Bericht von einer Veranstaltung zum Leben und Werk des nigerianischen Musikers
Dieser Artikel erschien am 15. September in englischer Sprache auf der Webseite der nigerianischen Schwesterorganisation der SAV socialistnigeria.org
Fela Kuti (1938-1997) war nicht nur ein einflussreicher Musiker sondern auch wichtiger politischer Aktivist. In Nigeria bleibt er das Symbol für Widerstand gegen Unterdrückung. Am 31. August lud das „Democratic Socialist Movement“ (DSM) in der Universität von Ibadan zu einer öffentlichen Veranstaltung unter dem Motto „Felabration 2012“. Thema sollte auch sein, welche Botschaft vom Widerstand Fela Kutis ausgeht.
von Godwin Paspel, DSM (Schwesterorganisation der SAV und Sektion des CWI in Nigeria), Ibadan
Dieses Treffen fand statt, nachdem es in den letzten sieben Jahren und trotz auch gewalttätiger Angriffe auf die Studierendengewerkschaft und linke Organisationen an den Hochschulen unter den Studierenden vergleichsweise wenig an politischer Aktivität gegeben hat. Mit dieser Veranstaltung wollten wir auch das politische Bewusstsein heben, die Linke wieder ins Spiel bringen sowie Studierende wie ArbeiterInnen von sozialistischen Ideen zu überzeugen.
Auf dem Podium saßen Segun Ajiboye, Vorsitzender der Ortsgruppe der Gewerkschaft ASUU („Academic Staff Union of Universities“; dt.: „Gewerkschaft des wissenschaftlichen Personals an Hochschulen“), Sola Olorunyomi von der ASUU und ehemaliger Vorsitzender der Studierendengewerkschaft in Ilorin, Segun Sango vom DSM, der Rechtsanwalt Alfred Adegoke, Interimssprecher und Kandidat der „Socialist Party Nigeria“ im Teilstaat Osun und HT Soweto von der Bildungskampagne „Education Right Campaign“. Bei der „Socialist Party Nigeria“ handelt es sich um eine offiziell registrierte Partei, die unter anderem auch unter Mitwirkung des DSM gegründet wurde.
Die Veranstaltung begann mit einem Einleitungsreferat von Abbey Trotsky, dem Vorsitzenden des DSM im Teilstaat Oyo. Er sagte, dass er nicht die Absicht habe, über das Vermächtnis von Fela Kuti zu diskutieren, der auch gar kein Marxist war. Vielmehr müsse es darum gehen, konkrete politische Lehren aus seinen Liedern zu ziehen und ihre Relevanz für den heutigen Kampf in den Vordergrund zu stellen.
Sola Olorunyomi erklärte, dass Fela Kuti in seiner Musik immer wieder die politischen und ökonomischen Bedürfnisse und Erwartungen der arbeitenden Bevölkerung in den Mittelpunkt gestellt hat. Dabei verwies er auf die Menge der Stücke, die Fela geschrieben hat, und rief die Anwesenden auf, den Kampf von Fela Kuti fortzusetzen und gemeinsam mit dem DSM für die sozialistische Umwandlung des Landes zu kämpfen.
Segun Ajiboye betonte, dass Fela für Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit eingetreten ist. Er beschränkte sich dabei nicht allein auf Nigeria sondern bezog sich auch auf das Vorgehen in Südafrika, das an die Apartheid erinnert. Segun nutzte auch die Gelegenheit, um über die asozialen Angriffe der Regierung auf die erwerbstätige Bevölkerung und die jungen Leute im Land zu sprechen.
Alfred Adegoke nahm auf einige der Musikstücke von Fela Kuti Bezug, um die Korruption und die Plünderung des öffentlichen Sektors – vor allem die Ölindustrie – anzuklagen. Er verwies auf die Korruption von heute und den fortgesetzten Raubzug im öffentlichen Sektor. Und obwohl es zum völligen Ausbluten der bestehenden Infrastruktur gekommen ist und grundlegende öffentliche Versorgungsdienstleistungen wie die Bildung und die Gesundheitsversorgung unter schwerem Beschuss vonseiten der neoliberalen Regierung stehen, graben die Kapitalisten und ihre politischen Vertreter die öffentlichen Ressourcen weiter ab. Adegoke meinte, dass wir zusammen an einer sozialistischen Alternative arbeiten müssen, um mit dem Kapitalismus zu brechen.
Segun Sango (siehe Foto) beschrieb Fela Kuti nicht nur als Freiheitskämpfer sondern auch als Menschenrechtsaktivist dessen Tod im Jahr 1997 ein schwerer Verlust für die arbeitende Bevölkerung Nigerias war. Segun beschrieb den katastrophalen Zustand der nigerianischen Wirtschaft und beschuldigte die kapitalistische Regierung und die etablierten Parteien, dass sie mit ihrem Verhalten im Sinne der imperialistischen Mächte für die soziökonomische Krise, die die „einfache Bevölkerung trifft, verantwortlich sind. Er machte klar, wie dringend nötig es ist, eine politische Alternative aufzubauen, damit die enormen Ressourcen, die heute zur Verfügung stehen, im Interesse der Bevölkerungsmehrheit eingesetzt werden.
Segun sagte den Anwesenden, dass das DSM die Initiative zur Gründung der „Socialist Party Nigeria“ ergriffen hat, um für die Wahlen eine politische Plattform zu schaffen. Er rief auch dazu auf, das DSM zu stärken, damit wir zu einem sozialistischen Gemeinwesen kommen, in dem der kollektive Reichtum unter demokratischer Kontrolle und Organisation durch den arbeitenden Teil der Bevölkerung verteilt wird.
Hassan Taiwo Soweto beschrieb die Krise, wie sie sich im nigerianischen Bildungssystem niederschlägt. Obgleich der Bildungsbereich schon längst in der Krise steckt, gebe es Pläne zu weiteren Einsparungen und Angriffen auf die Studierenden. Demnach seien dringend unabhängige Aktionen der Studierenden unter Mithilfe der Arbeiterorganisationen nötig, um die bevorstehenden Angriffe auf die öffentliche Bildung aufzuhalten.
Nach und während der Redebeiträge gab es auch einige kulturelle und unterhaltende Einlagen. Stücke von Fela wurden gespielt und es gab auch Berichte von Solidaritätsaktionen. Im Zuge der Veranstaltung wurde auch bekannt gegeben, dass die Tradition von politischen Diskussionsveranstaltungen, die alle zwei Wochen an der Uni organisiert wurden, wieder aufgegriffen werden wird.
Mit 150 TeilnehmerInnen war die Veranstaltung sehr erfolgreich. Darunter waren auch der Vorsitzende der Studierendengewerkschaft und eine Reihe von Beschäftigten der Universität. 21 TeilnehmerInnen traten dem DSM bei und 12 Personen beteiligten sich direkt nach dem Treffen an einer Sitzung der Ortsgruppe.
Homepage des DSM (Schwesterorganisation der SAV und Sektion des CWI in Nigeria): www.socialistnigeria.org
Homepage der „Socialist Party of Nigeria“: www.socialistpartyofnigeria.blogspot.de