004, der Südostasien verwüstete und über 200000 Tote forderte. Natürlich hätte ein so besonderes Datum für die Maya eine bedeutende Rolle gehabt, ähnlich vielleicht unserem Wechsel des Milleniums, aber ein Ende der Welt haben uns die Maya nicht vorhergesagt.
Eine Zeitenwende
Vor diesem Hintergrund sprechen Bücher von Verschwörungstheoretikern und anderen dann auch folgerichtig nicht vom Ende der Welt, sondern titeln „2012 – die große Zeitenwende“, „2012 – die große Veränderung“ oder „2012- die Welt nimmt Kurs auf das goldene Zeitalter“. Sie sprechen von Bewusstseinsveränderungen, die zu einer grundlegend anderen Gesellschaft führen würden. Eine Gesellschaft, in der es genug für alle gäbe und man tun könne, was man wolle, da die Zwänge des Systems nicht mehr existieren würden.
Mal abgesehen von manch fragwürdiger Quelle (beispielsweise C. Fasching erhält seine Informationen laut eigenen Angaben von Erzengeln beim „Channeling“), so drücken diese Bücher und deren große Leserschaft aber etwas aus.
Es spiegelt eine große Sehnsucht wieder, einen Wunsch nach Freiheit, Gemeinschaft, Gerechtigkeit, eben nach einer besseren Welt. Ein Traum, den viele Menschen auf der Welt träumen. Weil international für viele ein Ende des Kapitalismus durch Menschen erkämpft auch durch die Schwäche der Linken und der Arbeiterbewegung zu weit weg erscheint, klammern sich manche an die vermeintliche Weisheit eines vergangenen Volkes oder flüchten sich in Verschwörungstheorien mit einfachen Erklärungsmustern und ggf. Handlungsanweisungen.
Die Welt geht dieses Jahr nicht unter und auch der Kapitalismus, der für die ganze Misere verantwortlich ist, verschwindet nicht von selbst. Er beweist nicht nur bei jeder neuen Naturkatastrophe, dass er unfähig ist, effektiv Hilfe für die Betroffenen zu organisieren, sondern auch im alltäglichen Leben kann das Profitprinzip des Kapitalismus die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen nicht befriedigen. Wir müssen selbst aktiv werden und ihn abschaffen bevor er uns abschafft.